Nur „Knip“und „Clark“schnitten gut ab
Stiftung Warentest nimmt sieben Versicherungsmakler-Apps fürs Smartphone unter die Lupe.
BERLIN (dpa) Dicke Ordner und unzählige Seiten Papier: Dieses Bild haben viele Menschen im Kopf, wenn sie an ihre Versicherungsunterlagen denken. Neue Anbieter wollen mit Smartphone-Apps, die auch die Arbeit des Maklers übernehmen, Abhilfe schaffen. Claudia Bassarak von der Stiftung Warentest erklärt, was sich Verbraucher darunter vorstellen können: „Versicherungsmakler-Apps erfüllen dieselben Aufgaben wie ein menschlicher Makler.“Die Apps seien das Bindeglied zwischen Kunde und Versicherer. Genau wie ihr menschliches Pendant sind sie nicht an ein Versicherungsunternehmen gebunden.
Makler befragen Kunden nach ihren Bedürfnissen, ermitteln Risiken und Wünsche. Aufgrund dieser Informationen empfehlen sie ein Produkt. Neben dem Vertragsabschluss betreuen Makler laufende Policen eines Kunden und weisen auf notwendige Anpassungen im Vertrag hin, wenn sich etwa die Lebensumstände des Kunden geändert haben, erklärt Bassarak. Gemeinsam mit ihren Kollegen hat die Warentesterin sieben kostenlose Makler-Apps verglichen, die diese Aufgaben auch übernehmen sollen. Dabei ging es unter anderem um die Qualität der Beratung und darum, wie leicht die App einen bestehenden Vertrag berücksichtigt. Ein weiteres Kriterium war die Einhaltung des Datenschutzes. Die Apps „Knip“und „Clark“schnitten insgesamt mit „gut“ab, alle anderen getesteten Apps waren schlechter.
Um eine Makler-App nutzen zu können, installiert der Kunde sie zunächst auf seinem Smartphone. Beim Registrieren gibt er persönliche Daten wie Namen, Adresse, Geburtsdatum und E-Mail-Adresse an und erhält Einblick in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Anbieters. Abschließend unterschreibt der Kunde ein sogenanntes Maklermandat und erlaubt der App somit, Verträge für ihn abzuschließen und Vertragsdaten bei Versicherungsunternehmen für bestehende Verträge einzuholen. Nach einiger Zeit zeigt die App an, welchen Vertrag der Kunde bei welchem Versicherer und zu welchen Bedingungen hat. Per Chat oder Telefon kann der Kunde auch Fragen zu seinen Policen stellen.
Überzeugt waren die Experten von den Programmen allerdings nicht immer: Sie hatten erwartet, dass Kunden ausführlicher und individueller informiert werden. Teilweise seien sie nur auf allgemeine Informationen verwiesen worden, erklärt die Stiftung Warentest.
Besser schnitt der Import bestehender Versicherungsverträge des Kunden in die App ab. Genau darin sieht Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen auch den Vorteil solcher Apps: „Sie bündeln im Idealfall alle Informationen über bestehende Verträge.“Verbraucher bekommen so einen guten Überblick über ihren Versicherungsschutz und können im Zweifel Lücken erkennen. Ein weiterer Vorteil sei, dass Kunden ihre Unterlagen von überall einsehen können.
Technisches Vorwissen brauchen Nutzer allerdings, wenn sie ihre Versicherungen per App regeln wollen, erklärt Ingo Weber von der
„Nutzer sollten sich nicht blind auf die Angebote verlassen.“
Elke Weidenbach Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen Makler-App „Knip“. Dabei müssten sie bedenken, dass komplizierte Versicherungsprodukte auf digitalem Wege nicht immer leicht zu erklären sind. Marc Kern von der Makler-App „Clark“sagt daher: „Wer bereits einen Makler hat und mit diesem zufrieden ist, braucht nicht zu wechseln.“
Für Verbraucherschützerin Weidenbach ist wichtig: „Nutzer sollten sich nicht blind auf die Angebote verlassen.“Besser sei es, zu vergleichen. Laut Bassarak sollten sich App-Nutzer außerdem sicher sein, dass sie wirklich einen Makler beauftragen wollen. Denn nicht alle Apps geben sich direkt als Versicherungsmakler zu erkennen. Wenn Kunden dies nicht bemerken, aber ein Maklermandat unterzeichnen, können sie unter Umständen ihren bisherigen Makler verlieren.
Auch sei zu bedenken, dass in puncto Datenschutz nur zwei der sieben getesteten Apps von den Warentestern als „unkritisch“eingestuft wurden. Außer „Clark“und „Feelix“sendeten alle Apps Daten an Dritte. „Die Mängel im Datenschutz-Test reichten von sehr gering bis deutlich“, erläutert Bassarak.