Saarbruecker Zeitung

Zuschauer in Saarlouis sollen Deutschlan­d zum Sieg tragen

Die Basketball-Nationalma­nnschaft des Frauen spielt am Samstag um 20 Uhr in der Stadtgarte­nhalle gegen Tschechien. Trainer Paar freut sich schon.

- VON DAVID BENEDYCZUK Produktion dieser Seite: Stefan Regel Tobias Fuchs

Vorfreude ja, Lampenfieb­er nein. „Natürlich ist es ein besonderes Spiel“, sagt Hermann Paar vor dem Auftakt der deutschen Basketball­erinnen in die EM-Qualifikat­ion. „Aber nervös werde ich in diesem Leben deshalb nicht mehr. Ich freue mich auf das Spiel in Saarlouis.“Der 63-Jährige blickt der Feuertaufe als Bundestrai­ner an diesem Samstag um 20 Uhr in der Saarlouise­r Stadtgarte­nhalle gelassen entgegen. Und mit einem guten Gefühl.

Denn letztlich hat das neu formierte deutsche Team gegen Tschechien, den Gastgeber der letzten Europameis­terschaft im Juni, mehr zu gewinnen als es zu verlieren hätte. Die letzte EM-Teilnahme Deutschlan­ds 2011 in Polen liegt sechs Jahre zurück. „Wir haben ein junges Team im Umbruch und treffen mit Tschechien auf einen hochfavori­sierten Gegner“, weiß Paar um die Schwere der Aufgabe gegen den Weltrangli­sten-Sechsten (Deutschlan­d ist 58.).

Dennoch glaubt er an eine Überraschu­ng: Zum einen sieht Paar eine „hochmotivi­erte Mannschaft“, die er seit Montag in Saarlouis zur Vorbereitu­ng um sich geschart hat. Zum anderen ist da der Heimvortei­l in der wohl voll besetzten Halle. „Saarlouis hat ein richtig gutes Publikum. Ich kann das ja beurteilen und habe es oft erlebt, dass uns die Zuschauer zum Sieg getragen haben“, sagt Paar augenzwink­ernd.

Zuletzt aber gab es für ihn in seiner zweiten Saison als Trainer der Bundesliga-Damen der Saarlouis Royals wenig zu lachen. Zwei Siege aus acht Spielen – die Bilanz des DBBL-Halbfinali­sten der Vorsaison ist trotz des jüngsten Erfolgs bei den BasCats Heidelberg wenig berauschen­d. Für Paar spielt das aktuell keine Rolle. „Ich kann das gut ausblenden Es ist ja nicht so, dass wir hoffnungsl­os abgeschlag­en sind. Die Situation bei den Royals ist, wie sie ist – aber das wird schon wieder“, sagt er, nachdem es zuletzt nach seinem TV-Interview und der Kritik an der Vereinsfüh­rung heftig rumort hatte (wir berichtete­n).

Den Glauben an eine bessere Zukunft hat Paar auch in Bezug auf den gebeutelte­n deutschen Damen-Basketball, den er nach der Amtsüberna­hme im März als Nachfolger des zurückgetr­etenen Bastian Wernthaler wieder aufpäppeln soll. „Wir liegen in Europa noch etwas zurück, aber ich sehe sehr viel Potenzial, dass sich das ändert. Unsere U16 ist im Vorjahr Vize-Europameis­ter geworden. Und auch in den Jahrgängen darüber können einige Spielerinn­en gutes bis sehr gutes europäisch­es Niveau erreichen“, sagt der Bundestrai­ner in Doppelfunk­tion. Paar betont, dass das Amt durchaus mit dem Royals-Trainerjob vereinbar sei: „Die Hauptmaßna­hmen mit dem Nationalte­am finden mit einem Lehrgang im Sommer statt. Während der Saison stehen neben der konzeption­ellen Arbeit das Sichten von Partien und der passenden Spielerinn­en im Fokus, zudem der stete Austausch mit den aktuellen Nationalsp­ielerinnen.“

Dabei unterstütz­en ihn seine Co-Trainer Marc Hahnemann und Patrick Unger, der Trainer des Bundesliga-Vierten BC Marburg, der mit fünf Akteurinne­n die meisten im Aufgebot für Tschechien und das zweite Qualifikat­ionsspiel am Mittwoch in Kortrijk beim EM-Dritten Belgien (20.30 Uhr) stellt. Darunter Finja Schaake (45 Länderspie­le) und Svenja Greunke (43), denen laut Paar eine Führungsro­lle bei seinem Pflichtspi­eldebüt als Bundestrai­ner zukommt. Gleiches gilt für Frankreich-Legionärin Svenja Brunckhors­t (44/Cavigal Nizza) und die in Polen bei Wisla Krakau spielende Sonja Greinacher (44).

Mit Levke Brodersen, die ihr 13. Länderspie­l bestreiten wird, und Nadjeschda Ilmberger setzt Paar auch auf zwei Saarlouise­rinnen. Centerin Ilmberger, mit 1,90 Metern die größte im Aufgebot, feierte beim Lehrgang im Sommer ihr Debüt, als in den vier bisherigen Testspiele­n unter Paar gegen Litauen, Senegal und die Niederland­e drei Siege und nur eine Niederlage im Doppelverg­leich mit den Balten herausspra­ngen. „Da haben die Mädels gesehen, dass sie sich nicht verstecken brauchen“, zieht Paar daraus Optimismus, weiß aber auch: „Mit Tschechien und Belgien haben wir zwei sehr schwere Gegner. Das kann in beide Richtungen gehen.“

Generell sei Geduld gefragt: „Wenn wir die aufbringen, wird der Weg wieder nach oben führen. Ich denke, dass ein Land wie Deutschlan­d immer bei einer EM dabei sein muss. Dafür wollen wir in den nächsten Jahren die Grundlage legen.“Und der erste Schritt in diese Richtung soll in Saarlouis passieren.

Karten für zehn Euro gibt es am Samstag ab 18.30 Uhr in der Stadtgarte­nhalle.

 ?? FOTO: RUPPENTHAL ?? Mit 1,90 Metern ist die Saarlouise­rin Nadjeschda Ilmberger (rechts) die größte Spielerin im deutschen Aufgebot. In dem steht auch Katharina Fikiel aus Keltern (Mitte), die Ilmberger hier beim Wurf zu stören versucht.
FOTO: RUPPENTHAL Mit 1,90 Metern ist die Saarlouise­rin Nadjeschda Ilmberger (rechts) die größte Spielerin im deutschen Aufgebot. In dem steht auch Katharina Fikiel aus Keltern (Mitte), die Ilmberger hier beim Wurf zu stören versucht.
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FOTO: RUPPENTHAL Nationaltr­ainer und Royals-Coach Hermann Paar glaubt an eine Überraschu­ng.

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