Saarbruecker Zeitung

Zoff um Glööckler-Auftritt in Ludwigskir­che

Den Protest gegen seinen Auftritt in der Saarbrücke­r Ludwigskir­che nimmt der exzentrisc­he Modedesign­er gelassen.

- Die Fragen stellte Marko Völke

SAARBRÜCKE­N Der Modemacher Harald Glööckler steht für Glitzer und Glamour. Am 27. November (19.30 Uhr; Karten unter www.dekaart.de) kommt er auf seiner so genannten Kirchentou­r, „Glööcklich­e Weihnachte­n“, zusammen mit Kathy Kelly und dem Tenor Jay Alexander in die Saarbrücke­r Ludwigskir­che. Der Auftritt sorgte bereits im Vorfeld in den sozialen Netzwerken für Unmut.

Wie ist die Idee zu dieser Kirchentou­r entstanden?

Die Idee entstand, nachdem ich mit viel Erfolg bei einem „GoSpecial“in einem großen Kino in Sulzbach im Taunus als Speaker (Sprecher, Anm. d. R.) auftrat. „GoSpecial“ist ein moderner Gottesdien­st, der speziell für kirchendis­tanzierte Menschen konzipiert ist, Menschen, die der Kirche eher kritisch gegenüber stehen. Über 700 Besucher besuchten diesen Gottesdien­st. Eine große Teilnahme, über die sich einige Gemeinden freuen, beziehungs­weise so mancher Pfarrer, wie man so schön sagt, ,die Finger lecken’ würde.

Hatten Sie vor dem ersten Auftritt Bedenken?

Bedenken möchte ich nicht sagen, aber ich hatte schon einen großen Respekt davor, da ich ein Mensch bin, der sehr profession­ell arbeitet und immer das Beste abliefern möchte. Ich kann ja auch als Motivation­strainer gebucht werden, aber in einer Kirche zu sprechen ist doch noch einmal eine andere Sache.

Was werden Sie den Besuchern auf der Tour predigen?

Glööckler

In diesem Fall geht es ja nicht um eine Predigt, sondern darum den Menschen die Weihnachts­geschichte vorzulesen, darüber zu sinnieren, zu reflektier­en und ihnen meine Ansicht betreffs der Weihnachts­geschichte und Weihnachte­n nahe zu bringen.

Im Vorfeld hat die geplante Veranstalt­ung in Saarbrücke­n schon für Wirbel gesorgt...

Wissen Sie, ich habe nie gesagt, dass ich an diesem Abend predigen würde. Mich hat auch keiner gefragt, sondern wie oft üblich, ist das Fallbeil der Verurteilu­ng über den Geächteten herunterge­rast, ohne ihn zu befragen oder anzuhören. Das allerdings erscheint mir wenig christlich. Die meisten Äußerungen haben mit Nächstenli­ebe nichts zu tun, sondern sind tief unter der Gürtellini­e. Allerdings tangiert mich das nicht einmal peripher, denn das sind allenfalls geäußerte Emotionen einzelner Personen, oftmals getragen von Neid, Selbstzwei­feln, nicht erfüllten Wünschen und einem unbefriedi­gten Leben. Oftmals verurteile­n und verachten Menschen gerade das, was sie sich selbst nicht zugestehen können und was sie anderen neiden. Dies mündet dann oftmals in einer selbstherr­lichen Verurteilu­ng anderer. Diese Menschen nehmen sich das Recht und richten darüber, was andere im Namen des Glaubens oder Gottes tun dürfen und was nicht. Und genau dieses Verhalten war Jesus zuwider. Zitat: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!“(Johannes-Evangelium 8, 7, Anm. d. R.)

Was halten Sie Ihren Kritikern entgegen, die denken, dass die Ludwigskir­che nicht der geeignete Ort für diesen Abend ist?

Ich halte ihn gar nichts entgegen. Sie haben ein Recht auf eine eigene Meinung.

Gehen Sie regelmäßig in die Kirche und was bedeutet diese für Sie?

Nein, ich gehe nicht regelmäßig in die Kirche, aber ich bete regelmäßig. Um Gott nahe zu sein, benötigt man nicht zwingend eine Kirche. Ich mag die Kirche als Gebäude, als Ort der Ruhe und Stille sehr gern, habe allerdings seit einigen Jahren gewisse Probleme mit der Institutio­n Kirche und bin deshalb auch ausgetrete­n.

Wie gläubig sind Sie?

Glööckler Ich bin in einem gesunden Maße gläubig. Ich glaube an eine höhere Macht oder wie immer wir das nennen möchten, allerdings warne ich auch vor fanatische­m Glauben.

Wie feiern Sie selbst Weihnachte­n?

Ich feiere Weihnachte­n mit Freunden, Familie und Billy King, mit meinen zirka 300 großen und kleinen Engeln im Haus, mit meiner Mutter-Gottes-Statue im Garten und natürlich mit echten Engeln, die immer um uns herum sind. Am Abend kommt das Christkind. Es duftet herrlich nach Weihnachts­braten, nach Gebäck, Zimt, Vanille, Orange und nach Nüssen. Und es glitzert noch mehr im Hause „Glööckler“als sonst. Das ganze Chateau Pompöös erstrahlt im weihnachtl­ichen Lichtergla­nz.

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 ?? FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA ?? Gelobet sei, was schön glitzert: Am 27. November liest Modezar Harald Glööckler in der Saarbrücke­r Ludwigskir­che aus der Weihnachts­geschichte. Das bescherte dem Designer, der mit besonderer Hingabe ältere, füllige Damen einkleidet, bereits Ärger in den...
FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Gelobet sei, was schön glitzert: Am 27. November liest Modezar Harald Glööckler in der Saarbrücke­r Ludwigskir­che aus der Weihnachts­geschichte. Das bescherte dem Designer, der mit besonderer Hingabe ältere, füllige Damen einkleidet, bereits Ärger in den...

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