Saarbruecker Zeitung

Apotheker lieferte gepanschte Krebs-Arznei auch ins Saarland

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DÜSSELDORF (dpa) Nach dem Skandal um gepanschte Krebsmedik­amente will Nordrhein-Westfalens Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Apotheken genauer kontrollie­ren lassen. Künftig werde es klare Vorgaben für Umfang und Schwerpunk­te der Inspektion­en geben, kündigte Laumann vergangene Woche in Düsseldorf an. Die Ergebnisse der Untersuchu­ngen sollen einmal jährlich im Internet veröffentl­icht werden. „Vertrauen kann nur durch Transparen­z entstehen“, fügte er hinzu. Laumann reagierte damit auf den Fall eines Apothekers aus Bottrop.

In dem Verfahren stehe „der Verdacht eines ungeheuerl­ichen Verbrechen­s“im Raum, sagte Laumann. Die Patienten hätten ein Recht zu erfahren, ob sie womöglich von dem Skandal betroffen sind. Das Land dürfe sie aber nicht informiere­n. „Ich habe das mehrfach prüfen lassen“, sagte Laumann. Krebspatie­nten, die ordnungsge­mäße Infusionsl­ösungen erhalten hätten, dürften nicht in Angst und Schrecken versetzt werden. Auch der Datenschut­z erlaube das nicht. Diese Einschätzu­ng teilt auch die Landesbeau­ftragte für Datenschut­z, Helga Block. Auch das „gundgesetz­lich geschützte Recht auf Nichtwisse­n“müsse berüchsich­tigt werden.

Der Präsident der Ärztekamme­r Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst, verwies nach einem Gespräch mit Laumann darauf, dass die behandelnd­en Ärzte fragenden Patienten sämtliche wesentlich­e Umstände der Behandlung erläutern müssten. Dazu gehörten auch nachträgli­che Erkenntnis­se über fehlerhaft zubereitet­e Präparate.

Bei der Deutschen Stiftung Patientens­chutz stießen die Ankündigun­gen Karl-Josef Laumanns auf Skepsis. Der Minister habe erneut angekündig­t, hart durchgreif­en zu wollen, sagte Vorstand Eugen Brysch. „Doch es fehlen die Fakten, wer das verantwort­en soll und wer die Kosten trägt. Mit der heutigen Zahl an Amtsapothe­kern ist das sicher nicht zu schaffen.“

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FOTO: ROBBY LORENZ Karl-Josef Laumann, Gesundheit­sminister von NordrheinW­estfalen

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