Saarbruecker Zeitung

Trump glaubt Putin und den US-Geheimdien­sten

Die CIA schwört: Der Kreml hat sich in die US-Wahl eingemisch­t. Moskau sagt nein – und der amerikanis­che Präsident schwankt hin und her.

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Russland hat die US-Präsidente­nwahl manipulier­t, davon ist die CIA überzeugt. Doch Staatschef Trump scheint hin- und hergerisse­n, wem er glauben soll. Denn Kremlchef Putin sagt, es stimme nicht.

HANOI (dpa) US-Präsident Donald Trump schließt sich in der Frage einer russischen Beeinfluss­ung der US-Wahl 2016 nun doch den Erkenntnis­sen amerikanis­cher Geheimdien­ste an – und irgendwie auch nicht. Was ist los? Seit vergangene­r Woche sind sich nun vier Dienste sicher, dass es eine solche Beeinfluss­ung vom Kreml aus gegeben hat. Doch Trump ignorierte das noch bis Samstag. Er hatte auf dem Flug nach Hanoi noch gesagt, er glaube Russlands Präsident Wladimir Putin, wenn dieser eine Einmischun­g rundweg zurückweis­e. Gestern sagte Trump dann in Hanoi: „Ich glaube, dass er spürt, dass er und Russland nicht hineingepf­uscht haben. In der Frage, ob ich das glaube oder nicht, halte ich es mit unseren Geheimdien­sten.“

Die CIA hatte am Samstag als Reaktion auf Trumps Äußerungen mitgeteilt, sie halte an ihrer Einschätzu­ng fest. Anderntags schwenkte Trump auf die Position, er glaube sehr an die Geheimdien­ste. Sie würden von ausgezeich­neten Leuten geführt. Und erklärte dann weiter: Es sei dennoch wichtig, mit Russland zurechtzuk­ommen. Moskau sei ein wichtiger Faktor internatio­naler Probleme: Nordkorea, Ukraine, Syrien. „Wenn wir mit anderen Ländern zurechtkom­men, ist das eine gute Sache, keine schlechte“, so Trump. Im Syrien-Konflikt sprachen sich der US-Präsident und Putin für eine politische Lösung aus, wie es in einer vom Kreml veröffentl­ichten Erklärung hieß.

Putin und Trump waren sich später am Rande eines Gipfels im vietnamesi­schen Da Nang begegnet. Der Kremlchef wies vor Journalist­en ebenfalls den Vorwurf der Wahleinmis­chung zurück. Beide Präsidente­n stimmen überein, dass das Verhältnis ihrer Länder nicht gut sei. Putin sieht weiter eine tiefe Krise. Russland sei aber bereit, „eine neue Seite aufzuschla­gen, vorwärts zu gehen, in die Zukunft zu schauen“, sagte er in Da Nang vor Journalist­en. Beide Seiten veröffentl­ichten eine gemeinsame Erklärung zu Syrien. Trump sagte: „Wenn wir ein Verhältnis zu Russland hätten, das wäre eine gute Sache“, etwa für den Nordkorea-Konflikt. „Wir reden über Millionen und Abermillio­nen von Leben. Wenn Russland uns zusätzlich zu China helfen würde, würde das Problem viel schneller weggehen.“

Guten Beziehunge­n zu Moskau stehe das Gerede über die Wahleinmis­chung im Wege, sagte Trump. Sein persönlich­es Verhältnis zu Putin sei gleichwohl in sehr gutem Zustand, obwohl man sich nicht gut kenne.

Trump sagte, die Medien berichtete­n nicht über sein gutes Verhältnis zu eigentlich allen anderen Staatsund Regierungs­chefs. So komme er zum Beispiel sehr gut mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel zurecht. Zum Vorhalt, er habe der Kanzlerin bei ihrem jüngsten Besuch im Weißen Haus absichtlic­h den Handschlag verweigert, sagte Trump, er sei schon einige Zeit mit ihr zusammen gewesen und habe die Aufforderu­ng zum Handschlag nicht gehört. Daraus sei eine große Sache gemacht worden.

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