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Alle Jahre wieder flattern in der Vorweihnachtszeit Spendenaufrufe ins Haus. Das reicht von der Hilfe für Hurrikanopfer bis zur Rettung des Regenwaldes. Doch nicht alle Spendensammler sind seriös.
BERLIN
(dpa) Das Geschäft mit Mitleid und Hilfsbereitschaft boomt. „Die Deutschen spenden etwa sieben Milliarden Euro pro Jahr“, erklärt Burkhard Wilke, Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) in Berlin. Doch wo viel Geld zu holen ist, sind auch schwarze Schafe zu finden. Spendenwillige sollten sich deshalb informieren, wen sie unterstützen und wovon sie besser die Finger lassen.
Siegel:
Das DZI, finanziert aus öffentlichen Mitteln, vergibt ein Spendensiegel an seriöse Organisationen. Aktuell sind es rund 230 aus dem humanitären sowie dem Tierschutzoder Umweltschutzbereich. „Wir prüfen sieben Kriterien, die ausschlaggebend dafür sind, dass zwischen Spendern und der Organisation Vertrauen geschaffen wird“, sagt Wilke. Dazu gehörten zum Beispiel eine gute Leitungs- und Aufsichtsstruktur, Transparenz bei den Finanzen und eine glaubhafte Spendenwerbung ohne emotionalen Druck.
Die jährliche Prüfung muss die Organisation, die sich für das Spendensiegel bewirbt, selbst bezahlen. Wegen dieser Kosten sparen sich allerdings gerade kleinere Hilfsorganisationen diese Ausgaben und den Aufwand. Man kann daher nicht generell sagen, dass Hilfsorganisationen, die das Spendensiegel nicht tragen, unseriös sind.
Das DZI erteilt daher auf seiner Internetseite auch Auskünfte zu weiteren 200 Organisationen ohne Siegel. Hier wird auch vor manchen Spendensammlern gewarnt. Ansonsten sollte sich jeder die Zeit nehmen, selbst gewisse Kriterien zu prüfen.
Steuerliche Gemeinnützigkeit:
„Für eine Spende sollte die steuerliche Gemeinnützigkeit eine Mindestvoraussetzung sein“, betont Burkhard Wilke. Damit habe das Finanzamt schon eine gewisse Kontrolle. Außerdem ist die Spende steuerlich absetzbar, und zwar bis zu 20 Prozent des Einkommens. Eine Spendenquittung ist allerdings erst nötig ab 200 Euro. Bei niedrigeren Beträgen reichen die Überweisungsbelege.
Transparenz:
Wie offen geht eine Organisation mit ihren Finanzdaten um? Wer wissen will, wo genau die Spendengelder landen, sollte sich die Jahresabschlüsse ansehen, die seriöse Hilfswerke zugänglich machen. Dabei sind Werbungs- und Verwaltungskosten nicht prinzipiell als negativ anzusehen, sondern notwendig. Allerdings sollten sie angemessen sein. „Von 100 Euro, die eine Spendensiegel-Organisation im Jahr ausgibt, gehen durchschnittlich 87 Euro in die direkten Programme und 13 Euro in Werbung und Verwaltung“, veranschaulicht Wilke.
Der Deutsche Spendenrat, ein Dachverband von 65 gemeinnützigen Organisationen, hat in seiner Selbstverpflichtung den Punkt man lieber die Finger davon lassen.“
Auch Burkhard Wilke warnt vor Nötigung. Die gebe es nicht nur bei Straßenwerbung. Würden in Spendenbriefen systematisch extreme Fotos verwendet und dem Adressaten ein schlechtes Gewissen oder eine persönliche Verantwortung eingeredet, sei das als unseriös anzusehen. „Wenn wir solche Hinweise für eine Hilfsorganisation immer wieder vorliegen haben, ist allein das für uns ein Grund, von ihr abzuraten oder sogar vor ihr zu warnen“, sagt der Geschäftsführer des DZI.
Haustürverkäufe: Diese müssen nicht, können aber unseriös sein. Oft geht es dabei um Fördermitgliedschaften. Diese helfen den Organisationen, weil sie Werbungsund Verwaltungskosten einsparen. „Wenn man sich allerdings dauerhaft zu einer Förderung verpflichtet, sollte der Qualitätsanspruch an die Organisation umso höher sein“, meint Wilke. „Seriöse Organisationen erlauben jederzeit, wieder auszutreten. Unseriöse tun es nicht, da steht dann klein gedruckt, dass die Mitgliedschaft mindestens zwei Jahre beträgt.“
Das fehlende Widerrufsrecht sieht auch Juristin Rehberg kritisch. „Dann hat man das Problem, dass man in dem Vertrag festhängt. Auch hier ist wichtig, dass man sich die Bedingungen in Ruhe durchliest und eine Nacht drüber schläft.“Auch bei Waren, die angeblich von behinderten Menschen hergestellt worden sind und an der Haustür an den Mann gebracht werden sollen, ist laut DZI Vorsicht geboten.
Wer sich nach allen Überlegungen entschieden habe, dass er Geld spenden möchte, sollte das besser nicht nach dem Gießkannenprinzip tun, rät Spendenrats-Geschäftsführerin Daniela Geue. „Je mehr ich meine Spende stückle, umso höher sind die Verwaltungsaufwände. Zwar helfe jeder Euro, aber bei einem Fünf-Euro-Betrag bleibe natürlich weniger Geld für den Spendenzweck übrig als bei einem größeren Betrag.“www.dzi.de