Der schwarze und der weiße Riese
Die Halde in Göttelborn ist eine der massivsten im Saarland. Sie thront am nördlichen Rand des Saarkohlenwaldes.
über den Gipfel. Zur Linken sieht der Besucher zwei Kraftwerke. Das Kohle- und Grubengaskraftwerk „Weiher“und ein Solarkraftwerk. Seit 1918 verbrennt „Weiher“Kohle zur Stromerzeugung, bezieht sein Kühlwasser über ein zwölf Kilometer langes Rohr aus der Saar. Sein Schornstein ist mit 232 Metern der höchste des Saarlandes. Gesichert ist der Betrieb bis November 2019, die Energiewende naht. 724 Megawatt (MW) Energie hält „Weiher“für die Stromnetze bereit. Das Solarkraftwerk daneben speist seit 2004 acht MW Strom ins Netz ein. Das Sonnenkraftwerk steht dort, wo von 1975 bis 1990 der 36 Hektar große „Absinkweiher West“liegt.
Auf dem Haldenplateau angekommen, bietet der Blick zurück ein fantastisches Panorama. Der Kohlbachweiher sieht von hier aus wie eine kleine Pfütze, Quierschieds Häuser verwachsen mit dem Saarkohlenwald. An klaren Tagen zeichnen sich am Horizont die Vogesen und der Pfälzerwald ab. Auf der Nordseite sieht die Welt anders aus. Die Haldenflanke ist bewachsen. Der Besucher sieht Eppelborn, Illingen, Merchweiler, den Schaumberg und den Hünsrück. Der Blick wandert an den Fuß der Halde. Die Autobahn A 8. Im Osten das Gelände, auf dem im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiter aus dem Osten in Hütten leben müssen. Sie fahren im Russenstollen ein, dessen Eingang heute noch zu sehen ist. Beim Blick von der Halde auf das Grubengelände fallen drei Fördertürme in das Auge. Die zwei kleineren stehen unter Denkmalschutz. Und natürlich der große Förderturm, den die Göttelborner „weißer Riese“nennen. Er überragt mit seinen 90 Metern den Gipfel der Halde. Eine Landmarke. Die noch gar nicht so alt ist.
1994 stellt die Grube die Anlage an Schacht IV fertig. Das Loch ist 1160 Meter tief. Der Förderturm kann bis zu 34 Tonnen Last mit einer Geschwindigkeit von 65 km/h oder 93 Bergleute mit 43 km/h bewegen. 10 000 PS lassen die Seilscheiben mit einem Durchmesser von 7,5 Metern und 6,8 Zentimeter dicken Stahlseilen drehen. Der Förderturm ist bis heute der höchste der Welt. 200 Millionen Euro kostet die Anlage, die die Zukunft der Grube sichern sollte. Doch bereits 1997 kündigt sich das Aus für die Grube an. Als sie im Jahr 2000 schließt, verlieren 3000 Mann ihren Arbeitsplatz. Das damalige Gerücht, dass der Turm nach China verkauft werden soll, hat sich nie bewahrheitet. Aus der Schachtanlage ist nie Kohle gefördert worden. Dabei haben die Bergleute im Göttelborner Kohlerevier noch 220 Millionen Tonnen Kohle vor Augen. Insgesamt hinterlassen die Bergmänner ein Streckennetz unter Tage, das die Länge von knapp 130 Kilometern hat.
Inzwischen ist auf dem alten Grubengelände das nächste Zukunftsversprechen beheimatet: Ein Gewerbepark, ein Uni-Campus hat sich angesiedelt, die Polizei will dort ausbilden. Mehrere Hundert Arbeitsplätze sind auf dem alten Grubengelände bisher entstanden. Auch dort ist ein Haldeneinstieg. Direkt an einem Café. Doch dieser Aufstieg startet nicht ganz unten.
Alle Teile der Serie:
1. Die Gipfel der Berge
2. Halde Grühlingstraße
3. Halde Lydia
4. Halde Göttelborn
5. Halde Landsweiler-Reden
6 Halde Duhamel
7. Leserfotos
8 Interview mit Delf Slotta www.saarbruecker-zeitung.de/ halden