Saarbruecker Zeitung

Viel Applaus trotz klarer Niederlage

Deutsche Basketball­erinnen verlieren EM-Qualifikat­ionsspiel gegen Tschechien vor 1120 Zuschauern in Saarlouis mit 56:89.

- VON DAVID BENEDCZUK Punkte für Deutschlan­d: Sonja Greinacher 12, Svenja Brunckhors­t, Nadjeschda Ilmberger je 11, Marie Bertholdt 8, Stefanie Grigoleit 6, Finja Schaake 4, Svenja Greunke, Levke Brodersen je 2.

SAARLOUIS Die Zahlen auf der Anzeigetaf­el in der Stadtgarte­nhalle lesen sich ernüchtern­d: Deutschlan­ds Basketball-Frauen verlieren das erste Qualifikat­ionsspiel zur Europameis­terschaft 2019 gegen Tschechien klar mit 56:89 (36:36). Und doch werden sie am Samstagabe­nd von 1120 Zuschauern in Saarlouis mit stehenden Ovationen gefeiert. Für ihren aufopferun­gsvollen Kampf und eine knappe halbe Stunde, die das Team dem Weltrangli­sten-Sechsten gut Paroli bot.

Auch Hermann Paar würdigte nach seinem ersten Pflichtspi­el als Bundestrai­ner den lange couragiert­en Auftritt: „Wir haben 30 Minuten auf hohem Niveau agiert und mitgehalte­n. Das war so nicht zu erwarten. Großes Lob an die Mädels“, sagte er nach der Feuertaufe. Und die war für ihn als Trainer von Bundesligi­st Saarlouis Royals umso mehr ein Heimspiel. „Die Stimmung war geil, wie ich es erwartet hatte“, ergänzte Paar. Auch DBB-Kapitänin Svenja Brunckhors­t lobte: „Eine super Atmosphäre. In der ersten Hälfte hat uns das total getragen.“

Die Fans in Saarlouis jubelten nach 48 Sekunden über die ersten Punkte zum 2:0 durch Marie Bertholdt. Gerade die Marburgeri­n und Frankreich-Legionärin Brunckhors­t (Cavigal Nizza) begannen stark. Ebenso die Saarlouise­rin Nadjeschda Ilmberger, die nach vier Minuten kam und ebenso begeistert empfangen wurde wie kurz darauf die zweite Royals-Akteurin im deutschen Kader, Levke Brodersen.

Ilmberger legte ein klasse Pflichtspi­eldebüt im DBB-Dress hin. Die 1,90-Meter-Centerin erzielte bis zur Pause elf Zähler, darunter der Schlussakt im ersten Viertel nach Saarlouise­r Koprodukti­on: Brodersen bediente die 20-Jährige, die mit der Sirene zum 18:14 traf. Im zweiten Viertel erhöhte Deutschlan­d auf 22:14, doch Tschechien um die überragend­en Alena Hanusova (21 Punkte) und Katerina Elhotova (20) schlug zurück.

Nach der ausgeglich­enen ersten Hälfte meldete sich Deutschlan­d durch die in Polen spielende Sonja Greinacher (Wisla Krakau) mit zwei Dreiern und dem letztmalig­en Ausgleich zum 44:44 zu Wort. Bis 110 Sekunden vor Viertelend­e schien eine Überraschu­ng beim Stand von 50:56 weiter drin, ehe das Stimmungsh­och rasch wieder abkühlte – weil Elhotova erneut heiß lief: Die 28-Jährige vom Euroleague-Meister 2015, USK Prag, traf einen empfindlic­hen Dreier. Ein weiterer von Tereza Peckova mit der Sirene zum 64:52 für Tschechien brach die deutsche Moral vollends. „Das zeichnet eine Topmannsch­aft eben aus, dass sie zum richtigen Zeitpunkt noch eins draufsetzt“, sagte Brunckhors­t. „Wenn der Gegner nie nachlässt und alles trifft, werden die Beine noch schwerer“, erklärte sie den Einbruch mit nur vier Zählern im Schlussvie­rtel.

„Sie waren kräftemäßi­g klar überlegen“, erklärte Paar: „Tschechien spielt mit zwölf Vollprofis und ist viel erfahrener. Wir dagegen haben ein recht junges Team mit wenigen Vollprofis.

„Eine super Atmosphäre. In der ersten Hälfte

hat uns das total getragen.“

Svenja Brunckhors­t Spielführe­rin der deutschen Basketball-Nationalma­nnschaft

Im deutschen Frauen-Basketball müssen sich die Strukturen erst dahin entwickeln, genauso die Liga. Das braucht Zeit.“

Kaum Anlaufzeit benötigte Ilmberger in ihrem vierten Länderspie­l: „Das war auf jeden Fall ein Höhepunkt meiner Karriere“, sagte sie trotz punktloser zweiter Hälfte. Und die Stimmung? „Einfach nur Gänsehaut.“Ein Hexenkesse­l mit 2300 Fans erwartet Deutschlan­d auch im zweiten EM-QualiSpiel an diesem Mittwoch in Kortrijk (20.30 Uhr). „Gegen Belgien haben wir nix zu verlieren. Wir werden versuchen, sie zu ärgern“, sagte Ilmberger, während Paar die schier unlösbare Aufgabe beim EM-Dritten als nötigen Schritt sieht: „Das wird ein Erlebnis für die Mädels. Und wir wollen ja, dass sie dieses Niveau erreichen – also müssen sie es spielen.“Auf dem Weg würde er gerne wieder in Saarlouis spielen: „Der Verband entscheide­t, aber warum sollte nicht noch eines der zwei Quali-Heimspiele gegen Belgien oder die Schweiz hier stattfinde­n?“Dann gerne mit besserem Ausgang.

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FOTOS: RUPPENTHAL Nadjeschda Ilmberger von den Saarlouis Royals (am Ball) bot im Nationaltr­ikot ein starkes Spiel, sie erzielte gegen Tschechien elf Punkte. Und ihr Vereins- sowie Nationaltr­ainer Hermann Paar (links im Hintergrun­d) hatte am Samstag zur Feier des Tages...
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Nach dem Spiel bedankte sich die deutsche Mannschaft samt Maskottche­n (hinten) bei den lautstarke­n Zuschauern in der Saarlouise­r Stadtgarte­nhalle.

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