Viel Applaus trotz klarer Niederlage
Deutsche Basketballerinnen verlieren EM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien vor 1120 Zuschauern in Saarlouis mit 56:89.
SAARLOUIS Die Zahlen auf der Anzeigetafel in der Stadtgartenhalle lesen sich ernüchternd: Deutschlands Basketball-Frauen verlieren das erste Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 2019 gegen Tschechien klar mit 56:89 (36:36). Und doch werden sie am Samstagabend von 1120 Zuschauern in Saarlouis mit stehenden Ovationen gefeiert. Für ihren aufopferungsvollen Kampf und eine knappe halbe Stunde, die das Team dem Weltranglisten-Sechsten gut Paroli bot.
Auch Hermann Paar würdigte nach seinem ersten Pflichtspiel als Bundestrainer den lange couragierten Auftritt: „Wir haben 30 Minuten auf hohem Niveau agiert und mitgehalten. Das war so nicht zu erwarten. Großes Lob an die Mädels“, sagte er nach der Feuertaufe. Und die war für ihn als Trainer von Bundesligist Saarlouis Royals umso mehr ein Heimspiel. „Die Stimmung war geil, wie ich es erwartet hatte“, ergänzte Paar. Auch DBB-Kapitänin Svenja Brunckhorst lobte: „Eine super Atmosphäre. In der ersten Hälfte hat uns das total getragen.“
Die Fans in Saarlouis jubelten nach 48 Sekunden über die ersten Punkte zum 2:0 durch Marie Bertholdt. Gerade die Marburgerin und Frankreich-Legionärin Brunckhorst (Cavigal Nizza) begannen stark. Ebenso die Saarlouiserin Nadjeschda Ilmberger, die nach vier Minuten kam und ebenso begeistert empfangen wurde wie kurz darauf die zweite Royals-Akteurin im deutschen Kader, Levke Brodersen.
Ilmberger legte ein klasse Pflichtspieldebüt im DBB-Dress hin. Die 1,90-Meter-Centerin erzielte bis zur Pause elf Zähler, darunter der Schlussakt im ersten Viertel nach Saarlouiser Koproduktion: Brodersen bediente die 20-Jährige, die mit der Sirene zum 18:14 traf. Im zweiten Viertel erhöhte Deutschland auf 22:14, doch Tschechien um die überragenden Alena Hanusova (21 Punkte) und Katerina Elhotova (20) schlug zurück.
Nach der ausgeglichenen ersten Hälfte meldete sich Deutschland durch die in Polen spielende Sonja Greinacher (Wisla Krakau) mit zwei Dreiern und dem letztmaligen Ausgleich zum 44:44 zu Wort. Bis 110 Sekunden vor Viertelende schien eine Überraschung beim Stand von 50:56 weiter drin, ehe das Stimmungshoch rasch wieder abkühlte – weil Elhotova erneut heiß lief: Die 28-Jährige vom Euroleague-Meister 2015, USK Prag, traf einen empfindlichen Dreier. Ein weiterer von Tereza Peckova mit der Sirene zum 64:52 für Tschechien brach die deutsche Moral vollends. „Das zeichnet eine Topmannschaft eben aus, dass sie zum richtigen Zeitpunkt noch eins draufsetzt“, sagte Brunckhorst. „Wenn der Gegner nie nachlässt und alles trifft, werden die Beine noch schwerer“, erklärte sie den Einbruch mit nur vier Zählern im Schlussviertel.
„Sie waren kräftemäßig klar überlegen“, erklärte Paar: „Tschechien spielt mit zwölf Vollprofis und ist viel erfahrener. Wir dagegen haben ein recht junges Team mit wenigen Vollprofis.
„Eine super Atmosphäre. In der ersten Hälfte
hat uns das total getragen.“
Svenja Brunckhorst Spielführerin der deutschen Basketball-Nationalmannschaft
Im deutschen Frauen-Basketball müssen sich die Strukturen erst dahin entwickeln, genauso die Liga. Das braucht Zeit.“
Kaum Anlaufzeit benötigte Ilmberger in ihrem vierten Länderspiel: „Das war auf jeden Fall ein Höhepunkt meiner Karriere“, sagte sie trotz punktloser zweiter Hälfte. Und die Stimmung? „Einfach nur Gänsehaut.“Ein Hexenkessel mit 2300 Fans erwartet Deutschland auch im zweiten EM-QualiSpiel an diesem Mittwoch in Kortrijk (20.30 Uhr). „Gegen Belgien haben wir nix zu verlieren. Wir werden versuchen, sie zu ärgern“, sagte Ilmberger, während Paar die schier unlösbare Aufgabe beim EM-Dritten als nötigen Schritt sieht: „Das wird ein Erlebnis für die Mädels. Und wir wollen ja, dass sie dieses Niveau erreichen – also müssen sie es spielen.“Auf dem Weg würde er gerne wieder in Saarlouis spielen: „Der Verband entscheidet, aber warum sollte nicht noch eines der zwei Quali-Heimspiele gegen Belgien oder die Schweiz hier stattfinden?“Dann gerne mit besserem Ausgang.