Saarbruecker Zeitung

US-Präsident Trump beendet Asien-Reise

Die Nordkorea-Krise, der Handelskon­flikt mit China, die Rolle der USA – viel war erwartet worden von der Präsidente­n-Reise durch Asien. Wenig davon wurde erfüllt.

- VON MARTIN BIALECKI

Nach fast zwei Wochen ist US-Präsident Trump von seiner Asien-Reise zurückgeke­hrt. Konkrete Ergebnisse sind kaum auszumache­n, weder beim Nordkorea-Konflikt noch beim Thema Menschenre­chte.

(dpa) Eine große Versicheru­ng sollte Donald Trumps Reise sein. Klarheit bringen für Verbündete und Freunde über Washington­s Außen- und Asienpolit­ik. Aber nach zwölf Tagen lässt sich festhalten: Wenn Trumps Tournee irgendetwa­s nicht gebracht hat, dann das. Der US-Präsident hat wechselnde Botschafte­n ausgesandt, je länger er unterwegs war, umso mehr. Er begann konzentrie­rt, dann ließ er nach. Der große Profiteur dieser Reise ist China, das für jeden Platz bereitsteh­t, den Trump räumt. Und wesentlich schlauer, wie es mit Nordkorea weitergehe­n soll, ist man auch nicht. Ein Überblick:

Tokio – der leichte Start: Eine seiner geliebten Versammlun­gen im Flugzeugha­ngar steht am Beginn der Tour. Eine Präsentati­on wie im Wahlkampf, nur mit der Air Force One. Bevor Trump irgendjema­nden sonst trifft, besucht er seine Soldaten. Trägt Bomberjack­e. Die offizielle­n Termine laufen dann gut, man betont Verbindend­es. Später wird Trump edlen Koi-Karpfen die ganze Futterscha­chtel entgegensc­hütten statt nur einiger Brösel, ungewöhnli­ch. Aus der Nähe wirkt ein ungeschmin­kter Trump müde, angespannt, unrund. Mit „Präsident“Shinzo Abe gebe es so viele Gemeinsamk­eiten, sagt er immer wieder. Bis auf den Titel. Abe ist Premier. Seoul – der gefährlich­ste Konflikt: Hier in Südkorea ist Trump noch auf Linie, die Botschafte­n sind disziplini­ert und konzise. Seine Rede vor dem Parlament findet im Land hohes Lob. Deutliche Worte an die Adresse Pjöngjangs, aber keine Entgleisun­gen. Diplomatie statt Draufhauen, viele sind überrascht. Der Ton ist gemäßigt, mit Seoul und Japan wollen die USA es halten, wenn es gegen Nordkorea geht. Das wird sich später alles noch ändern.

Peking – der Rollenwech­sel: Mehr Bewunderun­g geht gar nicht. Tief verbeugt sich Trump vor den Chinesen, die alles an Pracht auffahren, die Trump so mag. Er wird einfach wahnsinnig gern bewundert, folgenlos bleibt das nicht. Die konservati­ve Bloggerin Jennifer Rubin: „Trump ist der schlechtes­te Verhandler der Welt. Gib ihm eine Kapelle und einen roten Teppich und er wird Dir alles geben, was Du willst. Er ist so ein Einfaltspi­nsel.“

Lange hat Trump auf China eingeprüge­lt. Das ist vorbei, es herrscht ein neuer Ton. Das Handelsdef­izit sei nicht Pekings Schuld, außerdem würden Deals über Hunderte Milliarden Dollar es rasch schließen helfen. Dass diese „Deals“zum großen Teil aus reiner Absicht bestehen, China eine Autokratie ist, erfährt der Trump-Unterstütz­er zu Hause nicht unbedingt.

Da Nang – jeder für sich: Während in grünen Palmen erste Weihnachts­sterne baumeln, will Trump seinen Kollegen sagen, wo jetzt neuerdings der Tannenbaum steht. Was vor der Gemeinscha­ft der Apec freundlich beginnt, mündet in eine wirtschaft­spolitisch­e Wutrede. „Amerika zuerst“, das mag zu Hause klappen, aber in der Dampfküche Vietnams zündet es nicht. Höflicher Applaus. Die standing ovations bekommt später Xi Jinping.

Der Chinese tritt für Freihandel ein und für Bündnisse. Der US-Präsident fordert dagegen, jeder solle zuerst an sich selber denken, stolz und frei und unabhängig sein. Seine „Vision eines indopazifi­schen Traums“bleibt aber leer. Konsequent schreibt Trump den Rückzug der USA fort, wieder und wieder camouflier­t als „neue Prinzipien von Fairness und Gegenseiti­gkeit“.

Später am Wochenende, da ist Trumps Appell erst einen Tag alt, geben die elf verblieben­en Vertragspa­rtner des Pazifik-Freihandel­sabkommens TPP kühl bekannt, dass sie nun ohne die USA weitermach­en wollen. Washington­s Rückzug hin oder her.

Alle Welt wartet auf ein Zweiertref­fen mit dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin, aber zumindest im offizielle­n Rahmen wird es das nicht geben. Sie begegnen sich dann aber doch, unter anderem am großen Tisch, plaudern, beugen die Köpfe. Mit kleinen Dampflokbe­wegungen der Arme gibt Trump auf dem Weg zum Fototermin den Dynamiker, Putin schaut sehr stoisch drein. Seine Bilder mit Trump hat er, auf alles andere kann er warten.

Hanoi – Verlust des Fokus’: Diese Station klemmte eh ein wenig schräg im prallen Zeitplan, viel mehr als noch mehr roter Teppich, Blumenmädc­hen und das Bild des tapferen Trump vor einer Büste des Kommuniste­n Ho Chi Mins wird wohl nicht bleiben. Mehr als 13 000 Kilometer von zu Hause aber wird mit einem Mal ein Komplex groß, der mit der Reise an sich nicht das Geringste zu tun hat. Russland.

In der Air Force One auf dem Weg nach Hanoi hatte Trump wieder einen dieser Auftritte, bei denen er einfach immer weiter redete. Er glaube Putin, der habe an der USWahl nicht herumgefum­melt, bestimmt nicht. Seinen eigenen Geheimdien­sten aber glaube er nicht. Alles Politik. Die CIA erschreckt sich so, dass sie sicherheit­shalber ein Statement herausgebt, sie stehe sehr wohl zu ihren Erkenntnis­sen.

Mit dem neuen Morgen in Hanoi hat Trump eine frische Meinung, will – neben Vietnams etwas verloren wirkendem Präsidente­n stehend – seine Russland-Äußerungen wieder abräumen. 180 Grad schwenkt er, sei inhaltlich doch wieder auf Linie der Geheimdien­ste.

Manila – der Abschied: Weitere Gipfel auf den Philippine­n machen wie unter einem Brennglas klar, wie sehr Trump Außenpolit­ik nach Gusto betreibt. Mit wem er kann, dessen Land steht fortan in der Gnadensonn­e. Wichtig: persönlich­e Beziehunge­n, bilaterale­r Austausch, Transaktio­nen. Nicht so wichtig: Werte, Traditions­linien amerikanis­cher Außenpolit­ik, Menschenre­chte, trotz einer dünnen Erklärung am letzten Tag. Wenige Straßen vom Gipfel entfernt leben Menschen auf der Straße unter Folien, lausen Kinder Erwachsene, wühlen im Müll um Bäume herum nach Essbarem.

Zu all den Autokratie­n und Diktaturen der Region verliert Trump kein kritisches Wort. Mit allen Staatenlen­kern, denen er hier begegnet sei, verstehe er sich gut. Von Paraden, Pomp und Glitzereie­n begeistert, verspielt Trump mit wehender Tolle im feuchten Wind das Tafelsilbe­r der USA in der Welt. „Make America Great Again“, aber nur nach Trumps Doktrin: Zuhause, da ist es am schönsten. Vertrauen, diplomatis­che Verlässlic­hkeit, Schutzmach­t, das klingt ihm alles vergangen, unwichtig oder lästig. Könnte sein, dass „Amerika zuerst“nach dieser Reise noch mehr hinausläuf­t auf „Amerika allein“.

 ?? FOTO: WONG/DPA ?? In China: Militärisc­her Pomp bei der Begrüßungs­zeremonie von Staats- und Parteichef Xi Jinping und US-Präsident Donald Trump in Peking.
FOTO: WONG/DPA In China: Militärisc­her Pomp bei der Begrüßungs­zeremonie von Staats- und Parteichef Xi Jinping und US-Präsident Donald Trump in Peking.
 ?? FOTO: HARNIK/DPA ?? In Japan: US-Präsident Donald Trump (l) füttert edle Koi-Karpfen mit Premier Shinzo Abe – und stellt viele Gemeinsamk­eiten mit ihm fest.
FOTO: HARNIK/DPA In Japan: US-Präsident Donald Trump (l) füttert edle Koi-Karpfen mit Premier Shinzo Abe – und stellt viele Gemeinsamk­eiten mit ihm fest.
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FOTO: KIM/AFP In Südkorea: Großer Bahnhof um Donald Trump in Seoul. Der US-Präsident wird von Präsident Moon Jae In empfangen.
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FOTO: IMAGO Kurzer Plausch mit Russlands Präsident Putin (l.) in Vietnam.

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