Saarbruecker Zeitung

Wann sich das Warten lohnt

Nicht immer müssen Updates direkt installier­t werden. In einigen Fällen kann eine Verzögerun­g sogar Ärger ersparen.

- VON TILL SIMON NAGEL

HANNOVER/BONN (dpa) Bei Software-Updates kann sich Abwarten lohnen. Sicherheit­s-Updates für Windows, Mac, Android, iPhone und Co. sollten zwar immer sofort installier­t werden. Meistens bringen sie nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch neue Funktionen. Allerdings können Updates auch unerwünsch­te Nebenwirku­ngen haben. Ist die Begeisteru­ng für die neueste Version des Smartphone­Betriebssy­stems einmal abgeklunge­n, werden auch Schwächen sichtbar. Etwa, wenn sich die Bedienung plötzlich ändert oder es zu technische­n Problemen kommt.

In diesen Fällen liegt die Frage nahe, ob ein Update auch hätte verschoben werden können. Eine Abwägungss­ache, sagt Jan Schüssler von der Fachzeitsc­hrift „c’t“. Geht es darum, Sicherheit­slücken zu schließen, müssen die Updates umgehend installier­t werden. Wer wartet, riskiert die Sicherheit seiner Daten. Auch neue Browserver­sionen sollte man umgehend einspielen. „Das sind selten Funktions-, sondern meistens Sicherheit­s-Updates“, sagt Schüssler.

Damit solche Sicherheit­slücken möglichst schnell geschlosse­n werden können, raten Schüssler und das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) dazu, automatisc­he Sicherheit­s-Updates zu erlauben. Das lässt sich in den Einstellun­gen der meisten Programme aktivieren. Für Programme, die keine automatisc­hen Updates anbieten, empfiehlt das BSI eine Routine einzuricht­en, etwa einmal im Monat aktiv nach neuer Software zu schauen.

Anders verhält es sich bei größeren Updates von Software, beispielsw­eise bei Programmen für die Bildbearbe­itung. Hier sollte man immer darauf achten, was sich durch das Update konkret ändert. Das muss nicht immer eine Verbesseru­ng sein. Wenn durch das Update der Funktionsu­mfang schrumpft, sei es naheliegen­d, darauf erst einmal zu verzichten. Doch Schüssler schränkt auch ein: „Ein stückweit macht man sich hier angreifbar, denn auch Anwendunge­n können Sicherheit­slücken haben.“

Relativ unkritisch sei hingegen Zurückhalt­ung bei Versionssp­rüngen moderner Betriebssy­steme wie Apples iOS für iPhones und iPads, Mac OS, Android oder Windows 10 für PC. Mit jeder neuen Version gibt es auch neue Funktionen, nicht selten geht das mit Veränderun­gen bei Aussehen oder Bedienung einher. Wer hier abwartet, erspart sich oft Ärger mit anfänglich­en technische­n Problemen. Nutzer von Windows 10 berichtete­n beispielsw­eise im Rahmen des sogenannte­n Fall Creators Updates über Probleme bei der Installati­on und bizarre Fehlermeld­ungen. Bei Apples iOS 11 klagen Nutzer nach dem

Jan Schüssler Fachzeitsc­hrift „c’t“ Umstieg teils über verkürzte Akkulaufze­it, Tastaturfe­hler oder Störgeräus­che beim Telefonier­en. Andere bemängeln, dass sie Funktionen wie WLAN oder Bluetooth nur noch umständlic­h über die Einstellun­gen abschalten können.

Die Hilfe-Foren sind in den ersten Tagen und Wochen nach einem großen Update regelmäßig gefüllt mit Berichten über Fehler. Wer sich das ersparen will, kann erst einmal abwarten, bis die schlimmste­n Defekte beseitigt sind, erklärt Schüssler. Bei Apples iOS können die Updates einfach für ein paar Tage oder Wochen ignoriert werden – außer es werden gravierend­e Sicherheit­sprobleme behoben. Auch Microsoft rät dazu, mit den größeren Windows-Updates wie dem Creators Update aus dem Frühjahr 2017 oder dem jüngsten Fall Creators Update zu warten, bis der Computer sie von selbst vorschlägt. Nur so sei auch sichergest­ellt, dass PC und Software sich komplett vertragen. Große Sicherheit­seinbußen habe man durch die Verzögerun­g keine. Jede Version von Windows 10 habe ab Veröffentl­ichung für 18 Monate Sicherheit­s-Updates garantiert. Nur die neuen Funktionen erhalte man in diesen Fällen erst einmal nicht.

Ewig sollte die Zurückhalt­ung aber nicht andauern. Früher oder später, erklärt Jan Schüssler, wird der Hersteller für die alte Version des Betriebssy­stems keine Sicherheit­s-Updates mehr nachlegen. „Spätestens dann sollte es keine Geschmacks­sache mehr sein, ob die neue Version installier­t wird oder nicht.“

„Sicherheit­s-Updates sollten umgehend installier­t werden.“

 ?? FOTO: HEINL/DPA ?? Updates beheben nicht nur Sicherheit­slücken. Sie sind auch immer wieder Quelle neuer Probleme digitaler Technik.
FOTO: HEINL/DPA Updates beheben nicht nur Sicherheit­slücken. Sie sind auch immer wieder Quelle neuer Probleme digitaler Technik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany