Wann sich das Warten lohnt
Nicht immer müssen Updates direkt installiert werden. In einigen Fällen kann eine Verzögerung sogar Ärger ersparen.
HANNOVER/BONN (dpa) Bei Software-Updates kann sich Abwarten lohnen. Sicherheits-Updates für Windows, Mac, Android, iPhone und Co. sollten zwar immer sofort installiert werden. Meistens bringen sie nicht nur mehr Sicherheit, sondern auch neue Funktionen. Allerdings können Updates auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Ist die Begeisterung für die neueste Version des SmartphoneBetriebssystems einmal abgeklungen, werden auch Schwächen sichtbar. Etwa, wenn sich die Bedienung plötzlich ändert oder es zu technischen Problemen kommt.
In diesen Fällen liegt die Frage nahe, ob ein Update auch hätte verschoben werden können. Eine Abwägungssache, sagt Jan Schüssler von der Fachzeitschrift „c’t“. Geht es darum, Sicherheitslücken zu schließen, müssen die Updates umgehend installiert werden. Wer wartet, riskiert die Sicherheit seiner Daten. Auch neue Browserversionen sollte man umgehend einspielen. „Das sind selten Funktions-, sondern meistens Sicherheits-Updates“, sagt Schüssler.
Damit solche Sicherheitslücken möglichst schnell geschlossen werden können, raten Schüssler und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) dazu, automatische Sicherheits-Updates zu erlauben. Das lässt sich in den Einstellungen der meisten Programme aktivieren. Für Programme, die keine automatischen Updates anbieten, empfiehlt das BSI eine Routine einzurichten, etwa einmal im Monat aktiv nach neuer Software zu schauen.
Anders verhält es sich bei größeren Updates von Software, beispielsweise bei Programmen für die Bildbearbeitung. Hier sollte man immer darauf achten, was sich durch das Update konkret ändert. Das muss nicht immer eine Verbesserung sein. Wenn durch das Update der Funktionsumfang schrumpft, sei es naheliegend, darauf erst einmal zu verzichten. Doch Schüssler schränkt auch ein: „Ein stückweit macht man sich hier angreifbar, denn auch Anwendungen können Sicherheitslücken haben.“
Relativ unkritisch sei hingegen Zurückhaltung bei Versionssprüngen moderner Betriebssysteme wie Apples iOS für iPhones und iPads, Mac OS, Android oder Windows 10 für PC. Mit jeder neuen Version gibt es auch neue Funktionen, nicht selten geht das mit Veränderungen bei Aussehen oder Bedienung einher. Wer hier abwartet, erspart sich oft Ärger mit anfänglichen technischen Problemen. Nutzer von Windows 10 berichteten beispielsweise im Rahmen des sogenannten Fall Creators Updates über Probleme bei der Installation und bizarre Fehlermeldungen. Bei Apples iOS 11 klagen Nutzer nach dem
Jan Schüssler Fachzeitschrift „c’t“ Umstieg teils über verkürzte Akkulaufzeit, Tastaturfehler oder Störgeräusche beim Telefonieren. Andere bemängeln, dass sie Funktionen wie WLAN oder Bluetooth nur noch umständlich über die Einstellungen abschalten können.
Die Hilfe-Foren sind in den ersten Tagen und Wochen nach einem großen Update regelmäßig gefüllt mit Berichten über Fehler. Wer sich das ersparen will, kann erst einmal abwarten, bis die schlimmsten Defekte beseitigt sind, erklärt Schüssler. Bei Apples iOS können die Updates einfach für ein paar Tage oder Wochen ignoriert werden – außer es werden gravierende Sicherheitsprobleme behoben. Auch Microsoft rät dazu, mit den größeren Windows-Updates wie dem Creators Update aus dem Frühjahr 2017 oder dem jüngsten Fall Creators Update zu warten, bis der Computer sie von selbst vorschlägt. Nur so sei auch sichergestellt, dass PC und Software sich komplett vertragen. Große Sicherheitseinbußen habe man durch die Verzögerung keine. Jede Version von Windows 10 habe ab Veröffentlichung für 18 Monate Sicherheits-Updates garantiert. Nur die neuen Funktionen erhalte man in diesen Fällen erst einmal nicht.
Ewig sollte die Zurückhaltung aber nicht andauern. Früher oder später, erklärt Jan Schüssler, wird der Hersteller für die alte Version des Betriebssystems keine Sicherheits-Updates mehr nachlegen. „Spätestens dann sollte es keine Geschmackssache mehr sein, ob die neue Version installiert wird oder nicht.“
„Sicherheits-Updates sollten umgehend installiert werden.“