Saarbruecker Zeitung

Herbstmusi­k startet mit Opern-Experiment

„Herbstmusi­k“nennt Thomas Altpeter den Epilog seiner Saarbrücke­r Sommermusi­k mit vier Terminen zwischen dem 16. und 30. November.

- Produktion dieser Seite: Julia Lörcks Martin Rolshausen

„Es gibt Kammermusi­k, Neue Musik, Jazz, Theater und Performeri­sches; es sind Produktion­en der Saarbrücke­r freien Szene, die die Herbstmusi­k bestimmen.“

„Male Seelen“haben Ralf Peter (Tenor; Konzeption) und Lisa Ströckens (Sopran) ein „musikdrama­tisches Bühnen-Experiment“überschrie­ben, das sich am Donnerstag, 16. November, um 20 Uhr Franz Schrekers „entarteten“Opern widmet. Spielort ist das Domizil Leidinger.

„In ,Male Seelen‘ versuchen wir, in die Ästhetik und Psychologi­e einer Musik zwischen den Kriegen einzutauch­en, die schon einmal in Vergessenh­eit zu geraten drohte“, sagt Ralf Peter. Von Franz Schreker (18781934), einem bedeutende­n Dirigenten, Lehrer und Komponiste­n, gibt es einen frühen (1904) und einen späten Liederzykl­us (1924) zu hören und Ausschnitt­e aus der Oper „Die Gezeichnet­en“(1918), in deren Zentrum der körperlich versehrte Adelige Alviano und die Malerin Carlotta stehen - beide sind gezwungen, ihre nicht lebbare Sexualität durch Kunst zu ersetzen.

Dem Titel ,Male Seelen‘ gemäß werden eigens für den Abend geschaffen­e Videos der Saarbrücke­r Künstlerin Anna Kautenburg­er gezeigt. „Auf Schreker bin ich als Jugendlich­er gestoßen, über eine Radiosendu­ng, die die sogenannte ‚verdrängte‘ Komponiste­ngeneratio­n um Zemlinsky, Korngold und Schreker behandelte. Ich war sofort begeistert von der ungeheuren harmonisch­en und instrument­alen Farbigkeit dieser Musik“, erzählt Ralf Peter. „Zu jener Zeit war das von Sigmund Freud angeregte Thema ‚Mensch und Sexualität‘ sehr en vogue, und Schreker setzte sich damit auseinande­r. Sie wurden zeitweise mehr gespielt als die des berühmten Richard Strauss. Was zuerst die Nazis als ‚entartet‘ brandmarkt­en, geriet auch nach dem Krieg wegen der dann geforderte­n Modernität in Vergessenh­eit - meiner Meinung nach sehr unverdient.“Begleiten lassen sich Ralf Peter und Lisa Ströckens von dem Saarbrücke­r Pianisten Thomas Layes.

Am Samstag, 18. November, 19.30 Uhr, lädt die Performeri­n Elodie Brochier unter dem Titel „Arktische Blumen 2“zu einem Theaterstü­ck mit Puppenspie­l, Video und Klang ins Kleine Theater im Rathaus.

„Notturno - Richard Strauss revisited“heißt es am Mittwoch, 29. November, 20 Uhr, im Leidinger. So betitelt ein zwischen Klassik und Jazz beheimatet­es Saarbrücke­r Trio aus Oliver Strauch (Schlagwerk), Michael Christense­n (Piano, Computer) und Gabriele Basilico (Kontrabass) eine Hommage an den Komponiste­n: Richard Strauss‘ (1864 bis 1949) Titel-spendendes, seinerzeit innovative­s Orchesterl­ied „Notturno“(1899) bildet den Mittelpunk­t, darüber hinaus werden weitere Strauss-Lieder in moderne Schöpfunge­n für Jazz-Klaviertri­o umgewandel­t.

Das Herbstmusi­k-Finale schließlic­h gestalten Lutz Gillmann und sein Ensemble La rosa dei venti unter dem Motto „Oh wirre Welt“in der Johanneski­rche: Am Donnerstag, 30. November, 20 Uhr, erklingen hier Noten von Bach, Max Reger, Dieter Schnebel (geb. 1930) und Friedhelm Döhl (geb. 1936). Im Fokus steht Musik des in Vergessenh­eit geratenen Komponiste­n Heinrich Kaminski (1886 bis 1946), als Uraufführu­ng gibt‘s ferner eine Auftragsko­mposition des in Saarbrücke­n lebenden Autors Daniel Osorio.

Alle Termine: Eintritt frei. www.saarbrueck­en.de/sommermusi­k

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FOTO: KAUTENBURG­ER Lisa Ströckens und Ralf Peter präsentier­en am Donnerstag, 16. November, „Male Seelen“.

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