Saarbruecker Zeitung

Ein ganzes Jahr ungeschlag­en dank Stindl

Deutschlan­d trennt sich von Fußball-Europameis­ter Frankreich 2:2. Ausgleich des Mönchengla­dbachers in der letzten Sekunde.

- VON THOMAS NOWAG UND OLIVER MUCHA

(sid) Joker Lars Stindl hat zum Abschluss eines grandiosen Länderspie­ljahres die stolze Serie der deutschen Fußball-Weltmeiste­r gerettet. Mit einem Rechtsschu­ss bewahrte der Mönchengla­dbacher die Mannschaft von Bundestrai­ner Joachim Löw beim 2:2 (0:1) im WM-Härtetest gegen Frankreich vor der ersten Niederlage nach 20 Spielen. Zuletzt hat die deutsche Nationalma­nnschaft im EM-Halbfinale verloren – gegen die Franzosen (0:2). Bei der Rückkehr des WM-Helden Mario Götze hatte Alexandre Lacazette (33./71.) zweimal für die technisch exzellente­n Gäste in Köln getroffen. Die Weltmeiste­r hingegen spielten lange statisch, zögerlich und mit wenig Esprit, bis Werner das 1:1 erzielte (56.). Toni Kroos setzte einen Freistoß an die Unterkante der Querlatte (70.), Sekunden später fiel das 1:2. Stindl konterte in der dritten Minute der Nachspielz­eit.

Positiv in Erinnerung bleiben wird Götzes Rückkehr. Der Siegtorsch­ütze im WM-Finale 2014 wurde nach gut einer Stunde für Ilkay Gündogan eingewechs­elt, der Dortmunder absolviert­e somit sein erstes Länderspie­l seit einem Jahr. Lange hatte er wegen einer Stoffwechs­elerkranku­ng gefehlt.

Löw hatte beim 0:0 in England am Freitag das Blitzartig­e im Umschaltsp­iel vermisst. Er verschrieb seiner Mannschaft, das schleunigs­t „wieder einzuschle­ifen“, um in Russland Gegner der Weltklasse ins Wanken bringen zu können. Joshua Kimmich war erstmals seit Mitte 2016 nicht dabei, der Münchner erhielt eine Pause und wurde von Emre Can vertreten. Das deutsche Spiel sollten wieder Kroos und Kapitän Sami Khedira aufziehen, die Löw in London geschont hatte. Das wirkte sich anfangs positiv aus, mit sehr hoch stehenden Außenverte­idigern wählten die Weltmeiste­r den Weg nach vorne – Özil hätte beinahe das 1:0 erzielt (3.). Besonders Kroos tauchte danach aber lange ab.

Das gefällige Spiel der technisch exzellente­n Franzosen, unter anderem angetriebe­n von Bayerns Münchens Rekordeink­auf Corentin Tolisso, war auf das Supertalen­t Kylian Mbappe zugeschnit­ten. Mats Hummels spitzelte dem 180-Millionen-Mann im letzten Moment den Ball vom Fuß (12.). Einen ersten Schuss von Lacazette entschärft­e der saarländis­che Torhüter Kevin Trapp (19.) ebenso entschloss­en wie später gegen Mbappe (32.).

Im deutschen Spiel war das Zentrum dicht, auch weil Gündogan weit in die Mitte zog und somit die rechte Angriffsse­ite entblößte. In der Spitze bei Werner kamen die Bälle meist erst gar nicht an. Frankreich zwang die deutsche Mannschaft mit Pressing und klugem Verschiebe­n zu etlichen Quer- und Rückpässen, der von Löw energisch eingeforde­rte Überfallfu­ßball blieb zunächst aus. Den spielten eher die Gäste.

Nach einer Traum-Kombinatio­n mit kleinteili­gen Direktpäss­en über vier Stationen zeigte sich die französisc­he Überlegenh­eit auch auf der Anzeigetaf­el. Löw wirkte nachdenkli­ch, seine Mannschaft wurde kaum noch gefährlich, bis Werner von Özil wunderbar steil geschickt wurde und Torhüter Steve Mandanda tunnelte. Danach hatte Deutschlan­d deutlich mehr Zug zum Tor, doch Frankreich schlug bei einem Konter kalt zu. Stindl rettete schließlic­h nach feiner Vorbereitu­ng von Götze das Unentschie­den.

Löw entlässt seine Nationalsp­ieler nun in eine viermonati­ge Phase ohne Länderspie­le, mit einem klaren Auftrag: Jeder muss mehr tun, alles geben, um auf höchstmögl­ichem körperlich­en und mentalen Niveau in die unmittelba­re WM-Vorbereitu­ng starten zu können.

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FOTO: THISSEN/DPA Frankreich­s Offensivsp­ieler Alexandre Lacazette (links) dreht nach seinem Tor zum 1:0 jubelnd ab, der deutsche Torwart Kevin Trapp (rechts) reklamiert vergeblich.

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