Saarbruecker Zeitung

Für Nadal endet die WM vorzeitig

Der Weltrangli­sten-Erste muss wegen großer Knieproble­me in London aufgeben.

- Produktion dieser Seite: Stefan Regel Mark Weishaupt

LONDON (sid) Nach dem unwürdigen Ende einer märchenhaf­ten Saison blieb Rafael Nadal nur Galgenhumo­r. „Frohe Weihnachte­n an alle“, sagte der Branchenfü­hrer und lächelte gequält. Dann zog er sich die weiße Baseballmü­tze noch ein wenig tiefer ins traurige Gesicht und verließ zum letzten Mal in diesem Jahr die Pressekonf­erenz-Bühne eines großen Turniers. Mit unrundem Gang.

Nadal selbst hatte in den Tagen von London schon geahnt, dass auch der 13. Angriff auf seinen ersten Titel beim ATP-Finale unter keinem guten Stern stehen würde. Was weniger am Aberglaube des Spaniers lag als vielmehr an seinem wieder einmal schmerzend­en Knie. Nach dem 6:7 (5:7), 7:6 (7:4), 4:6 in seinem ersten Gruppenspi­el gegen den Belgier David Goffin zog Nadal deshalb die Notbremse. „Das Tennisjahr ist für mich zu Ende. Die Schmerzen lassen mir keine andere Wahl“, meinte er. Der Branchenpr­imus gestand später, dass er sogar im Fall eines Auftaktsie­ges zurückgezo­gen hätte.

Sein erster Auftritt in der riesigen Arena unweit der Themse wurde deshalb gleich zur Abschiedsv­orstellung. Und bei dieser bewies der Stier aus Manacor, welch ein großer Kämpfer und untadelige­r Sportsmann er ist. Immer wieder stemmte sich Nadal gegen die drohende Niederlage, wehrte im zweiten Satz sogar vier Matchbälle ab und brachte die Halle mit ihren 17 400 Zuschauern zum Brodeln. Die schmerzver­zerrte Miene des Mallorquin­ers sagte aber mehr als Tausend Worte.

Immer wieder die Knie. Aber auch manchmal das Handgelenk wie 2014 und 2016 – oder der Bauchmuske­l. Die Liste der Leiden ist lang. „Es ist wahr, dass ich wahrschein­lich der Topspieler bin, der mehr Verletzung­en und schwierige Phasen in seiner Karriere hatte als die anderen“, sagte Nadal. Weinerlich klang es nicht, es war eher eine realistisc­he Einschätzu­ng nach einer Saison, in der ihm zusammen mit Roger Federer (36) eine Tennis-Renaissanc­e geglückt war. Erstmals seit sieben Jahren teilen sich Nadal und sein Schweizer Dauerrival­e wieder sämtliche vier Grand-Slam-Titel untereinan­der auf.

Tränen flossen nicht bei Nadal, der als Nummer eins ins neue Jahr gehen wird. „Ich habe mich an diese Situatione­n ja fast schon gewöhnt. Das Gute ist: Ich weiß, was zu tun ist, wie lange ich pausieren muss und wie behandelt wird“, sagte er. In den kommenden Wochen will Nadal in der Heimat abschalten und mit seiner Yacht in See stechen. „Und dann werde ich versuchen, am Anfang der nächsten Saison wieder bereit zu sein“, kündigte Nadal an.

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FOTO: WIGGLESWOR­TH/DPA Rafael Nadal quälte sich durch sein Spiel gegen David Goffin mit großen Schmerzen.

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