Saarbruecker Zeitung

Die Hoffnungen für Russland sind eher klein

Seit fast zwei Jahren ist die russische Anti-Doping-Agentur suspendier­t. Jetzt diskutiert die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) über eine Wiederaufn­ahme.

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„Es wird schwierig, sie zu überzeugen“, sagte selbst Russlands Sportminis­ter Pawel Kolobkow vor dem Treffen der obersten Gremien der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada). In der südkoreani­schen Hauptstadt entscheide­t die Wada über das Ende der seit November 2015 bestehende­n Suspendier­ung der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada. Doch nach den Entwicklun­gen der letzten Wochen ist dies illusorisc­h. Nach Informatio­nen der ARD wird es nicht zu einer Rehabiliti­erung kommen.

Die Forderunge­n der Wada sind klar: Anerkennun­g des McLaren-Reports, der Russland institutio­nalisierte­s Doping attestiert. Und die Herausgabe von in Moskau gelagerten Dopingprob­en. Beides ist bisher nicht passiert. Im Gegenteil.

Statt vor dem Treffen deeskalier­end zu wirken, verschärft­e Russland in den letzten Wochen deutlich den Ton. Eine russische Untersuchu­ngskommiss­ion sah die Erkenntnis­se McLarens gar als „widerlegt“ an. Kolobkow sprach erst am Montag davon, eine Anerkennun­g sei „nicht akzeptabel“. Staatspräs­ident Wladimir Putin vermutet im aktuellen Streit sogar einen von den USA angeführte­n Versuch, Russland zu diskrediti­eren und die Wahlen im kommenden März zu stören.

Die Wada hingegen erklärte in der vergangene­n Woche, weitere Beweise in Händen zu halten. Eine Datenbank aus dem Moskauer Anti-Doping-Labor untermauer­e die Ermittlung­sergebniss­e McLarens. Sollte die Rusada weiter ausgeschlo­ssen bleiben, hat dies zwar keine direkten Konsequenz­en für die Olympiatei­lnahme, die Paralympic­s und die Leichtathl­etik wären davon allerdings betroffen. Sowohl das Internatio­nale Paralympis­che Komitee (IPC) als auch der Leichtathl­etik-Weltverban­d (IAAF) haben die Wiederaufn­ahme der Rusada zur Voraussetz­ung dafür gemacht, dass russische Athleten wieder ohne Einschränk­ungen bei ihren Wettbewerb­en starten dürfen.

Zudem hätte ein russisches Eingeständ­nis noch einen weiteren interessan­ten Nebenaspek­t. Russland würde damit anerkennen, dass der ehemalige Sportminis­ter, jetzige Vizepremie­r und Organisati­onschef der Fußball-WM 2018, Witali Mutko, die Vertuschun­g von mindestens einem positiven Test eines Fußballers angeordnet hat. Welche Folgen daraus für die WM entstehen würden, ist nicht abzusehen.

Genauso ist offen, was eine ausbleiben­de Rehabiliti­erung der Rusada für den Olympiasta­rt Russlands bedeutet. Einen Hinweis, in welche Richtung das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) im Dezember entscheide­t, dürfte das Wada-Treffen aber nicht geben.

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FOTO: FLAURAUD/DPA Russlands Sportminis­ter Pawel Kolobkow wird sich wohl nicht über eine Rehabiliti­erung seiner Athleten freuen können.

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