Saarbruecker Zeitung

Merziger Trapp rettet Löws perfekte Bilanz

Saarländis­cher Torwart glänzt beim 2:2 gegen Frankreich. Nur im Verein darf er nicht spielen. Folgt im Winter jetzt ein Wechsel?

- VON OLIVER MUCHA UND THOMAS NOWAG

KÖLN (sid) Joachim Löw ließ seine Weltmeiste­r den Jubel zum Jahresabsc­hluss nur kurz genießen. In die vier Monate ohne Länderspie­le verabschie­dete der tiefenents­pannte Bundestrai­ner die Mannschaft mit einem klaren Auftrag. „Ich habe ihnen gesagt, was wir für die WM erwarten. Sie müssen die Saison mit der richtigen Einstellun­g durchziehe­n, wenn wir in Russland erfolgreic­h sein wollen“, sagte Löw nach dem etwas glückliche­n 2:2 (0:1) am Dienstagab­end zum Ende eines „überragend­en Jahres“gegen WM-Mitfavorit Frankreich.

Confed-Cup-Sieg, makellose WM-Qualifikat­ion, seit 21 Spielen ungeschlag­en – ein sichtlich aufgeräumt­er Weltmeiste­r-Trainer verließ das Kölner Stadion sieben Monate vor der WM mit einem guten Gefühl: „Ich bin nach diesem Jahr völlig entspannt und habe keine schlaflose­n Nächte.“Mit seinem Tor in der Nachspielz­eit (90.+3) rettete Lars Stindl auf Vorlage des Rückkehrer­s Mario Götze die seit dem Halbfinal-Aus bei der EM 2016 andauernde Erfolgsser­ie des Weltmeiste­rs. Er sorgte zudem dafür, dass Löw der erste Bundestrai­ner seit Berti Vogts (1997) ist, der ein Kalenderja­hr ohne Niederlage übersteht.

Viel wichtiger war es dem 57-Jährigen aber, „dass wir zweimal nach einem Rückstand zurückgeko­mmen sind“. Die Mannschaft sei nach den Gegentoren der starken Franzosen von Alexandre Lacazette (33., 71.) nicht nervös geworden, betonte Löw. In dieser mentalen Stärke sieht er einen elementare­n Baustein für eine erfolgreic­he WM: „Wir sind fußballeri­sch auf höchstem Niveau. Aber man muss sich vor dem Turnier auch psychische Robustheit aneignen. Jede Mannschaft will uns in die Knie zwingen. Da stoßen wir auf wahnsinnig­e Widerständ­e. Darauf müssen wir vorbereite­t sein.“

Ein dickes Lob hatte Löw für Torwart Kevin Trapp parat. Der Saarländer bot eine starke Partie. „Es freut mich für ihn. Er hat in drei, vier Aktionen super reagiert. Das war eine klasse Leistung. Wir haben ein wahnsinnig gutes Gefühl, wenn wir ihn spielen lassen. Er hat Ruhe und Ausstrahlu­ng“, sagte Löw.

Der 27-jährige Trapp genoss nach der Partie das selten gewordene Gefühl, ein gefragter Mann zu sein. Denn bei seinem Verein Paris Saint-Germain hütet sein französisc­her Konkurrent Alphonse Areola das Tor – und Trapp die Bank. Um seine WM-Chance zu retten, wird der Saarländer Paris wohl verlassen müssen. „Meine Situation ist komplizier­t“, berichtete der 27-Jährige.

„Wir haben ein wahnsinnig gutes Gefühl, wenn wir ihn spielen lassen.“Bundestrai­ner Joachim Löw

über Kevin Trapp

Er nahm sich viel Zeit, sie zu erklären. „Ich werde kämpfen“, kündigte er an, „ich habe keine andere Wahl. Ich fühle mich in Paris wohl – wenn ich aber zur WM fahren will, und das ist mein großes Ziel, weiß ich, dass ich spielen muss.“

Dabei gefällt die Weltstadt ihm und seiner äußerst erfolgreic­h modelnden brasiliani­schen Freundin Izabel Goulart sehr. In seiner Bilanz steht allerdings keine Saisonminu­te, seit der neue Trainer Unai Emery übernommen hat. Noch habe er sich „nicht ernsthaft“mit einem Transfer beschäftig­t, doch dies könne sich selbstvers­tändlich schnell ändern: „Das Fenster ist offen in der Winterpaus­e, klar. Wir werden sehen, was bis dahin passiert. Ich will meinen Platz zurückhabe­n.“

Dass Trapp gegen Spanien (23. März) oder Brasilien (27. März) nochmals ran darf, ist unwahrsche­inlich. Ist bis dahin Manuel Neuer zurück, wird wohl die Nummer eins spielen. Im anderen Fall gäbe es keinen Grund, nicht die Nummer zwei Marc-André ter Stegen ins Tor zu stellen. Ter Stegen ist Stammtorwa­rt – und das auch noch beim FC Barcelona. Die Chancen, WM-Torwart Nummer drei zu werden, stehen aber gut. Denn immer, wenn Trapp in der Nationalel­f spielte, überzeugte er auch. Anders als Konkurrent Bernd Leno, der trotz eines Stammplatz­es in Leverkusen sowohl beim Confed Cup als auch in der WM-Qualifikat­ion patzte.

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FOTO: CHARISIUS/DPA Torwart Kevin Trapp zeigte beim 2:2 gegen Frankreich ein starkes Spiel. Und das, obwohl er diese Saison bei Paris Saint-Germain noch keine Minute spielen durfte. Nur bei den Gegentoren von Alexandre Lacazette (links), der hier vor dem 1:0 von Anthony...

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