Rekord-Auftrag für Flugzeugbauer Airbus
Bislang hatte Airbus in diesem Jahr eher wenige Aufträge eingesammelt. Ein Großdeal gibt neuen Schub im Wettbewerb mit US-Konkurrent Boeing.
Airbus hat auf der Luftfahrtmesse in Dubai einen Rekord-Auftrag über 430 Jets vom US-Investor Indigo-Partners erhalten. Ein wichtiger Punktsieg für die Europäer im Wettkampf mit dem großen US-Konkurrenten Boeing.
DUBAI/TOULOUSE (dpa) Mit der größten Flugzeug-Bestellung seiner Geschichte hat Airbus auf der Luftfahrtmesse in Dubai aufgetrumpft. Der US-Investor Indigo Partners kündigte gestern den Kauf von 430 Mittelstreckenjets aus der A320-neo-Familie des europäischen Herstellers an. Sie sollen bei vier Billigfluglinien eingesetzt werden. Die Airlines unterzeichneten einen Vorvertrag, der laut Preisliste einen Wert von 49,5 Milliarden Dollar (42,2 Milliarden Euro) hat. Bei Aufträgen dieser Art sind jedoch hohe Rabatte üblich. Die Jets sollen von den Fluggesellschaften Frontier Airlines (USA), JetSmart (Chile), Volaris (Mexiko) und Wizz Air (Ungarn) erworben werden, an denen Indigo Partners Anteile hält. Der historische Deal ist ein großer Erfolg für den Airbus-Konzern, dessen Bestellungen sich in diesem Jahr bis dahin eher zögerlich entwickelt hatten.
Die Europäer zogen damit bei der Dubai Air Show weit am US-Rivalen Boeing vorbei, obwohl dieser ebenfalls einen Großauftrag des arabischen Billigfliegers Flydubai über 175 Mittelstreckenjets bekam. Zudem punktete Airbus mit den 134 Flugzeugen für Frontier Airlines auf dem Boeing-Heimatmarkt, wo der Konzern seit zwei Jahren auch ein eigenes Werk in Alabama betreibt. Dort dürfte auch ein Teil der Indigo-Partners-Maschinen endmontiert werden, hieß es gestern.
Außerdem zurrte Airbus einen Auftrag des Flugzeugfinanzierers CDB Aviation über 45 Jets aus der A320-neo-Familie fest, der schon im Juni angekündigt worden war. CDB bekannte sich zudem zu einer ebenso großen Bestellung aus 2014, die erst jetzt veröffentlicht wurde.
Insgesamt hat Boeing in Dubai bislang Aufträge und Vorverträge über knapp 250 Verkehrsflugzeuge eingesammelt. Airbus kommt auf rund 500 Bestellungen. Allerdings lag Boeing bei den Bestellungen seit Jahresbeginn bereits weit vor den Europäern.
Konzernchef Tom Enders will bis Jahresende rund 720 Verkehrsjets ausliefern. Sollte der Vorvertrag von Dubai noch vor dem Jahresende in eine verbindliche Bestellung umgewandelt werden, könnte der Auftragsbestand des europäischen Branchenriesen entgegen bisheriger Erwartungen doch nicht schrump- fen. Bei seinen Mittelstreckenfliegern hat Airbus ohnehin ein dickes Auftragspolster. Anders sieht es beim Sorgenkind A380 aus – der weltgrößte Passagierjet konnte auch in Dubai bislang nicht aus der Auftragsflaute ausbrechen. Die Fluglinie Emirates hatte Airbus am Sonntag brüskiert: Eigentlich war von den Arabern eine Order über 36 Exemplare der A380 erwartet worden. Stattdessen unterschrieb Emirates vor der internationalen Presse einen Vorvertrag mit Boeing über 40 „Dreamliner“-Langstreckenjets.
Die Indigo-Partners-Bestellung umfasst 273 Einheiten in der Standardversion A320-neo und 157 Flieger in der längsten Version A321-neo. Die „Neos“sind die modernisierte Neuauflage der Mittelstreckenjets. Dank neuartiger Triebwerke verbrauchen sie deutlich weniger Sprit.
Es ist der größte Auftrag in der Airbus-Firmengeschichte. Bisher war auf Platz eins eine Order des indischen Billigfliegers IndiGo, der trotz des ähnlichen Namens nichts mit dem US-Investor Indigo Partners zu tun hat. Die Inder hatten 2015 insgesamt 250 Flugzeuge zu einem Listenpreis von 27 Milliarden Dollar bestellt.
Auch weil die Dubai Air Show für Airbus zuvor eher schlecht lief, ist das neue Geschäft eine Art Krönung für Verkaufschef John Leahy, der nach einer Karriere über mehrere Jahrzehnte vor dem Ruhestand steht. Er zog in seiner Zeit bei Airbus Aufträge im Wert von mehr als einer Billion Dollar an Land und ist mitverantwortlich für die Entwicklung von Airbus zum einzigen nennenswerten Boeing-Konkurrenten.