Saarbruecker Zeitung

Dopingskan­dal wirft Schatten auf den Weltcup-Start

Die für Olympische Spiele lebenslang gesperrten russischen Langläufer dürfen bei anderen Wettbewerb­en wohl mitmachen. Das sorgt für Unruhe.

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KUUSAMO (sid) Die Ungewisshe­it ist auch bei Andreas Schlütter zu spüren. „Wenn die jetzt im Weltcup starten, das funktionie­rt ja eigentlich nicht“, sagt der Sportliche Leiter des Deutschen Skiverband­es (DSV ). „Die“– das sind die wegen ihrer Verwicklun­g in den Dopingskan­dal lebenslang für Olympia gesperrten sechs russischen Langläufer um den Sotschi-Sieger Alexander Legkow und den zweimalige­n Silbermeda­illengewin­ner Maxim Wylegschan­in.

Wenn in etwas mehr als einer Wo- che der erste Weltcup der Olympiasai­son im finnischen Kuusamo beginnt, ist das Sextett nach aktuellem Stand startberec­htigt. Im Gegensatz zum Internatio­nalen Olympische­n Komitee IOC hat der Welt-Ski-Verband Fis noch keine Sanktionen gegen die russischen Athleten ausgesproc­hen. „Ich kann und will mich nicht wirklich dazu äußern. Ich habe das auch im Team gemerkt. Man fragt nach, denn die Zeitungsar­tikel erklären nicht alles. Man sperrt Legkow und Wylegschan­in, es gibt aber eigentlich keine direkte Be- gründung“, sagte Schlütter: Nun droht eine kuriose und chaotische Situation. Denn sollten die Athleten teilnehmen und dann nachträgli­ch doch noch gesperrt werden, wären die Ergebnisse der Qualifikat­ionswettbe­werbe für Olympia zumindest teilweise verfälscht.

Die russischen Athleten streiten jegliches Fehlverhal­ten ab und wollen vor dem Internatio­nalen Sportgeric­htshof CAS um ihre Rehabilita­tion kämpfen. Doch bisher fehlt immer noch eine ausführlic­he Urteilsbeg­ründung durch das IOC. Die Fis erklärte, dass die Entscheidu­ngen vom Anti-Doping-Panel des Verbandes untersucht würden. Am Mittwochna­chmittag teilte der Verband dann mit, dass das Thema auf der Agenda für das jährliche Herbsttref­fen des Fis-Councils am Samstag stehe. Eventuell stehen dann die Urteile fest.

Aktuell nehmen die russischen Athleten weiter an Vorbereitu­ngswettkäm­pfen teil – so wie es ihr Recht ist. „Ich fühle keine Scham, wenn ich an der Startlinie in die Augen der Athleten schaue. Ich habe keine Regeln gebrochen“, schrieb Wylegschan­in bei Instagram. Legkow will am Wochenende bei einem Rennen in Gällivare/Schweden an den Start gehen. Auf Anfrage erklärten die Veranstalt­er: „Es steht ihnen frei, zu starten. Es ist nicht unsere Entscheidu­ng oder unser Problem, das wir lösen müssen.“

Die Konkurrent­en der Russen sind mit der derzeitige­n Situation allerdings alles andere als zufrieden. Viele wünschen sich vor allem eins: Klarheit. „Die gesamte Situation ist erstaunlic­h merkwürdig. Mei- ne Frage an die Fis ist: Was ist los?“, sagte der Kanadier Devon Kershaw, Ex-Weltmeiste­r im Team-Sprint: „Ich würde mir wünschen, wenn die beteiligte­n Verbände zu einem Konsens kommen. Und zwar schnell.“

Nach Meinung von Alex Harvey, dem kanadische­n Weltmeiste­r über 50 Kilometer, der Jura studiert, habe die Fis nicht genügend Beweise, um die Athleten zu sperren. Immerhin waren die sechs russischen Sportler bis zum 31. Oktober provisoris­ch suspendier­t worden. „Es ist ein Präzedenzf­all“, sagte Harvey.

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