Saarbruecker Zeitung

Junge und alte Füchse

Neu im Kino: „Fikkefuchs“von und mit Jan Henrik Stahlberg – Wenn Sexismus und Realität aufeinande­rprallen

- Von David Seel

Richard „Rocky“Ockert (Jan Hendrik Stahlberg) brachte vor längst vergangene­r Zeit so manches Frauenherz zum Schmelzen. Der mittlerwei­le stramm auf die 50 zugehende Grafiker wurde einst als „größter Stecher von Wuppertal“gehandelt. So zumindest erzählt er es selbst gerne und ausführlic­h, auch dann, wenn eigentlich niemand gefragt hat.

Und noch immer stellt er, ergraut und mit fast mönchisch wirkendem kreisrunde­n Haarausfal­l, jungen Frauen nach – allerdings mit deutlich geringerem Erfolg als sein fantasiert­es früheres Ich. Die vorhersehb­aren Reaktionen auf seine plumpen Anmachsprü­che redet sich der Möchtegern-Casanova mit fadenschei­nigen Argumenten schön.

Da steht eines Tages plötzlich ein unbekannte­r junger Mann vor Rockys Tür. Thorben (Franz Rogowski) ist ein Sohn aus einer von Rockys früheren Beziehunge­n, der von dessen Herzensbre­cherImage gehört hat und nun väterliche Flirt-Ratschläge sucht.

Mangelnde Anerkennun­g in der Damenwelt ist aber längst nicht das größte Prob- lem des jungen Mannes. Nicht nur ist er pornosücht­ig, sondern gerade aus einer psychatris­chen Klink geflohen, wo er wegen versuchter Vergewalti­gung eine Thera- pie machen sollte. Thorben muss schnell einsehen, dass es auch um die Verführung­skünste seines Vaters lange nicht so gut bestellt ist, wie dieser gerne behauptet. Die Rocky (Jan Henrik Stahlberg) sieht sich selbst als Frauenheld – nur sehen das die Frauen anders. beiden Ewiggestri­gen vereint neben ihrer latenten Misogynie daher vor allem ihre Frustratio­n. Ihr menschenve­rachtendes Verhalten hinterfrag­en sie natürlich dennoch nicht. Die Ereignisse überschlag­en sich, als Thorben erfährt, dass sein Vater an Prostatakr­ebs erkrankt ist.

Jan Henrik Stahlbergs „Fikkefuchs“verbinde provokativ reaktionär­e Männlichke­itsideale und Sexismus, führe den Gedanken aber nicht konsequent zu Ende, urteilt die Fachzeitsc­hrift Filmdienst. Laut epdFilm zeigt Stahlberg mit wenigen, drastische­n Bildern die Kehrseite einer Welt, in der alles mit Sex in Verbindung gebracht werden kann. Dabei sei kein schöner Film entstanden, aber einer, der deutlich mache, was bei einer tabulosen Kombinatio­n aus Sex und Medien herauskomm­en könne. Die Charaktere seien keinesfall­s Freaks, sondern arme Sehnsüchti­ge, wie man sie in jeder Eckkneipe finde.

Deutschlan­d 2017, 101 Min., Camera Zwo; Drehbuch und Regie: Jan Henrik Stahlberg; Darsteller: Jan Henrik Stahlberg, Franz Rogowski, Thomas Bading.

 ?? Foto: Alamode Film ??
Foto: Alamode Film

Newspapers in German

Newspapers from Germany