Junge und alte Füchse
Neu im Kino: „Fikkefuchs“von und mit Jan Henrik Stahlberg – Wenn Sexismus und Realität aufeinanderprallen
Richard „Rocky“Ockert (Jan Hendrik Stahlberg) brachte vor längst vergangener Zeit so manches Frauenherz zum Schmelzen. Der mittlerweile stramm auf die 50 zugehende Grafiker wurde einst als „größter Stecher von Wuppertal“gehandelt. So zumindest erzählt er es selbst gerne und ausführlich, auch dann, wenn eigentlich niemand gefragt hat.
Und noch immer stellt er, ergraut und mit fast mönchisch wirkendem kreisrunden Haarausfall, jungen Frauen nach – allerdings mit deutlich geringerem Erfolg als sein fantasiertes früheres Ich. Die vorhersehbaren Reaktionen auf seine plumpen Anmachsprüche redet sich der Möchtegern-Casanova mit fadenscheinigen Argumenten schön.
Da steht eines Tages plötzlich ein unbekannter junger Mann vor Rockys Tür. Thorben (Franz Rogowski) ist ein Sohn aus einer von Rockys früheren Beziehungen, der von dessen HerzensbrecherImage gehört hat und nun väterliche Flirt-Ratschläge sucht.
Mangelnde Anerkennung in der Damenwelt ist aber längst nicht das größte Prob- lem des jungen Mannes. Nicht nur ist er pornosüchtig, sondern gerade aus einer psychatrischen Klink geflohen, wo er wegen versuchter Vergewaltigung eine Thera- pie machen sollte. Thorben muss schnell einsehen, dass es auch um die Verführungskünste seines Vaters lange nicht so gut bestellt ist, wie dieser gerne behauptet. Die Rocky (Jan Henrik Stahlberg) sieht sich selbst als Frauenheld – nur sehen das die Frauen anders. beiden Ewiggestrigen vereint neben ihrer latenten Misogynie daher vor allem ihre Frustration. Ihr menschenverachtendes Verhalten hinterfragen sie natürlich dennoch nicht. Die Ereignisse überschlagen sich, als Thorben erfährt, dass sein Vater an Prostatakrebs erkrankt ist.
Jan Henrik Stahlbergs „Fikkefuchs“verbinde provokativ reaktionäre Männlichkeitsideale und Sexismus, führe den Gedanken aber nicht konsequent zu Ende, urteilt die Fachzeitschrift Filmdienst. Laut epdFilm zeigt Stahlberg mit wenigen, drastischen Bildern die Kehrseite einer Welt, in der alles mit Sex in Verbindung gebracht werden kann. Dabei sei kein schöner Film entstanden, aber einer, der deutlich mache, was bei einer tabulosen Kombination aus Sex und Medien herauskommen könne. Die Charaktere seien keinesfalls Freaks, sondern arme Sehnsüchtige, wie man sie in jeder Eckkneipe finde.
Deutschland 2017, 101 Min., Camera Zwo; Drehbuch und Regie: Jan Henrik Stahlberg; Darsteller: Jan Henrik Stahlberg, Franz Rogowski, Thomas Bading.