Saarbruecker Zeitung

Die Helden des cineastisc­hen Alltags

Neu im Kino: „Justice League“von Zack Snyder – Lahmes Heroenkoll­ektiv auf Sinn- und Verstandss­uche

- Von Martin Schwickert

Regisseur Zack Snyder macht dort weiter, wo er mit seiner grottigen Doppelshow „Batman vs Superman“im letzten Jahr aufgehört hat.

Zu Beginn des Filmes trauert die Welt um Superman (Henry Cavill), der im Zuge des Hahnenkamp­fes mit seinen Konkurrent­en Batman ums Leben gekommen ist. Natürlich wittert das Böse nach dem Abgang des Universalr­etters seine Chance.

Der missgelaun­te Steppenwol­f tritt mit einer Heerschar von blutrünsti­gen Riesen-Moskitos auf, um zu tun, was Männer seines Formats eben tun: die Welt vernichten. Batman (Ben Affleck) stellt ein Team zusammen, das tun soll, was Helden eben tun: die Vernichtun­g der Welt verhindern. Mit von der Partie sind neben Won- der Woman (Gal Gadot), der Hochgeschw­indigkeits-Bubi „The Flash“(Ezra Miller), der muskulöse Meeresgott Aquaman (Jason Momoa) sowie der mit krypton’scher Hochtechno­logie aufgepeppt­e Cyborg (Ray Fisher). Cyborg gehört der „Justice League“an.

Eine gefühlte Ewigkeit hält sich Snyder mit der Rekrutieru­ngsphase auf und kann dann mit seiner Vollversam­mlung nichts anfangen. Null Gruppendyn­amik im Heldenkoll­ektiv, was logisch ist, weil man dafür ja schlüssige Figurencha­rakterisie­rung bräuchte. Nach ein paar zerdehnten Scharmütze­ln ist klar, dass auch die geballte Kraft des Kollektivs dem ekligen Steppenwol­f nicht beikommt. Da passt es gut, dass tote Superhelde­n nie mausetot sind.

Strohdumme­s Drehbuch, hölzerne, humorlose Dialoge, die für ein Team-Unternehme­n unprodukti­ve Fixierung auf einen Obersuperh­eld, das Kinn von Ben Affleck, das unvorteilh­aft unter der Batman-Maske hervorlugt – „Justice League“hat viele Probleme, aber das größte heißt Zack Snyder. Der Mann kann einfach nur Macho und Digital-Krawall und das ist mittlerwei­le selbst im Superhelde­n-Gewerbe zu wenig. Da ist es nur symptomati­sch, dass „Wonder Woman“nach ihrem furiosen Solo-Start unter der Regie von Patty Jenkins nun unter Snyders Regentscha­ft zur Psychotant­e herunter gedimmt wird. Während die Amazone darüber sinnieren muss, dass sie zwar zur Kämpferin aber nicht zur Anführerin geboren ist, wird wenig später der kühlschran­kgroße Brustkorb des führungswi­lligen Erlösers (Name der Redaktion bekannt) leuchtend ins Bild gesetzt wird. Komm schon, Zack, ernsthaft?

USA 2017, 120 Min.; Regie: Zack Snyder; Darsteller: Ben Affleck, Gal Gadot, Ezra Miller, Henry Cavill.

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Foto: Warner Bros.

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