Zwischen Religion und Korruption
Neu im Kino: „Teheran Tabu“von Ali Soozandeh – Animationsfilm mit echten Schauspielern über das schwierige Leben in Irans Hauptstadt
Pari, Sara, Babak und Donya leben in der iranischen Hauptstadt Teheran. Pari arbeitet als Prostituierte, um den Lebensunterhalt für sich und ihren fünfjährigen Sohn Elias zu verdienen. Von einem besseren Leben träumt auch ihre Nachbarin Sara, die sich unter ihrem Mann als Hausfrau begnügen muss, aber lieber arbeiten gehen würde. Der jungen Donya steht ein ähnliches Schicksal bevor: Bald wird sie heiraten. Trotzdem lässt sie sich auf eine Nacht mit dem jungen Musiker Babak ein. Dann verlangt sie von ihm, für eine Operation zu zahlen, die ihre Jungfräulichkeit wiederherstellt.
In seinem Debütfilm „Teheran Tabu“verknüpft Regisseur Ali Soozandeh die Schicksale von vier jungen Menschen, die alle unter den restriktiven Gesetzen des Gottesstaats zu leiden haben. Das Werk des gebürtigen Iraners, der in Deutschland lebt und auch das Drehbuch schrieb, feierte seine Weltpremiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes. Die deutsch-ös- terreichische Koproduktion wurde im Rotoskopie-Verfahren gedreht: Es handelt sich um einen Animationsfilm mit echten Schauspielern. Die Bilder wurden nachträglich bearbeitet.
Die Idee sei vor ein paar Jahren entstanden, so Soozandeh, als er in der U-Bahn ein Gespräch von zwei jungen Iranern mitgehört habe, die über ihre Erfahrungen mit Mädchen gesprochen haben. Sie erwähnten eine Prostituierte, die ihr Kind mit zur Arbeit gebracht hat. „Das stimmte mich nachdenklich in Bezug auf das Thema Sexualität im Iran.“
Soozandeh schwebte ein realistisches Drama um vier junge Menschen in Teheran vor, deren Schicksale bei ihrer verzweifelten Suche nach Freiheit und Glück aufeinanderprallen. „Teheran Tabu“ist für ihn ein Einblick „in den schizophrenen Alltag des heutigen Iran“, der Film liefert „Innenansichten eines Lebens zwischen streng religiösen Gesetzen und Unterdrückung einerseits, und Sex, Drogen und Korruption andererseits.“
Die Fachzeitschrift „filmdienst“schreibt von einem „düsteren Sittenbild des zeitgenössischen Irans“. Dabei gehe es um die Doppelmoral einer Gesellschaft, „in der libertäre Ausschweifungen durchaus stattfinden, aber tabuisiert und verborgen gehalten werden.“Daraus entstünden keine differenzierten Charakterstudien, sondern das ästhetisch wie inhaltlich flächige, auf starke Kontraste setzende Gemälde eines Landes, in dem Flucht oder Resignation als einzige Handlungsoptionen erscheinen. (D/Öst. 2017; 96 Min.; Regie: Ali Soozandeh; Filmhaus Sb)
Neu im Kino: „Happy Deathday“von Christopher Landon – Und täglich grüßt der Meuchelmörder Pari verdient ihren Lebensunterhalt als Prostituierte in Teheran. Sie verkauft ihren Körper einem einflussreichen Richter und erhofft sich so ein besseres Leben.