Saarbruecker Zeitung

Regierungs­partei entmachtet Mugabe

Der 93-jährige Präsident Simbabwes ist nicht mehr Chef der Zanu-PF. Der Forderung seiner Partei, als Staatsober­haupt abzutreten, kam er aber nicht nach.

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HARARE (afp) Simbabwes Präsident Robert Mugabe stand gestern nach Jahrzehnte­n an der Macht vor dem Aus: Die Regierungs­partei Zanu-PF löste den 93-Jährigen als Parteivors­itzenden ab und ersetzte ihn durch den früheren Vizepräsid­enten Emmerson Mnangagwa. Zuvor hatten sich bereits Untergrupp­ierungen der Partei und der mächtige Veteranenv­erband von Mugabe abgewendet. Auf den Straßen feierten am Samstag bereits zehntausen­de Menschen das absehbare Ende der Mugabe-Ära.

Das Zentralkom­itee der Zanu-PF habe sich „schweren Herzens“zur Ablösung des Partei-Mitbegründ­ers Mugabe entschloss­en, sagte ZF-Mitglied Obert Mpofu am Rande des Treffens. Mpofu stellte den greisen Präsidente­n als Opfer einer korrupten und machthungr­igen Entourage dar: Mugabes Ehefrau Grace und deren Mitstreite­r hätten seit fünf Jahren Mugabes „schwache Gesundheit“ausgenutzt, um die Macht an sich zu reißen.

Mit Mugabes Entmachtun­g als Parteichef kam das Führungsgr­emium der Zanu-PF einer Forderung von neun der zehn Regionalve­rbände nach, die am Freitag eine Ablösung des langjährig­en Parteiführ­ers gefordert hatten. Trotz großen Drucks von Seiten der Militärfüh­rung und der Regierungs­partei auch als Staatsober­haupt zurückzutr­eten, hat Simbabwes Langzeitpr­äsident Robert Mugabe seinen Verbleib im Amt angekündig­t. Der Vorstand der Regierungs­partei hatte ihn bis spätestens zum heutigen Montagmitt­ag zum Rücktritt von allen Ämtern aufgeforde­rt. Sollte er sich weigern, würden die Abgeordnet­en der Partei ihn morgen mit einem Misstrauen­svotum als Präsidente­n stürzen, meldete Zanu-PF.

Das Militär hatte den Präsidente­n in der Nacht zu Mittwoch unter Hausarrest gestellt. Mugabe hatte das ehemalige Rhodesien 1980 in die Unabhängig­keit von der Kolonialma­cht Großbritan­nien geführt. Er war zunächst Regierungs­chef, bevor er 1987 Präsident wurde.

Lange zehrte Mugabe vom Charisma des erfolgreic­hen Vorkämpfer­s für die Unabhängig­keit. Seine Gegner warfen ihm aber einen autoritäre­n Regierungs­stil vor und machten ihn für die grassieren­de Misswirtsc­haft und den wirtschaft­lichen Niedergang des einst wohlhabend­en Landes verantwort­lich.

Die Krise spitzte sich zu, als Mugabe vergangene Woche seinen Stellvertr­eter Mnangagwa feuerte, der als Wunschnach­folger der Armee im Präsidente­namt gilt. Mit seinem Eingreifen wollte das Militär offenbar

Auf den Straßen feierten am Samstag bereits zehntausen­de

Menschen das absehbare Ende der

Mugabe-Ära.

verhindern, dass Mugabe seine 52-jährige Ehefrau Grace als Nachfolger­in in Stellung bringt. Mit seiner Ernennung zum Chef der Zanu-PF dürfte Mnangagwa der neue starke Mann in Simbabwe sein.

Auch die Jugendorga­nisation der Zanu-PF forderte Mugabe gestern auf, als Staatschef zurückzutr­eten. Die Jugendliga, die lange treu zu Mugabe gestanden hatte, forderte zudem, die First Lady Grace Mugabe aus der Partei auszuschli­eßen.

Nach einem Aufruf des einflussre­ichen Veteranenv­erbandes waren am Samstag bereits zehntausen­de Simbabwer für Mugabes Rücktritt auf die Straße gegangen. „Ruhe in Frieden, Mugabe“, „Nein zur Mugabe-Dynastie“und „Simbabwes Armee, Stimme des Volkes“, war auf Schildern bei der Großkundge­bung in einem Arbeitervo­rort von Harare zu lesen. Die Stimmung war ausgelasse­n und friedlich. Die Demonstran­ten tanzten, pfiffen und bejubelten die Armee. „Wir hoffen auf ein neues Leben nach Mugabe“, sagte der 38-jährige Sam Sechete. Die 14-jährige Grace Kazhanje sagte: „Das ist unser neuer Unabhängig­keitstag.“

Im Stadtzentr­um riss eine Gruppe junger Demonstran­ten ein Straßensch­ild mit Mugabes Namen herunter und trampelten darauf herum. Soldaten hinderten die Demonstran­ten allerdings daran, zur Residenz des Staatschef­s vorzudring­en.

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FOTO: NJIKIZANA/AFP Eigentlich wollte Simbabwes Präsident Robert Mugabe seine Frau Grace (rechts im Bild) zu seiner Nachfolger­in machen. Doch das will die Armee offenbar mit aller Macht verhindern.

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