Saarbruecker Zeitung

„Schluss mit den Ausreden“

- DIE FRAGEN STELLTE HAGEN STRAUSS

BERLIN Heute ist der von der Uno ausgerufen­e „Tag der Kinderrech­te“. Die Vorsitzend­e der Linksparte­i, Katja Kipping, fordert aus diesem Anlass, die Kinderrech­te endlich ins Grundgeset­z aufzunehme­n.

Frau Kipping, warum ist es so schwierig, Kinderrech­te im Grundgeset­z zu verankern?

KIPPING Wie viele Initiative­n kämpfen auch wir schon lange dafür. Aber es gab bisher immer Widerstand vor allem aus den Reihen der Union. Inzwischen haben fast alle Parteien diese Forderung in ihre Wahlprogra­mme aufgenomme­n. Deswegen muss jetzt mal Schluss sein mit den Ausreden. Die Parteien, die die künftige Regierung bilden, müssen dann Farbe bekennen.

Welche Wirkung hätte denn eine Aufnahme in die Verfassung?

KIPPING Zunächst wäre es eine symbolisch­e Handlung, aber auch ein klares Statement. Wenn etwas im Grundgeset­z steht, ist es auch einklagbar. Außerdem resultiert daraus ein Anspruch, die Lage der Kinder in Deutschlan­d materiell zu verbessern. Eine zentrale Folge wäre, dass es eine Pflicht gäbe, alles zu tun, um Kinderarmu­t zu beenden.

Glauben Sie, dass ein armes Kind dann automatisc­h glückliche­r wird?

KIPPING Natürlich nicht. Aber der Druck wächst auf die Parteien, das Thema Kinderarmu­t nicht nur rhetorisch zu behandeln, sondern konkret etwas dagegen zu tun. Die konsequent­este Form der Umsetzung von Kinderrech­ten wäre dann aus unserer Sicht die Einführung einer Kindergrun­dsicherung, damit alle garantiert frei von Armut sind. Und auf Landeseben­e müsste zum Beispiel dafür gesorgt werden, dass es in allen Kitas und Schulen endlich warmes Mittagesse­n gibt.

Und wenn die anderen Parteien nach der Regierungs­bildung nicht mitmachen wollen?

KIPPING Wir sind ja jetzt schon im Gespräch mit den verschiede­nsten Initiative­n. Mit ihnen zusammen werden wir den Druck auf die anderen Parteien weiter erhöhen. Fakt ist jedenfalls, dass immer mehr Menschen ihre Wahlentsch­eidung davon abhängig machen, dass endlich mehr gegen Kinderarmu­t getan wird. Auch die CDU wird das nicht unbeeindru­ckt lassen.

 ?? FOTO: BRITTA
PEDERSEN/DPA ?? Die Linke-Bundesvors­itzende Katja Kipping
FOTO: BRITTA PEDERSEN/DPA Die Linke-Bundesvors­itzende Katja Kipping

Newspapers in German

Newspapers from Germany