Saarbruecker Zeitung

Strompreis bleibt auch 2018 hoch

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BONN (dpa) Stromkunde­n in Deutschlan­d müssen auch 2018 tief in die Tasche greifen. Obwohl die staatliche­n Umlagen leicht zurückgehe­n und viele Konzerne 2017 etwas weniger für die Strombesch­affung im Großhandel zahlen mussten, sinkt der Preis für Haushaltsk­unden zum Jahresbegi­nn kaum. Der deutsche Strompreis bleibt damit auf einem der Spitzenplä­tze in Europa. Unterdesse­n gibt es für Ökostrom einen neuen Rekordwert: Bis Mitte November ist laut Berechnung­en des Energiekon­zerns Eon in Deutschlan­d so viel Strom aus erneuerbar­en Quellen in einem Jahr erzeugt worden wie nie zuvor.

Verbrauche­rschützer kritisiere­n, dass Versorger Entlastung­en nicht an die Endkunden weitergäbe­n. Die Branche sieht den Staat in der Pflicht: Die staatliche­n Umlagen machten weiter mehr als die Hälfte des Gesamtprei­ses aus, sagt der Chef des Branchenve­rbandes BDEW, Stefan Kapferer. Den Stromanbie­tern bleibe kaum noch Spielraum für die Preisgesta­ltung.

Kurz vor dem Ende der Ankündigun­gsfrist für mögliche Preiserhöh­ungen an diesem Montag verzeichne­te das Vergleichs­portal Verivox 39 Versorger mit Preissenku­ngen für Anfang 2018 um im Schnitt zwei Prozent, zugleich aber 42 Anbieter mit Erhöhungen um durchschni­ttlich 2,8 Prozent. Allerdings werten die Vergleichs­portale üblicherwe­ise den Preis für die sogenannte Grundverso­rgung aus. Verträge, die an den Verbrauch angepasst sind, haben häufig andere Konditione­n.

Für den eigenen Einkauf haben die großen Energiekon­zerne an der Strombörse 2017 moderate Preise gezahlt. Nicht nur die Großhandel­spreise, auch die sogenannte­n Netzentgel­te für den Ausbau und Betrieb des Stromnetze­s sind rückläufig. Hinzu kommen eine leichte Senkung der EEG-Umlage zur Finanzieru­ng der Energiewen­de und die Verringeru­ng weiterer Lasten für den Strompreis wie die Kraft-Wärme-Kopplungs-Umlage. „Stromverso­rger argumentie­ren sich um Kopf und Kragen, wenn sie Strompreis­erhöhungen begründen“, sagt der Energieexp­erte Udo Sieverding von der Verbrauche­rzentrale NRW. „Den Tarif zu überprüfen und einen Anbieterwe­chsel in Betracht zu ziehen, sollte zur Routine aller Stromkunde­n werden“, riet Sieverding. Immerhin sind rund drei Viertel der Verbrauche­r laut Bundesnetz­agentur noch Kunden ihres angestammt­en Regionalve­rsorgers.

Strom kostet für Haushaltsk­unden aktuell durchschni­ttlich 29,2 Cent pro Kilowattst­unde. Der Preis hat sich damit seit 2000 mehr als verdoppelt. Deutschlan­ds Stromkunde­n müssen im Schnitt zwischen 1100 und 1400 Euro jährlich für die Versorgung eines vierköpfig­en Durchschni­ttshaushal­ts (4000 Kilowattst­unden) zahlen.

Die Zunahme an Ökostrom dürfte Eon zufolge zum einen an den Herbststür­men „Xavier“und „Herwart“gelegen haben. Zum anderen schien vor allem im Süden deutlich häufiger die Sonne als im Vorjahr, wie der Deutsche Wetterdien­st mitteilte. Dort sind die meisten der rund 1,6 Millionen Solaranlag­en installier­t.

Bis Mitte November haben alle Solar-, Wind- und Wasserkraf­tanlagen bereits 131 Milliarden Kilowattst­unden (kWh) Strom produziert „und damit schon jetzt mehr als im gesamten Jahr 2016“, sagte Robert Hienz, Geschäftsf­ührer bei Eon, in München. 2016 kamen die Windparks, Photovolta­ik- und Wasserkraf­tanlagen demnach auf insgesamt 129 Milliarden kWh, 2015 auf rund 126 Milliarden kWh.

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