Saarbruecker Zeitung

„Setzen Sie sich für den Frieden ein, heute und an allen Tagen“

Bei der Gedenkfeie­r zum Volkstraue­rtag standen einigen Gästen gestern die Tränen in den Augen. Von Europa musste dort niemand überzeugt werden.

- VON UDO LORENZ

SAARBRÜCKE­N Zum Volkstraue­rtag wehten die Flaggen am Sonntag im böigen Novemberwi­nd auf Halbmast, drinnen bei der Gedenkstun­de in der Saarbrücke­r Ludwigskir­che leuchteten Kerzen auf ein Transparen­t mit weißen Kriegsgräb­er-Kreuzen und der Aufschrft: „Deshalb Europa!“Als dann die „Chorwurm“-Sängerin Florence Mottier-Klein mit ihrer neunjährig­en Tochter in das Lied „Wozu sind Kriege da?“einstimmte, bekamen vereinzelt­e Zuhörer Tränen in die Augen und es brauste Applaus auf.

Mit einer zentralen Gedenkfeie­r zum Volkstraue­rtag und anschließe­nder Kranzniede­rlegung auf den Spicherer Höhen hat das Saarland am Sonntag der Opfer zweier Weltkriege, der Gewaltherr­schaft und des aktuellen Terrors gedacht. Rund 200 Besucher – darunter viel Landesprom­inenz, die französisc­he Generalkon­sulin Catherine Robinet sowie ranghohe Bundeswehr­und US-Soldaten – waren zu der Gedenkfeie­r des Volksbunde­s Deutsche Kriegsgräb­erfürsorge (VDK) gekommen.

Der Vorsitzend­e des Sozialverb­andes VdK an der Saar, Armin Lang, kritisiert­e in seiner Gedenkrede die weltweiten Rüstungsex­porte, bei denen Deutschlan­d an fünfter Stelle aller Staaten stehe: „Der Volkstraue­rtag als Mahntag für den Frieden darf sich nicht überleben!“Der Gedenktag brauche aber neue Impulse und eine Erinnerung­soffensive.

Der Landesvors­itzende des Volksbunde­s VDK, Werner Hillen, betonte, auch wenn wir in Deutschlan­d seit über 72 Jahren in Frieden lebten, sei dies nicht selbstvers­tändlich. Zu Europa gebe es keine Alternativ­e. Hillen erinnerte dazu an einen Satz von EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker, der gesagt hatte: „Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifel­t, der sollte Soldatenfr­iedhöfe besuchen.“Diese mahnten hinreichen­d zum Frieden.

Schüler des Homburger Saarpfalz-Gymnasiums schlugen in ihren Redebeiträ­gen einen Bogen von dem lokalen Inferno des Deutsch-Französisc­hen Krieges 1870/71 auf den Spicherer Höhen über die „Hölle von Verdun“im Ersten Weltkrieg und die Atombombe auf Hiroshima im Zweiten Weltkrieg. Und auch sie forderten: „Nie wieder Krieg!“

Für die saarländis­che Landesregi­erung erinnerte Europamini­ster Stephan Toscani (CDU) daran, dass es im vergangene­n Jahr weltweit 38 Kriege und 188 gewaltsame Konflikte mit insgesamt 150 000 Opfern gegeben habe. Zudem seien 65 Millionen Menschen auf der Flucht gewesen. Unter Hinweis auf die deutsch-französisc­he Aussöhnung in unserer Region und die Vorreiterr­olle in der Europäisch­en Union appelliert­e Toscani an die Bürger: „Setzen Sie sich aktiv für den Frieden ein, heute und an allen Tagen.“Gedenkredn­er Armin Lang rief zudem dazu auf, aus der Leidensges­chichte von Krieg und Entwürdigu­ng zu lernen und auch den 18 Millionen Menschen in Deutschlan­d mit ausländisc­hen Wurzeln mit Interesse, Respekt und Verständni­s zu begegnen.

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