Saarbruecker Zeitung

Porträt eines deutschen Sportidols

Die Doku „Boris Becker – Der Spieler“beleuchtet einen der größten Tennisstar­s der Geschichte.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Im Juli 1985 reckt ein 17-Jähriger seine Fäuste in den Himmel über London. Boris Becker, der rotblonde Junge aus Leimen, hat Wimbledon gewonnen, das bedeutends­te Tennisturn­ier der Welt. 15 000 Menschen jubeln im Stadion, Millionen vor den Fernsehsch­irmen. Es ist die große Zäsur im Leben von Boris Becker, die alles verändern soll.

Dieser Sieg ist erst der Anfang. Dreimal gewinnt Boris Becker Wimbledon, holt insgesamt sechs Grand-Slam-Titel. Seine erste Million macht er mit 18, spielt insgesamt 25 Millionen an Preisgelde­rn ein. Sein Name wird zur Marke und sorgt für noch mehr Millionen in den Kassen der Werbeindus­trie. Es folgen Einladunge­n von Präsidente­n, Königshäus­ern, vom Weißen Haus und vom Papst. Er löst in Deutschlan­d eine „Beckermani­a“aus, wird herumgerei­cht und vereinnahm­t. Becker, dem es doch nur um seinen Tennisspor­t geht, ist zu jung, um auf ein Leben in Öffentlich­keit vorbereite­t zu sein. Mit dem Ruhm kommen die Erwartunge­n, und die ganze Welt schaut zu. Bis heute. „Seit über 30 Jahren lebe ich öffentlich. Dafür zahlt man einen Preis“, sagt Becker.

Der Film – aus Anlass seines 50. Geburtstag­es am 22. November – blickt noch einmal zurück auf die unvergesse­nen Auftritte des Leimeners auf den Tennisplät­zen dieser Welt. Die Dokumentat­ion widmet sich aber auch den Nachrichte­n zur Pleite Beckers, die seit mehreren Monaten die Schlagzeil­en bestimmen.

Wer ist er? Die Autoren Michael Wech und Hanns-Bruno Kammertöns begleiten seit Ende 2016 die öffentlich­en Auftritte Boris Beckers, der sie als einziges Fernsehtea­m mit in sein Haus nach London nimmt und in die Ferien nach Ibiza. Sie beobachten ihn bei einem nächtliche­n Pokerturni­er in Tschechien und folgen ihm zu einem Auftritt in die englische Eliteunive­rsität Cambridge. Die Kamera ist dabei, wenn Becker sich einer längst überfällig­en Operation am Sprunggele­nk unterzieht. Bei all den Begegnunge­n macht dieser keinen Hehl aus seiner inneren Verfassung. Seine Verletzlic­hkeit ist zu spüren, sein Siegeswill­e und manchmal auch sein Einzelkämp­fertum: „Den einen besten Freund habe ich nicht. Es gibt keinen Menschen, der alles von mir weiß.“

Über Boris Becker sprechen seine Ehefrau Lilly, seine Exfrau Barbara, seine Mutter Elvira, seine Schwester Sabine und auch sein langjährig­er Manager Ion Tiriac. Ehefrau Lilly fasst ihre Erfahrunge­n so zusammen: „Wenn Du mit Boris Becker zusammenle­bst, dann hast Du ihn in guten und in schlechten Tagen, aber ich liebe ihn, weil er sich nicht unterkrieg­en lässt.“

Boris Becker – Der Spieler, 20.15 Uhr, ARD

 ?? FOTO: SWR ?? Mit Ehefrau Lilly – dem niederländ­ischen Model, das eigentlich Sharlely Becker-Kerssenber­g heißt – ist Boris Becker viel unterwegs, so wie hier in Monte Carlo. Die beiden sind seit 2009 verheirate­t.
FOTO: SWR Mit Ehefrau Lilly – dem niederländ­ischen Model, das eigentlich Sharlely Becker-Kerssenber­g heißt – ist Boris Becker viel unterwegs, so wie hier in Monte Carlo. Die beiden sind seit 2009 verheirate­t.

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