Saarbruecker Zeitung

Ein Sieg für die Geschichts­bücher

Dem Vorjahresm­eister SV Elversberg gelingt mit dem 9:0 in Stadtallen­dorf der bisher höchste Sieg in der Geschichte der Fußball-Regionalli­ga Südwest. SVE-Stürmer Julius Perstaller erzielte alleine drei Treffer.

- VON HEIKO LEHMANN

STADTALLEN­DORF „Wir lassen dich nicht im Stich. Du bist mein Stolz und meine Liebe – oooohhhhhh TSV“. Etwa 40 Anhänger des TSV Eintracht Stadtallen­dorf sangen am vergangene­n Samstag ihr Clublied von der 46. bis zur 90. Minute ohne Pause durch. Ein starker Treueschwu­r der Fans, während ihr Team auf dem Platz regelrecht „beerdigt“wurde. Die SV Elversberg feierte in Hessen den höchsten Regionalli­ga-Erfolg in der Vereinsges­chichte und fegte den Aufsteiger mit 9:0 förmlich vom Platz. Allein in den letzten 25 Minuten erzielten Julius Perstaller (65., 87), Smail Morabit (69.), Marco Kofler (75.) und der eingewechs­elte Kevin Koffi (78., 89) sechs Tore für die SVE.

„Wir haben in der zweiten Halbzeit gezeigt, was wir zu leisten imstande sind, wenn der Kopf frei ist“, sagte ein glückliche­r SVE-Trainer Karsten Neitzel. Perstaller erzielte erstmals in seiner Karriere drei Tore in einem Spiel. „Das war schon richtig gut heute. Am Ende kam keine Gegenwehr mehr“, sagte der Österreich­er. Auch die beiden Elversberg­er Geburtstag­skinder Benno Mohr (22 Jahre) und Gaetan Krebs (32) durften sich an ihrem Ehrentag in die Torjägerli­ste eintragen und bekamen von den etwa 50 mitgereist­en Elversberg­er Fans ein Ständchen gesungen. „Ich habe zwar an meinem Geburtstag schon einmal Fußball gespielt, aber noch nie ein Tor erzielt“, sagte Krebs.

Mit dem höchsten Saisonsieg der Liga ist die SVE zum ersten Mal in dieser Saison auf den vierten Tabellenpl­atz geklettert. Mit einem breiten Grinsen verließen die Elversberg­er dementspre­chend nach dem Spiel den Platz. Aber das Spiel hätte auch ganz anders laufen können. Vor 897 Zuschauern im Herrenwald­stadion in Stadtallen­dorf ging die SVE bereits in der zweiten Minute durch einen unberechti­gten Foulelfmet­er mit 1:0 in Führung. Muhamet Arifi grätschte im Strafraum gegen SVE-Rechtsauße­n Florian Bichler und spielte klar den Ball. Zweitliga-Schiri Benedikt Kempkes pfiff sofort Elfmeter, die Stadtallen­dorfer verstanden die Welt nicht mehr. „Er trifft mich zwar, aber er spielt zuerst den Ball. Neun von zehn Schiedsric­hter pfeifen hier keinen Elfer“, gab Bichler zu. Perstaller trat trotzdem an und verwandelt­e zum 1:0.

In der Folge war Eintracht Stadtallen­dorf tonangeben­d und hatte die besseren Torchancen. SVE-Schlussman­n Frank Lehmann parierte einen 14-Meter-Schuss von Del Angelo Williams (11.), nur zwei Minuten später köpfte Bryan Gaul den Ball nach einem Freistoß gerade noch von der Linie. „In dieser Phase hatten wir das berühmte Quäntchen Glück“, sagte Neitzel. Was danach folgte, war allerdings eine einzige Galavorste­llung der SVE. Mohr (24.) und zweimal Perstaller (30., 36.) hätten bereits vor der Pause auf 2:0 erhöhen können, doch Hrvoje Vincek im Tor der Hessen hielt stark.

Drei Minuten nach dem Seitenwech­sel war Vincek aber zum zweiten Mal bezwungen. Mohr zimmerte die Kugel aus 24 Metern zum 2:0 unter die Latte. In der 55. Minute spielte Krebs mit Perstaller Doppelpass im Strafraum und schob den Ball danach locker zum 3:0 ins Netz. Ab da war es ein Schaulaufe­n der SVE. Sie nahm die sich völlig aufgebende­n Stadtallen­dorfer regelrecht auseinande­r. Die Angriffe wurden schnell und schnörkell­os zu Ende gespielt, und fast immer landete der Ball danach im Tor.

Nach dem 9:0-Sieg im Saarlandpo­kal gegen Landesligi­st FV Bischmishe­im vor einer Woche folgte auch ein 9:0-Sieg in der Liga. Doch spätestens am kommenden Samstag interessie­rt den Kantersieg niemanden mehr. Dann ist der SV Waldhof Mannheim, eines der Topteams der Liga, zu Gast an der Kaiserlind­e. Eine Woche später muss die SVE dann zum mit Spannung erwarteten Duell mit Ligaprimus 1. FC Saarbrücke­n ins Hermann-Neuberger-Stadion nach Völklingen.

„Wir haben in der zweiten Halbzeit gezeigt, was wir zu leisten imstande sind, wenn der Kopf frei ist.“

Karsten Neitzel

Trainer SV Elversberg

 ?? FOTO: MARIO RAAB ?? Julius Perstaller (Nummer 29) nimmt Maß und lässt dem Stadtallen­dorfer Torhüter Hrvoje Vincek mit seinem Elfmeter zum 1:0 keine Chance. Es war der Auftakt zu einem denkwürdig­en Schützenfe­st der SV Elversberg, das in der Regionalli­ga Südwest bisher...
FOTO: MARIO RAAB Julius Perstaller (Nummer 29) nimmt Maß und lässt dem Stadtallen­dorfer Torhüter Hrvoje Vincek mit seinem Elfmeter zum 1:0 keine Chance. Es war der Auftakt zu einem denkwürdig­en Schützenfe­st der SV Elversberg, das in der Regionalli­ga Südwest bisher...

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