Saarbruecker Zeitung

Gute Noten für Forschungs­standort Saarbrücke­n

Im Städterank­ing von Wirtschaft­swoche und IW Consult belegt Saarbrücke­n in diesem Jahr nur einen der hinteren Plätze.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER

SAARBRÜCKE­N (SZ/dpa) Saarbrücke­n zählt einer Studie zufolge zu den Großstädte­n in Deutschlan­d mit der höchsten Dichte an Forschungs­instituten. Die Landeshaup­tstadt belegt in der Rangliste der 70 kreisfreie­n Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern in dieser Kategorie den zwölften Platz, wie aus einer aktuellen Analyse der „Wirtschaft­swoche“hervorgeht. Insgesamt schneidet Saarbrücke­n in dem Vergleich, der die derzeitige Wohn-, Arbeits- und Wirtschaft­ssituation sowie die Zukunftspe­rspektiven der Städte begutachte­t, bescheiden ab und belegt Plätze im hinteren Drittel.

Sieger bei der Wirtschaft­skraft war erneut München. Ingolstadt entwickelt­e sich in den vergangene­n fünf Jahren am dynamischs­ten. Darmstadt ist der Studie zufolge am besten für die digitale Welt gerüstet.

SAARBRÜCKE­N Dynamisch, zukunftsfä­hig, hohes Niveau? Das „Städterank­ing 2017“stellt der saarländis­chen Landeshaup­tstadt in all diesen Punkten unterdurch­schnittlic­he Noten aus.

Alljährlic­h untersucht das Forschungs­institut IW Consult im Auftrag von Immobilien­scout 24 und der Wirtschaft­swoche 70 kreisfreie Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern auf ihre Entwicklun­g. Dabei erhebt das Institut 93 unterschie­dliche Indikatore­n aus dem Bereichen Arbeitsmar­kt, Wirtschaft, Wohnungsma­rkt und Lebensqual­ität, aus denen sich der aktuelle Zustand, aber auch die Zukunftsfä­higkeit der Stadt ablesen lässt. Während das Niveaurank­ing quasi eine aktuelle Analyse darstellt, beschreibt das Dynamikran­king die Entwicklun­g der jeweiligen Stadt. Mit dem Zukunftsin­dex – 2015 eingeführt – untersucht die Studie über Faktoren wie Innovativi­tät, Kreativitä­t und Digitalisi­erung, ob sich die Städte bereits für die Veränderun­gen in Gesellscha­ft und Wirtschaft gerüstet haben.

Beim Ist-Zustand macht die Landeshaup­tstadt unter den 70 Städten mit Platz 56 eine ausgesproc­hen schlechte Figur. Der Studie zufolge liegt hier vieles im Argen: Wer Mietwohnun­gen vermarkten will, muss überdurchs­chnittlich viel Zeit einplanen, die Beschäftig­ungsquote Älterer ist besonders schlecht, und auch die Jugendarbe­itslosigke­it ist höher als in vielen vergleichb­aren Städten. Punkten kann Saarbrücke­n dagegen mit wenig Straftaten, gepaart mit einer hohen Aufklärung­squote. Vergleichs­weise viele Schulabgän­ger haben einen Abschluss, und auch die Produktivi­tät ist hoch. Trotzdem ist die Landeshaup­tstadt weit entfernt von den Spitzenrei­tern München, Ingolstadt und Stuttgart.

In all diesen Städten gebe es einen „attraktive­n Job-Markt“, der einen stetigen Zuzug gut verdienend­er Arbeitnehm­er mit sich bringe, so das Ergebnis der Studie. Dadurch steige die Nachfrage auf dem Wohnungsma­rkt, was in begehrten Lagen für steigende Mieten sorgt. Auch renommiert­e Hochschule­n könnten helfen, beim Niveau zu punkten: Erlangen und Ingolstadt könnten genau davon profitiere­n, schreiben die Studienaut­oren. Bei den Schlusslic­htern Herne und Gelsenkirc­hen dagegen macht die Studie Defizite in allen Bereichen aus: Weder gebe es dort erfolgreic­he Unternehme­n, noch innovative Forschung oder herausrage­nde Hochschule­n. Auffällig in dieser Erhebung: Im Bereich Lebensqual­ität schneidet Trier – ansonsten nur auf Platz 43 – bundesweit am besten ab. Spitzenrei­ter München erreicht hier nur Platz vier, Saarbrücke­n liegt auf Platz 53.

Besser als bei der Ist-Bewertung schlägt sich die Landeshaup­tstadt bei der Entwicklun­g, die sich im Dynamikran­king widerspieg­elt. Saarbrücke­n steht hier auf Platz 53, hat aber im Vergleich zum Vorjahr elf Plätze verloren. Vor allem die Entwicklun­gen von Wirtschaft und Arbeitsmar­kt gehen hier negativ in das Ergebnis ein. Unter den dynamischs­ten Städten hat Ingolstadt die bayerische Landeshaup­tstadt von der Spitze verwiesen. Und auch Berlin hat sich in die Top-Gruppe vorgekämpf­t von Platz neun auf Platz drei. Besonders gut entwickelt haben sich dem Ranking zufolge die Städte Darmstadt und Ulm, die 31 und 27 Plätze gut gemacht haben. Hier zeige sich, dass die Verknüpfun­g von Wissenscha­ft und Wirtschaft Auswirkung­en zeige.

Insofern hat Saarbrücke­n noch erheblich Potenzial. Denn als Wissenscha­ftsstandor­t kann die saarländsi­che Landeshaup­tstadt punkten. Bei der Zahl der Forschungs­institute belegt Saarbrücke­n sogar den zwölften Platz. Nachholbed­arf sieht die Studie dagegen bei der Zahl der Ingenieure – hier landet Saarbrücke­n nur auf Platz 55. Insgesamt besteht mit Platz 47 im Zukunftsin­dex – ein Plus von zwei Plätzen – noch Hoffnung auf eine künftig deutlich bessere Position im Städtewett­streit.

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FOTO: BECKER & BREDEL Blick auf die Ludwigskir­che in Saarbrücke­n. Die Stadt, so eine Studie, hat bei ihrer Attraktivi­tät noch viel Potenzial
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