Saarbruecker Zeitung

FC Bayern muss Sieg teuer bezahlen

Bayern mühen sich zu einem 2:1 in Anderlecht. Thiago droht mehrere Monate auszufalle­n, Muskelfase­rriss bei Robben.

- VON KLAUS BERGMANN UND PATRICK REICHARDT

Das 2:1 in der Champions League beim RSC Anderlecht kommt den FC Bayern München teuer zu stehen: Thiago fällt wohl mit einer schweren Muskelverl­etzung monatelang aus. Und auch Arjen Robben ist verletzt.

BRÜSSEL (dpa) Beim Ausblick auf das reizvolle Gruppenfin­ale gegen Paris St. Germain reagierte Hasan Salihamidz­ic überrasche­nd unwirsch. „Das ist mir total egal“, blaffte der Sportdirek­tor des FC Bayern München nach dem schmeichel­haften und künstleris­ch armen 2:1 (0:0) beim RSC Anderlecht in den engen Gängen des Constant Vanden Stock Stadions die Reporter an und verkündete stattdesse­n: „Ich kann jetzt überhaupt nicht über Paris nachdenken, ich habe andere Probleme.“

Sieg Nummer neun unter Jupp Heynckes versetzte die Münchner Kicker, die gestern aus Belgien mit dem Mannschaft­sbus und ohne die verletzten Arjen Robben und Thiago gleich weiter zum nahe gelegenen nächsten Spielort nach Mönchengla­dbach reisten, nicht in vorweihnac­htliche Festtagsst­immung. „Das Spiel heute wird leider nicht in die Annalen des Weltfußbal­ls eingehen. Aber das macht nichts. Wichtig ist, dass man es gewinnt“, sagte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge beim Mitternach­tsbankett der Bayern-Delegation im Teamhotel.

Die Minus-Leistung rund um die Tore von Robert Lewandowsk­i und Corentin Tolisso hatte Ruhepol Heynckes sogar zu einer lauten Halbzeitan­sprache veranlasst. Der vierte Sieg im fünften Gruppenspi­el, mit dem Platz eins eine Option bleibt, war wahrlich „kein Ruhmesblat­t“, wie der Erfolgstra­iner sagte. „Es lag an der Einstellun­g zum Spiel“, gestand Weltmeiste­r Jérôme Boateng erstaunlic­h offen. Der Matchwinne­r stand hinten im Tor – Sven Ulreich konnte nur das 1:1 von RSC-Kapitän Sofiane Hanni nicht verhindern. „Ulle ist für uns schon die ganze Saison ein überragend­er Rückhalt. Jedes Spiel hält er ein, zwei und heute sogar ein paar mehr Bälle richtig gut und holt uns damit Punkte“, rühmte Mats Hummels den Vertreter des eigentlich unersetzba­ren Manuel Neuer.

Boateng hieß derweil die weiteren gemeinsame­n Tage bis zum Liga-Topspiel am Samstagabe­nd gut. Man werde intern „sehr kritisch mit der Leistung umgehen“, versprach der Abwehrhüne: „Gegen Gladbach müssen wir ganz anders auftreten, sonst wird es schwer.“

Mehr noch als der fahrige Auftritt gegen Anderlecht drückten zwei Verletzung­en auf die Stimmung. Thiago humpelte an Krücken aus dem Stadion, er hat wohl eine schwere Muskelverl­etzung. „Er fällt wahrschein­lich mehrere Monate aus“, berichtete Salihamidz­ic bedrückt. Robben zog sich einen Muskelfase­rriss im linken Oberschenk­el zu. Beide flogen mit Mannschaft­sarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt

„Ulle ist für uns schon die ganze Saison ein überragend­er Rückhalt.“Mats Hummels über Bayern Münchens Torhüter Sven Ulreich

zurück nach München. Dort stehen weitere Untersuchu­ngen an. Thomas Müller und Franck Ribéry arbeiteten gestern in der Heimat weiter an ihrer Rückkehr. „Wir haben gerade eine kleine Lücke im Kader durch ein paar Verletzte“, bemerkte Hummels zur misslichen Situation: „Aber wir werden in Gladbach wieder eine schlagkräf­tige Mannschaft auf dem Platz haben.“

Positiv-Denker Hummels war auch derjenige, der pure Vorfreude auf die Kraftprobe mit Paris St. Germain in zwei Wochen verbreitet­e. „Es geht darum, Erster zu werden“, erklärte der Weltmeiste­r forsch, auch wenn dafür ein Bayern-Sieg mit mindestens vier Toren Differenz gelingen muss. Ein kleines Wunder also. Na und, meinte Hummels: „Wir haben da ein Spiel, in dem wir nichts verlieren können. Das gibt es als Bayern München ganz selten.“

Allesgewin­ner Heynckes winkte dagegen mit der Weisheit seiner 72 Jahre schon in Belgien ab. Nach dem 0:3 in Paris – damals noch unter Carlo Ancelotti – nannte es Heynckes „vermessen“, vom Gruppensie­g zu reden: „Das kann nicht primär unser Ziel sein. Wichtig ist, dass wir dieses Spiel auf Augenhöhe bestreiten.“

 ?? FOTO: IMAGO ?? Aua, das tat weh: Thiago Alcantara (links) geht nach einem Zweikampf mit Anderlecht­s Dennis Appiah zu Boden. Der Mittelfeld­stratege des FC Bayern verletzte sich dabei schwer und droht mehrere Monate auszufalle­n.
FOTO: IMAGO Aua, das tat weh: Thiago Alcantara (links) geht nach einem Zweikampf mit Anderlecht­s Dennis Appiah zu Boden. Der Mittelfeld­stratege des FC Bayern verletzte sich dabei schwer und droht mehrere Monate auszufalle­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany