Eine zweite Chance erhalten
Regisseur Florian Schewe schuf mit dem äußerst anspruchsvollen Drama „Somewhere in Tonga“(gestern, 23.05 Uhr, ARTE) eine feinfühlige Charakterstudie. Er erzählte die von einer wahren Begebenheit inspirierte Geschichte des Sozialpädagogen Wolski (Sascha Alexander Gersak), der mit dem jugendlichen Straftäter Marcel (Luis Pintsch) ein unkonventionelles Resozialisierungsprojekt im Nirgendwo des südpazifischen Tongas durchführte. Die ganze Zeit fragte man sich, was den idealistischen Betreuer zu seinem unerschöpflichen Engagement motivierte, denn Marcel war ein Härtefall. Seine Figur weckte sofort Antipathie, sein riesiger Wortschatz an Fäkalausdrücken sowie seine Brutalität schockierten. Im Fokus standen des Weiteren Wolskis Probleme sowie die kulturellen Riten der Ureinwohner. Die Inszenierung kennzeichnete sich durch starke Bildsprache. Vielfach bedurfte es keines Dialoges, um Zusammenhänge darzustellen und Emotionen zu wecken. Eine große Rolle spielte dabei auch die Filmmusik. In seiner Gesamtheit war das Drama wunderbar lebensnah – mit der richtigen Portion an Ernsthaftigkeit, ohne aufgesetzte Tragik. Den Kniff gab der Schluss anhand eines nicht eintretenden Happy Ends. Dieser krasse Erwartungsbruch ließ einen noch über den Abspann hinaus nachdenklich verharren. (jub)