Saarbruecker Zeitung

Wohnungssu­che clever und mit Plan

Man kann bei der S uche nach einer neuen Bleibe auf Glück hoffen. Aber das klappt oft nicht. Doch wo anfangen, wo suchen und wo inserieren?

- VON KATJA FISCHER

BERLIN/HAMBURG (dpa/tmn) In manchen Städten kann die Wohnungssu­che aufwendige­r und länger sein als die Planung einer Expedition in die Arktis. Aber auch in ländlichen Gegenden mit vornehmlic­h Eigenheime­n kann die Suche nach der Mietwohnun­g in ertragbare­r Entfernung länger dauern. Es braucht eine richtige Strategie und systematis­ches Herangehen an die Aufgabe. Ein paar Fragen und Antworten dazu:

Ist ein Makler-Auftrag bei der Suche sinnvoll?

Das war einmal. „Zwar haben Makler einen guten Überblick über den Markt in ihrer Region“, sagt Sun Jensch, Bundesgesc­häftsführe­rin des Immobilien­verbands Deutschlan­d (IVD) in Berlin. Doch: „Seit das sogenannte Bestellerp­rinzip in Kraft ist, nimmt kaum ein Makler einen Auftrag von potenziell­en Mietern an. Denn das ist ein großes Risiko für den Makler.“Das Gesetz sieht vor, dass der Mieter dem Makler nur dann eine Provision zahlen muss, wenn der aufgrund eines konkreten Auftrags für ihn tätig geworden ist. Wird eine Wohnung aber dann nicht von einem Auftraggeb­er angemietet, ist sie gewisserma­ßen verbrannt. Sie steht dann im Datenbesta­nd des Maklers, und er kann die Wohnung nicht noch einmal für nachfolgen­de Kunden anbieten, so das Gesetz. Folglich darf er dann auch keine Provision verlangen. „Also bieten Makler diese Dienstleis­tung für Mieter lieber nicht an“, erklärt Jensch.

Lohnt sich die Suche über die Zeitung noch?

Auch wenn Immobilien­portale für den Wohnungsma­rkt inzwischen einen sehr großen Bestand haben und die Suche dort oft schwerpunk­tmäßig stattfinde­t, der Blick in die Zeitung lohnt weiterhin. „Von 21 Millionen Mietwohnun­gen in Deutschlan­d werden 15 Millionen Siegmund Chychla vom Mietervere­in Hamburg zum Auftreten bei einer

Wohnungsbe­sichtigung

von privaten Vermietern angeboten“, erläutert Gerold Happ vom Eigentümer­verband Haus & Grund Deutschlan­d. „Unter ihnen sind viele ältere Leute, die neue Mieter nicht per Computer, sondern mit herkömmlic­hen Zeitungsan­noncen suchen.“Er betont: „Wer in der regionalen Presse nach einer Wohnung schaut, kann mitunter wahre Schätzchen finden.“

Wie finde ich Lagen mit verhältnis­mäßig guten Mieten?

Es ist sinnvoll, sich bei einem großen Angebot auf dem Markt auf Gegenden zu konzentrie­ren, die man sich leisten kann und will. Einen allgemeine­n Überblick über bessere und schlechter­e Lagen kann der örtliche Mietspiege­l geben. „Allerdings darf man nicht erwarten, die Wohnung zu dem Preis zu bekommen, der im Mietspiege­l angegeben ist“, erklärt Happ. Denn dort werden nur die ortsüblich­en Vergleichs­mieten aufgeführt, nicht aber die oft höher ausfallend­en Neuvermiet­ungen. Hier muss man beachten, dass es in großen Städten keinen einheitlic­hen Wohnungsma­rkt gibt. In der Regel zeigt der Mietspiege­l, dass in der Innenstadt und in Szene-Stadtteile­n viel höhere Mieten verlangt werden als in Randlagen oder weniger angesagten Quartieren. „Und erfahrungs­gemäß sind Wohnungen von Wohnungsba­ugenossens­chaften und kommunalen Wohnungsun­ternehmen günstiger als jene auf dem sogenannte­n freien Markt“, so Siegmund Chychla vom Mietervere­in Hamburg. Allerdings liegen sie oft in nicht so nachgefrag­ten Stadtteile­n, sondern außerhalb der Zentren.

„Die Erfahrung zeigt, dass der erste

Eindruck zählt.“

Wie beeindruck­e ich den Vermieter bei der Besichtigu­ng?

„Der Mietintere­ssent sollte versuchen, sich in die Lage eines Vermieters hineinzuve­rsetzen“, rät Chychla. Erfahrungs­gemäß will der pünktlich seine Miete haben, erwartet einen schonenden Umgang mit der Immobilie sowie ein gutes Auskommen mit den anderen Hausbewohn­ern. „Die Erfahrung zeigt auch, dass der erste Eindruck zählt“, betont Chychla. „Gute Umgangsfor­men und Höflichkei­t sowie ein positiver Eindruck durch ein gepflegtes Erscheinun­gsbild erhöhen die Chancen.“Oft finden Wohnungsbe­sichtigung­en mit mehreren Interessen­ten statt. „Dann ist es schwierig, beim Vermieter oder Makler in Erinnerung zu bleiben“, erläutert Happ. „In solchen Fällen ist es ratsam, gleich an Ort und Stelle zu verabreden, wer wann den Kontakt wieder aufnimmt.“Aber man sollte beim ersten Termin auch nicht allzu forsch auftreten. Hier geht es nur um den Eindruck von der Wohnung. „Verhandlun­gen über Mietkautio­n oder Miethöhe sind hier nicht angebracht, vor allem wenn noch andere Bewerber in den Räumen sind“, findet Chychla. Ungeschick­t sind auch das Hinterfrag­en der exakten Wohnungsgr­öße, das zentimeter­genaue Nachmessen mit einem Zollstock oder die Anfertigun­g einer Fotodokume­ntation. „Gegen ein paar Handyfotos haben die meisten Vermieter aber nichts, wenn man vorher fragt“, sagt Happ. Vermieter erwarten meist auch, dass bereits zum Besichtigu­ngstermin alle notwendige­n Unterlagen zur Hand sind. Dazu gehören Personalau­sweis, Einkommens­nachweise und Schufa-Eigenausku­nft. Diese Dokumente dürften allerdings nicht zu alt sein, sagt Happ. „Gerade wenn sich die Wohnungssu­che über längere Zeit hinzieht, sollten sie immer wieder aktualisie­rt werden.“

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FOTO: STEIN/DPA Man kann auch mit Transparen­ten signalisie­ren, dass eine Wohnung frei ist. Viele bevorzugen allerdings das Internet oder die Tageszeitu­ng.

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