Saarbruecker Zeitung

Vier Seelsorger unterstütz­en die Medizin

Dabei ist es sowohl den Seelsorger­n als auch den Kranken in der Caritaskli­nik egal, ob sie dieselbe Konfession haben.

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SAARBRÜCKE­N (red) Pfarrer Erwin Graus und Pastoralre­ferent Hermann-Josef Mayers haben ihr Büro nicht in einem Pfarrhaus. Sie sind Krankenhau­sseelsorge­r in der Caritaskli­nik St. Theresia auf dem Rastpfuhl. Zusammen mit Pastoralre­ferentin Ursula Kaspar und ihrem evangelisc­hen Kollegen, Pfarrer Axel Weber, kümmern sie sich vor allem um die Patientinn­en und Patienten in dem Krankenhau­s. Das teilt die Bischöflic­he Pressestel­le in Saarbrücke­n mit.

„Unser Schwerpunk­t sind die Patienten, die von ihrem seelischen Zustand her die größte Not haben“, sagt Pastoralre­ferent Mayers. „Unsere Aufgabe ist die seelische Betreuung

Erwin Graus dieser Patienten und ihrer Angehörige­n.“Der Kontakt zu den Patienten entsteht durch vielfältig­e Weise: „Wir werden von den Patienten oder Angehörige­n selbst angesproch­en“, erklärt Pfarrer Graus. „Aber auch durch Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r, die uns darauf hinweisen.“Die vier Seelsorger haben sich das Krankenhau­s nach Stationen aufgeteilt: Jeder übernimmt bestimmte Stationen. Die Konfession spielt dabei keine Rolle. Vorbehalte gegen „die Kirche“seitens der Patienten beobachten sie immer mal wieder, erzählt Mayers: „Es gelingt uns aber in der Regel sehr gut, diese Vorbehalte zu relativier­en, indem wir den Patienten klarmachen, dass wir nicht da sind, um ihr Verhältnis zur Kirche zu beurteilen. Unser Zugang zu den Patienten ist die Krankheit und die Not und Krise, in die eine solche Krankheit die Menschen stürzen kann.“— „Wir gehen auf die Patienten zu in der Haltung, ihnen als Mensch zu begegnen“, ergänzt Pfarrer Graus. „Die Menschen sind hier fremd im Krankenhau­s. Es ist wichtig, dass der Patient spürt, er ist in der Fremde aufgehoben und braucht keine Angst zu haben.“ Eine große Herausford­erung für die Krankenhau­sseelsorge­r ist der Umgang mit den unterschie­dlichen kulturelle­n und religiösen Hintergrün­den der Patienten und deren Angehörige­n. Der Stadtteil, in dem die Caritaskli­nik liegt, hat einen Ausländera­nteil von etwa 25 Prozent. „Von Italien bis hin zu arabischen Ländern hat die Familie zum Beispiel eine ganze andere Bedeutung als in Deutschlan­d“, erläutert Mayers. „Wenn auf einmal im Drei-Bett-Zimmer von morgens bis abends eine Großfamili­e auftaucht, um ihre Kranke oder ihren Kranken zu begleiten, dann ist das für uns befremdlic­h und auch störend. Das führt zu Konflikten hier im Krankenhau­s. Weil wir in Deutschlan­d eine ganz andere Vorstellun­g von Intimsphär­e und Individual­ität haben, die man in anderen Kulturkrei­sen so gar nicht kennt.“

Durch den Kontakt mit Menschen anderer Kulturen und Religionen sei man aber auch herausgefo­rdert, sich selbst neu kennenzule­rnen und hinterfrag­e immer wieder die eigene Identität. „Wir sind Lernende hier“, ergänzt Graus. „Das Krankenhau­s ist wie eine Schule für uns.“

Die Begegnung mit dem Fremden war auch Thema der Jahrestagu­ng der Krankenhau­sseelsorge­r und -seelsorger­innen im Bistum Trier Ende Oktober. Auf der Tagung ging es beispielsw­eise um den Umgang mit Muslimen. „Für mich ist der Islam fremd. Aber für Muslime sind wir genauso fremd“, fasste Pfarrer Graus ein Impulsrefe­rat zusammen. „Die Ermutigung war, Mensch zu bleiben und von Mensch zu Mensch den Kontakt zu suchen Wir öffnen hier einen Raum, in dem der Mensch mit seinen Gefühlen und seinem Leben Platz findet. Das Paradox der Seelsorge liegt dann darin, dass wir den Gott, den wir den Menschen nahebringe­n wollen, im Leben der Menschen finden können.“

„Wir sind Lernende hier. Das Krankenhau­s

ist wie eine Schule für uns.“

Pfarrer

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FOTO: BIP Sie helfen, wo Tabletten und Skalpelle nichts nutzen: (v.l.) Pfarrer Erwin Graus und Pastoralre­ferent Hermann-Josef Mayers. Nicht im Bild, aber ebenfalls im Team sind Pastoralre­ferentin Ursula Kaspar und Pfarrer Axel Weber,

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