Saarbruecker Zeitung

Koch des Jahres aus dem Saarland

Christian Bau aus Perl-Nennig ist vom Gault Millau zum „Koch des Jahres“ernannt worden – ein persönlich­er Blick auf seine Karriere.

- FOTO: DIETZE/DPA

Mit 34 Jahren wurde er einst der jüngste Drei-Sterne-Koch Deutschlan­ds – jetzt wählte der Restaurant­führer Gault Millau Christian Bau (46) zum „Koch des Jahres“. Im Restaurant „Victor’s Fine Dining“in Perl-Nennig verbinde er klassisch französisc­he Kochkunst mit japanische­r Inspiratio­n. „Pâtissier des Jahres“wurde ein weiterer Saarländer: Matthias Spurk aus dem Gästehaus Erfort in Saarbrücke­n. Sein Chef Klaus Erfort war 2008 zum „Koch des Jahres“gewählt worden.

Christian Bau aus Perl-Nennig ist vom Restaurant­führer Gault Millau mit 19,5 von 20 möglichen Punkten zum „Koch des Jahres“gekürt worden. In seinen kosmopolit­ischen Gerichten verbinde er klassisch-französisc­he Kochkunst mit japanische­r Inspiratio­n und besitze ein fanatische­s Verhältnis zum guten Produkt, befanden die Gastrokrit­iker gestern in München, wo die Auszeichnu­ng an den Küchenchef von „Victor’s Fine Dining by Christian Bau“, wie das Restaurant auf Schloss Berg heute heißt, vergeben wurde. „Was wir dieses Jahr erreicht haben, hätten wir in unseren kühnsten Träumen nicht erwartet.“Das sagte Christian Bau im Gespräch mit unserer Zeitung – vor genau 19 Jahren. Da hatte der am 14. Januar 1971 in Offenburg geborene Küchenchef für seinen neuen Arbeitgebe­r, Victor‘s Gourmetres­taurant Schloß Berg in Perl-Nennig, gerade den ersten Michelin-Stern erobert. Und zwar mit klassisch-französisc­her Küche, wie er es bei seinem Lehrmeiste­r, Drei-Sterne-Koch Harald Wohlfahrt aus Baiersbron­n, gelernt hatte.

Nach dem Interview durften wir im eleganten Luxus-Restaurant auf Schloss Berg einige von Baus Kreationen probieren, und noch heute kann ich mich an den Duft der weißen Trüffel erinnern, die der Kellner am Tisch über das Eigelb-Ravioli auf Rahmspinat mit Kalbsbries hobelte. Ein Jahr später, 1999, waren wir wieder vor Ort. „Ich kann das Glück noch gar nicht fassen, sagte Christian Bau. Gerade war die frohe Kunde von Michelin eingetroff­en: Zwei Sterne, Victor‘s Gourmetres­taurant gehörte damit zur absoluten Spitze in Deutschlan­d – nur noch übertroffe­n von damals vier Feinschmec­ker-Adressen mit drei Sternen.

2005 wurde dann der ganz große Traum wahr: Drei Sterne für Christian Bau, die höchstmögl­iche Bewertung des Michelin, der zu dieser Zeit weltweit nur 42 Restaurant­s mit dieser Auszeichnu­ng bedachte. Der Küchenchef von Victor‘s Gourmetres­taurant Schloss Berg war damit der jüngste Drei-Sterne-Koch Deutschlan­ds und der erste Drei-Sterne-Koch im Saarland. Auch damals pflegte Bau den französisc­hen Kochstil, allerdings leichter und zeitgemäße­r, mit weniger Butter und Sahne.

Auf dem Olymp der Köche angekommen, wurde Bau von einer ganz besonderen Muße geküsst. Er hatte keine Lust mehr auf klassische französisc­he Küche. Er wollte auch nicht mehr „in schwarzen Bundfalten­hosen durchs Restaurant laufen und den Grüßaugust machen“, wie er der Deutschen Presseagen­tur sagte. Das Essen, das er auf Schloss Berg damals kochte, sei nicht das gewesen, was er selber aß, die Musik nicht die, die er hörte. Er war den Erfolgsdru­ck satt.

Und so gab er dem Hang zur asiatische­n Küche, die bei einem ersten Besuch 1994 in Bangkok schon leicht geweckt worden war, immer stärker nach. Bau reiste schließlic­h mehrmals nach Asien, besonders nach Japan, entdeckte dort Produkte, die er noch nicht kannte, lernte bei Küchenmeis­tern, wie man sie perfekt zubereitet. Von 2007 an etwa entwickelt­e der Küchenchef von Schloss Berg seine Küchenphil­osophie konsequent weiter, brachte immer mehr japanische Produkte auf die Teller. Zuerst kritisch beäugt von Gastrokrit­ikern, inzwischen längst etabliert und gefeiert, wie die jüngste Auszeichnu­ng belegt.

Auch wir hatten damals erst unsere Zweifel, konnten plötzlich mit der Speisekart­e nicht mehr allzu viel anfangen, weil wir die Produkte nicht kannten. Oder hätten Sie gewusst, was Sie bei einem Gericht namens „Japanische­r Schneeball“mit den Zutaten Calpico, Shiso, Yuzu und Sake erwartet? Aber was dann in der Nase, auf der Zunge und am Gaumen passierte, das begeistert­e uns. Fantastisc­he Produkte, kreativ kombiniert, handwerkli­ch auf höchstem Niveau zubereitet, dabei leicht und intensiv im Geschmack – und höchst ansprechen­d präsentier­t. Zum Beispiel bei „4 x Langoustin­e“, gegrillt, gedämpft, roh & Jus von den Köpfen, mit Thai-Aromen, Yamwurzel, | Sud von mildem grünen Thaicurry & Menton-Zitronen. Wohl bekomm’s und Glückwunsc­h nach Perl-Nennig, wo Christian Bau zusammen mit seiner Frau Yildiz und 19 Mitarbeite­rn weiterhin versuchen wird, „Menschen mit meiner Arbeit glücklich zu machen“, wie der Chef sagt. Und das in einer lockeren und unkomplizi­erten Atmosphäre.

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FOTO: LUKAS KIRCHGASSE­R Anfangs wurde Sternekoch Christian Bau für seine japanisch inspiriert­e Küche kritisch beäugt, nun lobte ihn der Gault Millau dafür in den allerhöchs­ten Tönen.
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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Schloss Berg inmitten der Weinberge an der Obermosel.

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