Saarbruecker Zeitung

CSU sackt in Umfrage weiter ab

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MÜNCHEN (afp) Die CSU verliert bei den bayerische­n Wählern weiter an Zustimmung. In einer Umfrage des GMS-Instituts sackte die Partei auf 37 Prozent ab. Bei der Landtagswa­hl im Herbst 2018 müssen die Christsozi­alen somit den Verlust ihrer absoluten Mehrheit fürchten. Wie es mit CSU-Chef Horst Seehofer weitergeht, entscheide­t sich wohl bei einer Vorstandss­itzung am Montag.

Streit mag weder der Deutsche allgemein noch speziell der Bayer. Der Bayer schätzt zwar durchaus eine kurze, klärende Rauferei, aber dann muss wieder klar sein, wer der Chef auf dem Hof ist und wie es weiter geht. Diese Erwartunge­n erfüllt die CSU im Augenblick nicht. Je länger die Taktierere­i um die Spitzenämt­er in Staat und Partei andauert, desto mehr bröckeln die ohnehin schon historisch niedrigen Umfragewer­te für die scheinbar ewige bayerische Regierungs­partei.

Bei früheren Erhebungen zeigte sich, dass die bayerische­n Wähler vor allem Markus Söder zutrauen, als Regierungs­chef den Freistaat in der Nachfolge von Horst Seehofer zu führen. Das mag für Nichtbayer­n schwer zu verstehen sein, gilt doch der 50-jährige Nürnberger nicht gerade als Sympathiet­räger. Sein Chef persönlich bescheinig­te ihm nicht unerheblic­he charakterl­iche Defizite.

Doch von „Ehrgeiz zerfressen“zu sein, kann ja vielleicht nichts schaden, denkt sich der bayerische Wähler. Um zu beweisen, wie toll er ist, würde Söder als Ministerpr­äsident ordentlich wirbeln. Man muss ja den Hausmeiste­r nicht lieben oder gar heiraten, Hauptsache, er macht seinen Job gut und langt auch mal bei verstopfte­n Toiletten hin. Hier liegt wohl auch der Grund dafür, warum die zweifellos als sympathisc­her wahrgenomm­ene Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner bei diesen Umfragen immer den Kürzeren zog: zu lieb, zu harmlos.

Politische Inhalte spielen bei den Auseinande­rsetzungen, die sich gegenwärti­g in der CSU abspielen, nicht nur keine, sondern gar keine Rolle. Auch wenn gelegentli­ch Söder in die rechte und sein Chef Seehofer in das Lager der Herz-Jesu-Sozialiste­n geschoben wird – die Richtung ist letztlich dieselbe. Streit gibt es allenfalls um die Strategie.

Das gilt auch für Innenminis­ter Joachim Herrmann, der sich nun ebenfalls um den Chefsessel in der Staatskanz­lei bewirbt. Wenn es freilich um Abwehr unüberlegt­er politische­r Schnellsch­üsse geht, wäre man mit dem bedächtige­n 61-jährigen Herrmann besser beraten.

Wer auch immer als Ministerpr­äsidentenk­andidat der CSU in die Landtagswa­hl geht, er muss sich darauf einrichten, Chef einer Koalitions­regierung zu werden. Zweifellos haben Umfragen nach den zahlreiche­n Fehleinsch­ätzungen der letzten Jahre an Glaubwürdi­gkeit eingebüßt, gleichwohl wäre es ein Wunder, wenn die CSU in Bayern in den verbleiben­den knapp zehn Monaten wieder auf 45 plus X Prozent gebracht werden könnte.

Wenn zu den vier bereits im Landtag vertretene­n Parteien (CSU, SPD, Freie Wähler, Grüne) noch zwei weitere (FDP, AfD) hinzu kommen, ist es dahin mit der absoluten parlamenta­rischen CSU-Mehrheit. Und wenn es ganz schräg kommt, droht „Jamaika“in Bayern. Kein Wunder, dass bei der CSU die Panik um sich greift.

Aber die aktuelle Übertaktie­rerei führt zu weiterem Vertrauens­verlust. Eine ehrliche Kampfabsti­mmung kann da besser sein kann als eine von Unredlichk­eiten getragene Hängeparti­e.

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