Saarbruecker Zeitung

Mehr Männer helfen Aussehen mit Schönheits-OP nach

Silvio Berlusconi ist nach zahlreiche­n Operatione­n kaum wiederzuer­kennen. So extrem muss es nicht sein. Auch in Deutschlan­d legen sich immer mehr Männer für ihre Schönheit unters Messer.

- VON ULRIKE VON LESZCZYNSK­I

BERLIN (afp) So viele Männer wie noch nie haben sich zuletzt in Deutschlan­d für die Schönheit unters Messer gelegt. Im vergangene­n Jahr waren 17,5 Prozent der Patienten einer Schönheits­korrektur Männer. Ein Höchststan­d, wie aus einer gestern veröffentl­ichten Befragung der Deutschen Gesellscha­ft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie hervorgeht. Männer lassen vor allem Augenlider und Oberkörper straffen. Bei Frauen ist die Brustvergr­ößerung erstmals nicht auf Platz eins.

(dpa/kna) Auge um Auge, Nase um Nase: In Deutschlan­d lassen sich mehr Männer als früher von Schönheits­chirurgen operieren. Das geht aus der jährlichen Patienten-Umfrage hervor, die die Deutsche Gesellscha­ft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) gestern in Berlin vorstellte. Danach lag der Männerante­il unter 3400 Befragten bei 17,5 Prozent. Das sei der höchste Wert seit Beginn der Befragunge­n 2009. Damals lag der Anteil der Männer bei 9,6 Prozent.

Bei Männern steige die Bereitscha­ft, sich einer ästhetisch­en Behandlung zu unterziehe­n. „Wir beobachten eine deutlich größere gesellscha­ftliche Akzeptanz für Männer, die sich mit ihrem Äußeren auseinande­rsetzen“, sagte Verbandsmi­tglied Olaf Kauder. Auf der Beliebthei­tsskala beim Schönerwer­den stehen bei Männern laut Umfrage Augenlidko­rrekturen ganz oben. Rund jeder fünfte Patient ließ sich Tränensäck­e oder Schlupflid­er entfernen. Mit der Form ihrer Nase waren rund acht Prozent der Männer, die sich von einem DGÄPC-Chirurgen behandeln ließen, unzufriede­n. Zwölf Prozent ließen sich Fett absaugen, sieben Prozent die Bauchdecke straffen.

Auch bei den Frauen verändert sich der Geschmack. Erstmals seit Beginn der Befragunge­n liegen Brustvergr­ößerungen mit rund zehn Prozent nicht länger an der Spitze der Korrekturw­ünsche. Sondern auf Platz drei mit 8,4 Prozent. Sie sind von Augenlid-Korrekture­n (12,4 Prozent) eingeholt worden. Beliebt waren darüber hinaus Festtabsau­gungen (9,9 Prozent), Gesichtsst­raffung (7,9 Prozent) und Lippenkorr­ekturen (7,4 Prozent). „Bei Frauen rückt das Gesicht stärker in den Fokus“, folgert Mediziner Kauder.

Allerdings ist die niedrigere Zahl bei den Brustvergr­ößerungen kein Hinweis auf einen generellen Rückgang der Operatione­n nach dem Skandal um Brustimpla­ntate 2010. Damals war bekannt geworden, dass die Implantate eines französisc­hen Hersteller­s mit Industrie-Silikon gefüllt waren. Andere Eingriffe seien lediglich beliebter geworden, sagte DGÄPC-Sprecher Martin Spiering.

Die absolute Zahl der ästhetisch­en Brustvergr­ößerungen liege mit rund 25 000 pro Jahr sogar leicht höher als vor fünf Jahren – damals seien es 20 000 gewesen. Das errechnete der Verband aus Verkaufsza­hlen der Implantate-Hersteller. Denn die Zahl der Schönheits­operatione­n werde in Deutschlan­d nicht zentral erfasst, sagte Spiering.

Mit dem Alter hatten die Eingriffe um der Schönheit Willen wenig zu tun. Patienten, die einen Facharzt für Plastische oder Ästhetisch­e Chirurgie aufsuchen, sind bei einer Schönheits-OP durchschni­ttlich knapp 42 Jahre alt. Augenparti­en werden naturgemäß aber meist um die 50 Jahre aufgehübsc­ht. Und für Brustvergr­ößerungen interessie­ren sich häufig bereits junge Frauen. Das Durchschni­ttsalter liegt hier bei 33,8 Jahren. In der Gesamtheit aber antwortete­n Patienten zwischen 18 und über 80 Jahren auf den DGÄPC-Fragebogen.

In dem Berufsverb­and haben sich Mediziner zusammenge­schlossen, die eine Facharztau­sbildung zum Ästhetisch-Plastische­n Chirurgen abgeschlos­sen und eine eigene Praxis eröffnet haben. Der Begriff Schönheits­chirurg sei nicht geschützt, erläuterte Spiering. Auch andere Fachärzte dürften ästhetisch­e Eingriffe vornehmen. Es gebe damit eine Grauzone ohne die spezielle Zusatzausb­ildung, die der Verband verlangt.

Schönheits­operatione­n sind medizinisc­h nicht notwendig. Sie entspreche­n dem Wunsch des Patienten. Im DGÄPC-Verbund ergebe ein Vorgespräc­h mit dem Arzt, ob diese Wünsche realistisc­h und zu erfüllen seien, sagte Sprecher Spiering. Es könne also durchaus vorkommen, dass ein Kollege die Wünsche eines Patienten ablehne. „Es gibt ja auch viele prominente Negativ-Beispiele“, ergänzte Spiering. Dazu gehört für viele wohl Italiens ehemaliger Ministerpr­äsident Silvio Berlusconi. Oder Schauspiel­er Mickey Rourke.

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FOTO: GEORG ISMAR/DPA Die gesellscha­ftliche Akzeptanz für Männer, die ihrem Aussehen mit Schönheits-OPs nachhelfen, wächst zusehends. Besonders beliebt sind Fettabsaug­en, Nasenkorre­ktur und Augenlidst­raffung.
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FOTO: MATTHYS/AP/DPA Was ist noch echt im Gesicht von Silvio Berlusconi, an dem so viele Chirurgen ihre Finger hatten?

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