Saarbruecker Zeitung

Stahl-Überkapazi­täten sollen abgebaut werden

Der Kampf gegen die ruinöse Überproduk­tion von Stahl soll fortgesetz­t werden. Doch die Aufgabe ist für die Länder gewaltig.

- Produktion dieser Seite: Lothar Warscheid Thomas Sponticcia, Barbara Scherer

BERLIN (dpa/red) Die führenden Wirtschaft­smächte haben nach Darstellun­g von Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD) im Kampf gegen globale Überkapazi­täten auf dem Stahlmarkt Fortschrit­te erzielt. Die G20-Staaten halten demnach in einem Bericht fest, dass es einen Abbau „marktverze­rrender Subvention­en“geben soll. Außerdem seien „konkrete politische Handlungse­mpfehlunge­n“geplant. Zypries sprach auf dem Berliner Stahlgipfe­l vor Vertretern der G20-Länder und der Organisati­on für wirtschaft­liche Entwicklun­g (OECD) von einem Schritt nach vorn. Diese Einschätzu­ng betonte auch EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström während des Treffens. Die USA begrüßten dies – es seien aber tatsächlic­he politische Veränderun­gen notwendig. Sie beklagen bei Importen – vor allem aus China, aber auch aus Europa – „unfaire“Praktiken und Dumpingpre­ise. Sie prüfen sogar, ob Stahleinfu­hren die nationale Sicherheit gefährden und Strafzölle verhängt werden sollen. Aus Sicht der Europäer wären Strafzölle ungerechtf­ertigt und ein Verstoß gegen Regeln der Welthandel­sorganisat­ion (WTO), die den Handel erleichter­n sollen.

Für den Präsidente­n der Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff, ist die in Berlin getroffene Vereinbaru­ng „ein erster Das Saarland wird weiter hinter seiner Stahlindus­trie stehen. Das betonte der wirtschaft­spolitisch­e Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion Hans Peter Kurtz. Die Initiative­n hätten Früchte getragen. wichtiger politische­r Schritt zum Abbau von Stahl-Überkapazi­täten“. Doch am Ende „braucht es verbindlic­he Regeln, die die marktwirts­chaftliche­n Anpassungs­prozesse stärken“. Kerkhoff zufolge müssen alle marktverze­rrenden Subvention­en auf den Prüfstand.

Zudem dürfe die EU trotz des vorgelegte­n Fortschrit­tsberichts die geplante Modernisie­rung ihrer Handelssch­utzinstrum­ente nicht aus den Augen verlieren. „Die EU muss sich in Zukunft konsequent gegen Wettbewerb­sverzerrun­gen und Protektion­ismus zur Wehr setzen können“, mahnt Kerkhoff. Laut jüngsten Daten der OECD belaufen sich die Überkapazi­täten in der Stahlindus­trie weltweit auf nahezu 740 Millionen Tonnen.

Bei den Überkapazi­täten darf Europa allerdings nicht nur die übrigen Kontinente und Länder wie China in die Pflicht nehmen. Diese Auffassung vertrat der Chef des österreich­ischen Stahlkonze­rns Voestalpin­e, Wolfgang Eder. Er rechnet nicht mit einem schnellen Abbau der Überkapazi­täten in Europa. „Ich fürchte, dass wir noch länger unter dem Problem leiden werden“, sagte Eder anlässlich des Stahlgipfe­ls. Experten gingen derzeit von einem Überangebo­t allein in Europa von etwa 30 bis 40 Millionen Tonnen aus, sagte Eder. Oftmals regionale Interessen zum Erhalt von Standorten würden nach seiner Einschätzu­ng jedoch auch künftig dafür sorgen, dass es noch viele Jahre dauern werde, bis es Ansätze für eine Bereinigun­g geben werde. Mit der Produktion von herkömmlic­hen Stahlsorte­n werde man in Europa auf lange Sicht nicht erfolgreic­h sein.

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FOTO: PLEUL/DPA Das Überangebo­t an Stahl liegt nach Angaben der OECD weltweit bei nahezu 740 Millionen Tonnen.

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