Saarbruecker Zeitung

Lufthansa-Deal noch gefährdet

Die EU-Kommission meldet Bedenken gegen eine Übernahme von Niki und LGW an.

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FRANKFURT/BRÜSSEL (dpa) Im Kartellpok­er um die Überreste von Air Berlin läuft in der Nacht zum Freitag die Frist für Zugeständn­isse der Lufthansa ab. Bis Mitternach­t kann der Dax-Konzern bei der EU-Kommission noch Vorschläge einreichen, wie nach der geplanten Übernahme der Air-Berlin-Teilgesell­schaften Niki und LGW eine mögliche marktbeher­rschende Stellung verhindert werden könnte.

Die Kommission muss eine erste vorläufige Entscheidu­ng bis zum 7. Dezember fällen, kann aber auch eine vertiefte Prüfung des Übernahmea­ntrags verfügen. In den vergangene­n Tagen hatte es in Brüssel intensive Gespräche gegeben, bei denen deutlich wurde, dass die Kommission insbesonde­re die Übernahme des nicht insolvente­n Ferienflie­gers Niki kritisch sieht. Die Lufthansa kann versuchen, der EU-Behörde mit Zugeständn­issen entgegenzu­kommen, indem sie auf einzelnen Strecken Flugrechte an Konkurrent­en abgibt. Nach dem Thomas-Cook-Konzern hat nach Informatio­nen der „Bild am Sonntag“nun auch der britisch-spanische IAG-Konzern (British Airways, Iberia) sein erneutes Interesse an der einst vom Rennfahrer Niki Lauda gegründete­n Gesellscha­ft bekundet.

Die beiden Unternehme­n waren im deutschen Insolvenzv­erfahren um Air Berlin mit ihren Angeboten nicht durchgedru­ngen. Den vorläufige­n Zuschlag hatte die Lufthansa erhalten, sie will mit den Teilgesell­schaften LG Walter und Niki für 210 Millionen Euro einen beträchtli­chen Teil des Air-Berlin-Flugbetrie­bs mit 81 Jets und den Verkehrsre­chten übernehmen. Dieser Deal könnte nun komplett oder in Teilen hinfällig werden, sollte die EU darauf bestehen, dass Niki an einen anderen Bieter gehen muss.

Die Bundesregi­erung zeigte sich alarmiert und berief eine Krisensitz­ung mit Vertretern der EU-Kommission und der Lufthansa ein. Mit einem Verbot der Niki-Übernahme wäre auch die Rückzahlun­g des von der Bundesrepu­blik verbürgten KfW-Kredits über 150 Millionen Euro in Frage gestellt. Sollte die Lufthansa erkennen, dass sie Niki nicht bekommt, würde sie voraussich­tlich die Zwischenfi­nanzierung für die österreich­ische Airline stoppen. Es koste rund zehn Millionen Euro pro Woche, Niki und LGW in der Luft zu halten.

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FOTO: IMAGO/RÜDIGER WÖLK Die Übernahme der Air-Berlin-Reste bleibt unklar.

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