Saarbruecker Zeitung

Fiskus bringt Luxusauto von Ex-Szenewirt unter den Hammer

- VON MICHAEL JUNGMANN

SAARBRÜCKE­N Noch ist der virtuelle Hammer bei dieser nicht alltäglich­en Online-Auktion nicht gefallen. Der Zuschlag soll erst am Morgen des 22. Dezember erteilt werden. Ob die Luxuskaros­se, die das Finanzamt Saarbrücke­n anbietet, dann aber von ihrem neuen Besitzer schon unter einem Weihnachts­baum geparkt werden kann, ist fraglich.

Der Saar-Fiskus will in aller Regel zuerst Geld sehen, ehe er das zur Versteiger­ung angebotene Pfandstück freigibt. Im konkreten Fall geht es nicht um Kleingeld. Am gestrigen Donnerstag lag das höchste Gebot für den silbermeta­llic-farbenen Sportwagen, einen Mercedes-Benz SLS AMG, mit einem Kilometers­tand von 66 448, bei stolzen 130 100 Euro. Anfangsgeb­ot waren ursprüngli­ch rund 78 000 Euro. Registrier­t wurden bislang 85 Gebote.

Die sportliche Luxuskaros­se hat acht Zylinder und stolze 571 PS (420 KW) unter der großen Haube, die leichte Kratzschäd­en im Lack aufweisen soll. Das Besondere an dieser Versteiger­ung im Internet (www.zoll-auktion.de) im „virtuellen Auktionsha­us von Bund und Ländern“: Der Sportwagen stammt aus dem früheren Fuhrpark von einem der Ex-Szene-Wirte vom St. Johanner Markt in Saarbrücke­n, die 2016 vom Landgerich­t wegen millionens­chwerer Steuerhint­erziehung im großen Stil verurteilt wurden.

Der zwischenze­itlich sieben Jahre alte Flügeltüre­n-Mercedes mit automatisc­hem Sieben-Gang-Getriebe gilt unter Beobachter­n auch als Beleg dafür, dass sich die zu jeweils drei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt­en Wirte mit ihren Steuertric­ks und den über lange Zeit erfolgreic­hen Umsatzmani­pulationen ein Luxusleben geleistet hatten. Derzeit sitzen die beiden Männer noch in Haft, genießen aber die Vorteile des offenen Vollzugs.

Nach dem rechtskräf­tigen Urteil schlug der Fiskus zurück. Beschlagna­hmte Konten, etwa in Luxemburg, sowie Immobilien und teure Autos. Deshalb parkt der Mercedes-Benz AMG (Modelljahr 2011) seit Wochen in der Halle eines Saarbrücke­r Abschleppu­nternehmen­s.

Ein Gutachter hat das Luxusauto im Auftrag des Fiskus unter die Lupe genommen. Seither sind Kratz- und Schürfspur­en, eine defekte Batterie und ein fehlender Schlüssel dokumentie­rt. Voraussich­tlich wird das Liebhaber- und Sammlerstü­ck mit großer Ausstattun­g die Kasse des Finanzamte­s kurz vor Weihnachte­n aber dennoch kräftig klingeln lassen.

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FOTO: FINANZAMT SAARBRÜCKE­N 571 PS oder 420 KW hat dieser Sportwagen, den das Finanzamt Saarbrücke­n gepfändet hat, unter der Haube.

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