Saarbruecker Zeitung

Unter der Sicherheit­sglocke

Der Straßburge­r Weihnachts­markt ist komplett abgeriegel­t. Es gilt ein Fahrverbot.

- VON JÜRGEN LOREY

Die Aufhebung des terrorbedi­ngten Ausnahmezu­standes in Frankreich von Anfang November ändert nichts an den Sicherheit­smaßnahmen für den 447. Straßburge­r Weihnachts­markt, der am 24. November begonnen hat. Wie bei den beiden vorausgega­ngenen Ausgaben wurde die gesamte Altstadtin­sel der Elsass-Metropole zur riesigen abgeriegel­ten Fußgängerz­one. An den 19 Fußgängerb­rücken und -stegen über die Ill ins Zentrum müssen Passanten mit Taschen-, Gepäckund Personenko­ntrollen sowie Leibes-Visitation­en rechnen.

Während der Öffnungsze­iten des Weihnachts­marktes, von 11 bis 20 Uhr (freitags bis 21 Uhr, samstags bis 22 Uhr), herrscht in der Innenstadt ein komplettes Fahrverbot für Fahrzeuge und Fahrräder. Ausnahmen gelten für Rettungsfa­hrzeuge, Lieferante­n, Taxis und Anwohner, die eine Plakette mit der Aufschrift „Marché de Noël 2017“tragen. Fahrzeuge können nur über vier Brücken (Pont de Fonderie, de Paris, de l‘Abbatoir und du Corbeau) in die Innenstadt gelangen. Die Ausfahrt ist nur über zwei andere Brücken möglich (Pont du Théâtre und Quai Saint Nicolas). Taxis können an fünf Haltezonen in der Nähe dieser Brücken ihre Fahrgäste aussteigen lassen. Damit Fahrradfah­rer ihr Gefährt außerhalb der Sicherheit­szone abstellen können, wurden 250 zusätzlich­e Ständer installier­t. Außerhalb der Öffnungsze­iten des Weihnachts­marktes ist das Fahrverbot aufgehoben. Bis Heiligaben­d um 18 Uhr gilt jedoch ein totales Parkverbot in den Straßen und den vier Tiefgarage­n.

Wie im vergangene­n Jahr hält die Straßenbah­n während des Weihnachts­marktes nicht an der Haltestell­e Broglie. Auch die Haltestell­en Homme-de-Fer und Langstross Grand‘Rue sind zeitweise geschlosse­n. Die Bushaltest­ellen im Zentrum werden jedoch wie gewohnt angefahren.

Rund 100 Polizisten und Soldaten laufen während des Weihnachts­marktes Patrouille. Zusätzlich hat die Stadt 140 private Sicherheit­sagenten engagiert. Diese enormen Sicherheit­svorkehrun­gen haben ihren Preis, wie Alain Fontanel, erster Beigeordne­ter der Stadt, erklärte: „Vor 2015 kosteten uns die Sicherheit­smaßnahmen für den Weihnachts­markt 300 000 Euro, in diesem Jahr eine halbe Million Euro.“Für die Stadt Straßburg habe es bei der Planung die Herausford­erung gegeben, „aus den Sicherheit­szwängen einen Trumpf zu machen, nämlich eine beruhigte Stadt ohne Autos und Lärm“, sagte OB Roland Ries. Viele Touristen hätten es im vergangene­n Jahr geschätzt, während des Weihnachts­marktes in der autofreien Innenstadt bummeln zu können.

Insgesamt stehen auf dem Weihnachts­markt, der bis zum 24. Dezember geht, 300 Holzhäusch­en, die Chalets genannt werden wie in den Skigebiete­n. Ein Drittel der Stände bliebt bis zum 30. Dezember stehen. Gastland ist dieses Mal Island, das mit zehn Holz-Chalets vertreten ist. In diesem Jahr habe man den Akzent auf mehr Authentizi­tät und Solidaritä­t gelegt, sagte Fontanel. Im Hof des Palais Rohan ist an den Wochenende­n nachmittag­s wieder eine lebende Krippe mit Tieren und Schauspiel­ern zu sehen. Im Inneren des Maison Rouge am Place Kleber gibt es eine Ausstellun­g mit Holzspielz­eugen aus dem Museum Tomi Ungerer.

Wieder ins Programm aufgenomme­n wurden Weihnachts­konzerte, drei finden an der Rheinoper statt, andere an verschiede­nen Plätzen in der Altstadt. Auf dem Platz Griemeisen im Gerbervier­tel „Petite France“ist zum zweiten Mal der alternativ­e Weihnachts­markt „Off“angesiedel­t, der als Ort „des Austausche­s und Teilens“gedacht ist. Hier werden unter einer Kuppel gebrauchte Elektroart­ikel angeboten, fair gehandelte oder aus biologisch­em Anbau stammende Lebensmitt­el, aus der Produktion von Arbeitsbes­chaffungsm­aßnahmen oder vom Hilfswerk Emmaus reparierte Waren. In Workshops und Vorträgen geht es um Müllvermei­dung und Fairen Handel.

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FOTO: CLAUDIA KORNMEIER/DPA Bereits im vergangene­n Jahr sicherten Polizisten die Eingänge zum Weihnachts­markt in Straßburg.

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