„Happy New Ears“: Wolfgang Korbs Neue Musik-Lehre
SAARBRÜCKEN „Musik kann die Axt sein für das gefrorene Meer in uns!“Dieses Motto, sehr frei abgewandelt nach einem Zitat von Franz Kafka, stellte Wolfgang Korb am Mittwoch über den letzten Abend seiner vierteiligen moderierten Klangreise „Happy New Ears“. Sie ist Teil der neuen Wege, die der Musikwissenschaftler und Germanist seit dem Ende seiner Tätigkeit als Redakteur, Produzent und Moderator beim Saarländischen Rundfunk beschreitet: Mit dem Format „Sprach-Klang-Fantasie“müht sich Korb bereits seit 2013 um eine gleichberechtigte Begegnung von Lyrik und Musik.
In diesem Jahr hat er nun außerdem „Happy New Ears“konzipiert, zu hören in der Reihe „HörBar“in der Kantine des Kulturzentrums am Eurobahnhof (KuBa). Darin widmet sich Korb der sinnlichen Vermittlung Neuer Musik, um mit Klangkunst-Beispielen aus dem 20. und 21. Jahrhundert „aktive Zuhörer“ansprechen. Zum Abschluss der Serie präsentierte Korb nun „Musik gegen Krieg, Verfolgung, Vertreibung“oder, positiv ausgedrückt, „für Frieden, Freiheit, Brüderlichkeit“. Mit Karl Amadeus Hartmann, Krzysztof Penderecki, George Crumb, Alan Ridout, Mauricio Kagel, Mikis Theodorakis, Dieter Schnebel und Klaus Huber hatte er Komponisten ausgewählt, die mit ihren Werken unmittelbar auf Gräuel reagierten oder ihrer pazifistischen Motivation Ausdruck verliehen. Zwischen Gummibäumen, Stehlampen und sonstigen Reminiszensen an die 40er und 50er Jahre lauschte ein aufmerksames Auditorium ausgewählten Ausschnitten in bester Audioqualität.
Ehrensache, dass Korb auch bei der jeweiligen Einspielung streng selektierte und dynamische Extrempegel zum Schutz empfindlicher Hörerohren sanft abpufferte. Als kluge Maßnahme erwies sich das etwa bei Pendereckis „Threnos“für die Opfer von Hiroshima für 52 Streichinstrumente (1960) oder Crumbs „Black Angels“(13 Bilder aus dem dunklen Land, 1970) für elektronisch verstärktes Streichquartett und Schlaginstrumente (einer Reaktion auf den Vietnam-Krieg): Manche schrill flirrenden Streicherspitzen wären für manchen sonst schier unerträglich gewesen – „ein auskomponierter Aufschrei“, befand Korb.