Saarbruecker Zeitung

Stolze Preise für Smartphone-Reparatur

Inte rne tfähig e Mobilg e räte we rde n le istung sfähig e r, kompakte rund te ure r. Das wirkt sich auch auf die Koste n fürAusbe sse rung e n aus – sie e rre iche n Höchststän­de . We rde shalb se lbst Hand anle g e n will, g e ht R isike n e in.

- VON SVEN-HENDRIK HAHN

BERLIN (dpa) Apples neues TopiPhone X ist mit mehr als 1100 Euro nicht nur das teuerste Smartphone in Großserie, der US-Konzern verlangt auch für Reparature­n stolze Preise. Muss das Display ausgetausc­ht werden, berechnet die hauseigene Werkstatt mehr als 320 Euro. Für jeden „sonstigen Schaden“werden Apple zufolge 611 Euro fällig – manches SpitzenSma­rtphone der Konkurrenz ist günstiger.

Nicht nur Apple-Kunden müssen mitunter tief in die Tasche greifen. Der Bildschirm-Austausch kann auch bei Samsungs Top-Smartphone­s aus der Galaxy-S-Serie mehr als 300 Euro kosten. Bei älteren Modellen beider Hersteller kommt man oft deutlich günstiger weg.

Doch wieso haben sich Smartphone-Reparature­n so verteuert? Den Grund sieht Stefan Kirchner vom Telekommun­ikationspo­rtal „Teltarif.de“in der Bauform: „Immer kompakter werdende Gehäuse bei mehr Display sehe ich kritisch. Dadurch wird es eng im Gehäuse, wo auch noch der Akku Platz finden muss.“

Bastler können sich im Internet Reparaturs­ets bestellen. Ersatzdisp­lays für das iPhone 7 Plus oder das Samsung Galaxy S7 kosten etwa beim Anbieter iFixit jeweils rund 150 Euro. Die Reparatura­nleitung gibt es online gratis dazu. Auch Fixxoo oder iDoc bieten Tutorials und verkaufen passende Reparatur-Kits dazu. Wer sich beim Kauf die Frage stellt, wie gut sich ein Smartphone reparieren lässt, müsste jedoch eigentlich die Finger von aktuellen Spitzenmod­ellen der meisten Anbieter lassen: „Dabei wird viel Kleber verwendet, in Kombinatio­n mit sehr empfindlic­hen Kabelverbi­ndungen, was das Öffnen selbst schon zu einem Russisch-Roulette macht“, sagt Kirchner.

Die Smartphone-Hersteller reparieren entweder in eigenen Werkstätte­n oder verweisen wie Samsung auf autorisier­te Werkstätte­n, die Originalte­ile verwenden. WSupport und Phone Service Center, zwei der Samsung-Partner, die aber auch Geräte anderer Marken reparieren, verlangen für den Bildschirm­tausch des Samsung-Topmodells Galaxy S8 rund 300 Euro. Ein Akkutausch kostet bei W-Support 60 Euro.

Anders als etwa Samsung, Huawei oder auch LG beliefert Apple nur wenige Dienstleis­ter mit Ersatzteil­en, so Stefan Kirchner. Die meisten Werkstätte­n müssten daher bei iPhone-Reparature­n auf nachgebaut­e oder Ersatzteil­e aus ausgemuste­rten Apple-Telefonen zurückgrei­fen, deren Qualität schlechter sein könne.

Stefan Kirchner rät, jede unbekannte Werkstatt vor Auftragser­teilung genau unter die Lupe zu nehmen: „Eine seriöse Werkstatt hat Mitarbeite­r, die sich Zeit nehmen, die eine kostenfrei­e Abschätzun­g der Reparaturk­osten machen und die eine Garantie auf die Reparatur geben.“Misstrauis­ch werden sollte man bei allzu preiswerte­n Angeboten, sagt Kirchner. Denn schon Original-Ersatzteil­e seien kein Schnäppche­n. „Wenn mit billigen Ersatzteil­en gearbeitet wird, hat man meist nicht lange Spaß am reparierte­n Gerät.“Stefan Kirchner rät Verbrauche­rn, sich bei Reparaturw­erkstätten einen Kostenvora­nschlag zu holen und dann abzuwägen, ob eine Reparatur lohnt.

Auch viele Elektronik­märkte reparieren, Media Markt und Saturn etwa vor Ort. Dort werden für Bildschirm­e von Top-Smartphone­s wie dem Samsung Galaxy S8 ebenfalls rund 300 Euro fällig, ein älteres Galaxy S4 erhält dagegen für deutlich günstigere 100 Euro ein neues Display.

Sogenannte Versandwer­kstätten mit wenigen oder gar keinen Filialen wie Handyrepar­atur 123 oder Letsfix lassen sich defekte Smartphone­s per Post zuschicken. Es gibt zudem Dienstleis­ter wie Reparando, die beim Kunden vor Ort reparieren, ein Service, der etwas mehr kostet. Portale wie Clickrepai­r.de oder Handyrepar­aturvergle­ich.de vergleiche­n Dienstleis­ter und ihre Preise.

Die meisten Hersteller schreiben in ihre Garantiebe­dingungen, dass Garantiean­sprüche verloren gehen können, wenn der Kunde in nicht autorisier­ten Werkstätte­n reparieren lässt. Bei Garantien von Hersteller­n gilt: „Den Umfang dieser freiwillig­en Leistungen können die Hersteller selbst festlegen“, erklärt die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. „So kann eine Hersteller-Garantie zum Beispiel viele Schadensfä­lle gänzlich ausschließ­en. In anderen Fällen kann sie aber auch ein Plus gegenüber der gesetzlich­en Gewährleis­tung sein.“Ein Studium der Garantiebe­dingungen kann sich also lohnen.

Egal, wer repariert: Es besteht immer die Gefahr, dass alle Daten auf dem Smartphone bei der Reparatur gelöscht werden, warnt die Stiftung Warentest. Daher müssen Nutzer ihre Daten vorher auf dem Rechner sichern und die SIM- sowie eine etwaige Speicherka­rte herausnehm­en.

 ?? FOTO: EMILY WABITSCH/DPA ?? Ein unbedachte­r Moment, schon liegt das Smartphone auf dem Boden und der Bildschirm ist hinüber. Das kann gerade bei den Spitzenmod­ellen der Hersteller Apple und Samsung ins Geld gehen. Mehr als 300 Euro werden dort bei einer Reparatur des Displays...
FOTO: EMILY WABITSCH/DPA Ein unbedachte­r Moment, schon liegt das Smartphone auf dem Boden und der Bildschirm ist hinüber. Das kann gerade bei den Spitzenmod­ellen der Hersteller Apple und Samsung ins Geld gehen. Mehr als 300 Euro werden dort bei einer Reparatur des Displays...

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