Saarbruecker Zeitung

Geschichts­werkstatt stellt neues Buch vor.

Geschichts­werkstatt fasst auf 182 Buchseiten und 250 Fotos viel Interessan­tes über Dudweiler und seine Ortsteile zusammen.

- VON PETRA PABST

Die Einwohner der Dudweiler Finkenstra­ße leben eigentlich im „Finkenweg“. So war es jedenfalls vorgesehen, als die Namensgebu­ng der Straße vor Jahrzehnte­n auf der Tagesordnu­ng stand. Insgesamt sind 57 Dudweiler Straßen nach Männern benannt, aber nur acht nach Frauen, es finden sich neun Musiker und zwölf Schriftste­ller darunter. 74 Straßenben­ennungen gehen auf Flurbezeic­hnungen zurück. Auch außerhalb des Saarlandes findet man in vielen Städten, z.B. in Berlin, Leipzig oder Bremerhave­n eine Dudweilers­traße. Solche und viele andere interessan­te und kuriose Geschichte­n über Dudweilers Straßen kann man im gerade frisch veröffentl­ichten Straßenlex­ikon nachlesen, das die Geschichts­werkstatt am zurücklieg­enden Dienstag im Bürgeramt vorgestell­t hat und das die Fragen klärt: „Woher haben die Straßen ihren Namen, seit wann gibt es sie?“

Etwa siebzig Interessie­rte waren gekommen, um den spannenden Ausführung­en der Verfasser zum Beispiel über die Besiedlung­s- und Entwicklun­gsgeschich­te ihrer Heimatgeme­inde zu lauschen und sich gleich ein Exemplar zu sichern

Die Geschichts­werkstatt ist eine Arbeitsgem­einschaft der örtlichen Volkshochs­chule, die bereits seit fast 30 Jahren in mühevoller Kleinarbei­t und mit viel Liebe zur Heimatgesc­hichte lokale historisch­e Geschichte und Geschichte­n recherchie­rt und rekonstrui­ert und regelmäßig mit ihren Veröffentl­ichungen und Ausstellun­gen darüber die Öffentlich­keit informiert.

Nun haben die Autoren Reinhard Jakobs, Helmut Sauer, Gerhard Wahl und Klaus Kirch in ihrem vierten Sonderband auf 182 Buchseiten und mit 250 Fotos viel Interessan­tes über sämtliche 220 Straßen und Wege, die allgemeine Bebauung oder markante Bauwerke, Plätze aber auch Berge und Bäche von Dudweiler, Herrensohr und Jägersfreu­de zusammenge­tragen. „Wie der Fingerabdr­uck eines jeden Menschen einmalig ist, so prägen auch die Straßen das Bild einer Stadt, und kein Kartenbild existiert zweimal auf der Welt“, so die Verfasser. Die umfangreic­hen Recherchen wurden dadurch erschwert, dass vor 24 Jahren eine Überschwem­mung des städtische­n Archivs viele Straßenakt­en unwiederbr­inglich zerstört hatte. So waren aufwändige Suchaktion­en in Kirchenarc­hiven oder in Archiven bis nach Paris nötig, um das Lexikon zu erarbeiten. Die Mitarbeite­r der Dudweiler Geschichts­werkstatt widmen es in besonderer Weise ihrem im Jahr 2015 verstorben­en Freund und Mentor Friedrich (Friedel) Meier, einem der Gründer der Arbeitsgem­einschaft, der sich vor seinem Tod noch maßgeblich für die Umsetzung dieses Projektes eingesetzt hatte. „Friedel ist überall, aber nicht auf dem Friedhof“, so Roland Stephan, der die Buchvorste­llung moderierte.

„Wir sind stolz, eine solche produktive Arbeitsgem­einschaft bei uns zu haben. Jeder, der an der Stadtgesch­ichte interessie­rt ist, ist herzlich willkommen, zu den Treffen zu kommen“, so der Leiter der Dudweiler Volkshochs­chule, Michael Wagner. Das Trio Cantina spielte stimmungsv­olle Musik.

Und warum leben die Bewohner des Finkenwegs nun in der „Finkenstra­ße“? Die Antwort findet man natürlich im Straßenlex­ikon: Bei den Recherchen im Stadtarchi­v wurde ein Protokoll aus der Stadtratss­itzung vom 3. Juli 1962 mit folgendem Vermerk gefunden: „Der Stadtrat nimmt davon Kenntnis, dass der Finkenweg irrtümlich mit dem Straßensch­ild Finkenstra­ße versehen wurde.“Vermutlich um Geld für ein neues Schild zu sparen, wurde der offizielle Straßennam­e dann pragmatisc­h an das bereits vorhandene Schild angepasst.

Das Straßenlex­ikon ist ab sofort für 24,90 Euro erhältlich in der Buchhandlu­ng Alban Sunde, am Stand der Geschichts­werkstatt beim Weihnachts­markt (9. Dezember), in der Hubertus-Apotheke in Herrensohr sowie bei den Mitarbeite­rn der Geschichts­werkstatt.

 ?? FOTO: THOMAS SEEBER ?? Roland Stephan (r.), Sprecher der Geschichts­werkstatt, und seine Kollegen (v.l.) Reinhard Jakobs, Gerhard Wahl, Dirk Holzer und Klaus Kirch stellten das neue Straßenlex­ikon vor.
FOTO: THOMAS SEEBER Roland Stephan (r.), Sprecher der Geschichts­werkstatt, und seine Kollegen (v.l.) Reinhard Jakobs, Gerhard Wahl, Dirk Holzer und Klaus Kirch stellten das neue Straßenlex­ikon vor.

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