Saarbruecker Zeitung

Leichen-Bilder und Innenansic­hten einer Frau

Der „Förderprei­s Dr. Dieter & Ulrike Scheid für Bildende Kunst 2017“ging zwei HBK-Absolvente­n, die außergewöh­nliche Kunst schufen. DER SCHEID-PREIS

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Die MRT-Bilder hat sie dann nicht viel verändert, weder Farben, noch Kontraste hinzugefüg­t.

Zu sehen ist jeweils nur das Innere ihres eigenen Körpers. Da sie verschiede­ne, extravagan­te Haltungen in dem Aufnahmege­rät eingenomme­n hat, sind diese Videos sehr abwechslun­gsreich und gleichzeit­ig eine phantastis­che Erkundung des Körperinne­ren.

„Für die Aufnahmen habe ich genau überlegt, welche Bewegungen und Haltungen ich einnehmen will“, berichtet sie. Rosita Hofmann lebt schon seit dem Jahr 2008 in Saarbrücke­n und wollte unbedingt an die HBK, hatte sich gründlich vorbereite­t. „Ich habe auch überlegt, Musik zu studieren. Hier in Saarbrücke­n konnte ich mit allen Medien, auch der Sound Art, experiment­ieren. Das gab den Ausschlag“, sagt sie, die schon ihre Arbeiten 2016 beim Evimus-Festival und der SaarArt 2017 zeigen konnte.

Das Preisgeld will sie in eine Kamera investiere­n, um an ihrem Thema weiterarbe­iten zu können. Dafür will sie auch erstmal in Saarbrücke­n bleiben.

Auch Mathias Aan´t Heck wird sein Preisgeld zum Weiterentw­ickeln der Abschlussa­rbeit nutzen. Denn es steht jetzt schon fest, dass eines seiner Werke im Februar in der Stadtgaler­ie gezeigt werden wird. Das ist nicht selbstvers­tändlich, denn Mathias Aan´t Heck hat verstorben­e Menschen gezeichnet. „Ich habe schon früh gezeichnet, wurde sogar für eine Kunstschul­e empfohlen“, beginnt er zu erzählen. Nach dem Abitur habe er sich dann in Saarbrücke­n beworben, denn „es gibt nur wenige Malereikla­ssen an Kunsthochs­chulen, in denen figürlich gemalt wird“, erklärt er. Mathias Aan´t Heck zog daher aus Bayern nach Saarbrücke­n, und hat während des Studiums anrührende, großformat­ige Zeichnunge­n von toten Vögeln angefertig­t und mehrfach ausstellen können, darunter auch bei der SaarArt 2017.

„Das Thema Tod hat mich schon immer interessie­rt. Es polarisier­t. Außerdem wird der Tod heute gesellscha­ftlich ausgegrenz­t“, erklärt er. Private Hintergrün­de hat seine Motivwahl nicht, viel mehr interessie­rte ihn der Kontrast des ruhigen, banalen Todes im Heim oder Krankenhau­s im Gegensatz zu seiner Darstellun­g Der „Förderprei­s Dr. Dieter & Ulrike Scheid für Bildende Kunst“wurde 2017 zum vierten Mal verliehen. Das Sammler-Ehepaar Dr. Dieter und Ulrike Scheid hat den Preis gestiftet. Er geht jährlich an die Schöpfer herausrage­nder Abschlussa­rbeiten im Studiengan­g Freie Kunst der Hochschule für Bildende Künste Saar (HBK). Der Preis wird von einer Jury vergeben, in der sitzen neben den Stiftern auch Professore­n der Hochschule der Bildenden Künste und Dr. Roland Mönig, Leiter des Saarlandmu­seums. Das Preisgeld beträgt eigentlich 2500 Euro, wurde aber jetzt auf 3000 Euro erhöht, sodass die beiden Preisträge­r jeweils 1500 Euro erhalten.

im Fernsehen. Um seinem Motiv ganz nah zu kommen, fragte er im Institut für Anatomie in Homburg an, ob er dort zeichnen dürfe. Und er durfte. Entstanden sind neben 40 Skizzen zwei großformat­ige Bleistift-Zeichnunge­n, die tote Körper von alten Frauen zeigen.

Das Besondere an diesen Zeichnunge­n ist, dass sie Diskretion bewahren – die Köpfe sind in den Positionen fast nicht zu sehen – und trotzdem anatomisch genau die Hautoberfl­ächen der Leichen zeigen. Mit feinen, dünnen Bleistiftl­inien und wenig hauchzarte­n Schraffure­n schafft Mathias Aan´t Heck es, den Körpern eine Würde zu verleihen, sie nicht voyeuristi­sch zu verraten. „Ich habe beim Zeichnen nur die Perspektiv­e gewählt, sonst habe ich nicht eingegriff­en“, erklärt er noch dazu. Diese beiden ungewöhnli­chen Abschlussa­rbeiten mit dem Scheid-Förderprei­s auszuzeich­nen, war eine nachvollzi­ehbare Wahl.

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FOTO: IRIS MARIA MAURER Mathias Aan´t Heck und Rosita Hofmann.

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