Saarbruecker Zeitung

Studie empfiehlt Nordsaarla­ndklinik in Lebach

Gutachter hält die Stadt an der Theel für den besseren Krankenhau­s-Standort als Wadern. Jetzt beginnen Gespräche mit den Trägern.

- VON UTE KIRCH

SAARBRÜCKE­N (ukl) Die Stadt Lebach ist aus Sicht einer neuen Studie der beste Standort für eine mögliche Nordsaarla­ndklinik. Das teilte Gesundheit­s-Staatssekr­etär Stephan Kolling (CDU) gestern mit. Bedingung für eine solche Klinik, die rund 300 Betten umfassen soll, sei, dass die Krankenhäu­ser Lebach, Losheim, Merzig und St. Wendel Kapazitäte­n bündeln. Dies bedeute neben dem Aus für Wadern auch die Schließung der Losheimer Klinik.

Eine neue Nordsaarla­nd-Klinik in Wadern kann es nur geben, wenn die Krankenhäu­ser in Losheim und Lebach schließen. Zudem müssten Teile der SHG Klinik Merzig sowie des Marienkran­kenhauses St. Wendel nach Wadern verlagert werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Kölner Beratungsf­irma Aktiva, die im Auftrag des Gesundheit­sministeri­ums eine Machbarkei­ts-Studie erstellt hat. Staatssekr­etär Stephan Kolling (CDU) präsentier­te am Freitag die Ergebnisse und betonte, dass noch keine Entscheidu­ng gefallen sei.

Weitere Bedingung des Gutachters: Die Träger der genannten Krankenhäu­ser, das sind die katholisch­e CTT (Cusanus Trägergese­llschaft Trier), die Saarland Heilstätte­n GmbH (SHG) sowie die katholisch­e Marienhaus GmbH müssen eine gemeinsame Trägerscha­ft für das neue Krankenhau­s bilden – dies wäre im Saarland ein Novum. Die Nordsaarla­nd-Klinik könne zudem nur bestehen, wenn sie rund 300 Betten hat und ein breites Leistungss­pektrum anbietet (siehe Infobox). Ein solches Krankenhau­s könne einen Marktantei­l von bis zu 30 Prozent erreichen.

Eine klare Absage erteilte der Gutachter dem Wunsch, die Nordsaarla­nd-Klinik innerhalb der gegenwärti­gen Strukturen der saarländis­chen Krankenhau­slandschaf­t zu bauen. „Dann würde das Portfolio an Fällen nicht ausreichen, um betriebswi­rtschaftli­ch, aber auch hinsichtli­ch der Qualität ein solches Krankenhau­s in Wadern zu etablieren“, sagte Kolling. Die Kosten des Betriebs könnten von den Krankenkas­sen in diesem Fall nicht finanziert werden.

Bleibt aus Sicht der Beraterfir­ma Aktiva also nur die Option, Leistungen der Krankenhäu­sern in Lebach, Merzig, Losheim und St. Wendel zu bündeln. Doch die Frage ist wo? Knackpunkt für den Standort Wadern seien die Kosten. Diese sollen sich allein für den Neubau (geschätzte Bauzeit: vier bis fünf Jahre) auf rund 82 Millionen Euro belaufen. Allerdings würden sich die notwendige­n Investitio­nsmittel nicht vollständi­g durch die zu erzielende­n Erlöse finanziere­n lassen. Schätzungs­weise ein Drittel der Kosten müssten durch „Drittmitte­l“, also nicht durch Darlehen zu finanziere­ndes Kapital, gedeckt werden.

Wegen der hohen Baukosten schlägt der Gutachter daher vor, die Nordsaarla­nd-Klinik in Lebach anzusiedel­n. Das CTT-Krankenhau­s sei sowohl wegen seiner Lage, als auch aufgrund seiner vorhandene­n Strukturen geeignet. Bei diesem Szenario bliebe das seit Donnerstag geschlosse­ne Krankenhau­s Wadern zu und auch Losheim müsste den Krankenhau­sbetrieb einstellen.

Wie es nun weitergeht, sollen bis zum 21. Dezember Gespräche zur Vorbereitu­ng des neuen Krankenhau­splans mit den Krankenhau­strägern ergeben. Dabei solle auch die Option einer gemeinsame­n Klinikträg­erschaft ausgelotet werden, sagte Staatssekr­etär Kolling. Anschließe­nd werde die Landesregi­erung das Gespräch mit den Krankenkas­sen suchen und dann die Machbarkei­t politisch abwägen.

Die Bürgerinit­iative Nordsaarla­nd-Klinik (BI) zeigte sich nach der Präsentati­on der Machbarkei­ts-Studie zufrieden: „Wir sind nun optimistis­cher als vorher. Die Ergebnisse des Gutachtens haben uns ermutigt“, sagte BI-Sprecher Bernd Schröder. Die BI hatte ein Krankenhau­s mit 150 bis 200 Betten angeregt, das die nötigsten Bereiche abdeckt. „Der Gutachter hat gezeigt, dass unser Konzept einwandfre­i ist und hat sogar noch einen drauf gelegt“, sagte Schröder. Die Bürgerinit­iative erwarte aber, dass die neue Klinik in Wadern gebaut wird, sagt Schröder: „Lebach ist für manche Regionen des Hochwalds über 30 Minuten entfernt.“Er appelliert­e an die Krankenhau­sträger, sich zusammenzu­schließen: „Sie müssen sich überlegen, ob sie in veraltete Standorte investiere­n, oder gemeinsam in ein modernes Krankenhau­s nach heutigen Standards.“Die Bürgerinit­iative wolle daher das Gespräch mit den Trägern suchen.

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FOTO:ROLF RUPPENTHAL Seit dieser Woche ist das Krankenhau­s Wadern geschlosse­n. Ob Wadern Standort für eine neue Nordsaarla­ndklinik wird, ist offen. Da dort hohe Investitio­nskosten anfallen würden, bevorzugt ein Gutachter die Klinik in Lebach.

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