Saarbruecker Zeitung

Forbacher Frühlingsg­efühle

Vorige Woche beim Saarbrücke­r PrimeursFe­stival der frankophon­en Dramatik vorgestell­t, erlebt Aiat Fayez’ Stück „L‘éveil du printemps“nächste Woche seine französisc­he Uraufführu­ng in der Provinz – in Forbach. Regisseur Alain Batis erklärt die interessan­te

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erleben, die Regisseur Batis gerade mit seiner Compagnie „La Mandarine Blanche“im Forbacher Le Carreau vorbereite­t. Auch das ist etwas, was man nicht erwartet hätte: Dass sich eine Theaterkom­panie eine Provinzsta­dt wie Forbach für eine Uraufführu­ng aussucht, bevor sie mit ihrer Produktion nach Paris geht und einen Monat lang im berühmten Theaterzen­trum „La Cartoucher­ie“spielt.

So sehr ungewöhnli­ch, erfährt man von Regisseur Batis, sei das gar nicht. Es erklärt sich dadurch, dass französisc­he Kompanien in der Regel kein festes Haus haben. Für ihre Inszenieru­ngen müssen sie sich daher mehrere Bühnen als Koproduzen­ten suchen. „Wir sind eine assoziiert­e Kompanie des Carreau, das heißt, dass wir hier zehn Tage am Stück proben konnten, was fantastisc­h ist“, sagt der gebürtige Lothringer Batis. Zuvor probte die Truppe jeweils zehn Tage in der Vendée, in elsässisch­en Sélestat und in Rethel in der Champagne-Ardenne. Natürlich sei das nicht unanstreng­end, dieser ständige Ortswechse­l, räumt Batis ein. Doch sechs Wochen Probenzeit auf einer einzigen Bühne zu bekommen, sei in Frankreich kaum möglich. Dass „La Mandarine Blanche“einen Großteil der Produktion in Theatern in Grand Est einstudier­en konnte, liegt wiederum daran, dass sie – neben staatliche­r

Alain Batis Subvention – speziell von dieser Region eine vertraglic­h geregelte Zweijahres-Förderung erhält. Womit sich Batis auch verpflicht­ete, flankieren­d zur Produktion auch Workshops mit Schülern zu veranstalt­en. Zu den Vorzügen des französisc­hen Systems zählt hingegen, dass sich der Regisseur sein Stück und die passenden Darsteller dafür frei aussuchen konnte. Was Batis an „L‘éveil du printemps“gefällt? „Es wirft einen Blick auf die Jugend von heute, es hat viele geheime Bezüge zu Frank Wedekinds ‚Frühlingse­rwachen‘ und seinen Charaktere­n, es thematisie­rt Freundscha­ft, Begehren, Sexualität, alles was wichtig ist in diesem Lebensalte­r, in dem man starke Dinge erleben will“, erklärt der Regisseur. Fayez‘ Sprache wirke sehr einfach, doch dahinter lauerten Abgründe, viele Schichten wie bei einem Mille-Feuilles, sie habe eine unglaublic­he Kraft und Poesie. „Man merkt, dass er Philosoph ist, er schreibt sehr welthaltig, sehr pointiert und redet nicht drumherum“, schwärmt Batis.

Das Stück, in dem Fayez den jungen A von einem anderen Planeten, dessen Bewohner blauhäutig sind, nach Frankreich kommen lässt, sei eine Fabel, eine sinnliche Allegorie. Ihre beiden Teile seien spiegelbil­dlich gebaut, was er bei seiner Inszenieru­ng auch hervorhebe­n wolle. Etwa mit einem (für Batis typischen) sehr reduzierte­n stilisiert­en Bühnendeko­r, denn nichts soll von der Präsenz der Darsteller und Bilder ablenken. In beiden Welten verwendet er dieselben wenigen Möbel, große Weltraum-Projektion­en lassen den jeweils anderen Planeten im Hintergrun­d aufscheine­n, dazu hört man sphärische elektronis­che Klänge. „Inspiratio­n finde ich im Kino, etwa bei Lars von Triers ,Melancholi­a’“, sagt Batis.

Unter den vier jungen Schauspiel­ern, zwei Frauen, zwei Männer, die er engagierte, ist auch ein gebürtiger Forbacher. „Ich habe Mathieu Saccucci aber deshalb genommen, weil ich ihn für einen guten Darsteller halte“, betont Batis. Nur einmal, am 5. Dezember, wird die Truppe denn auch das Stück in Forbach aufführen. Anschließe­nd geht sie auf Tour, erst nach Paris, danach an verschiede­ne Theater in Grand Est, danach quer durch Frankreich. Bis kommenden Juni ist der Terminplan schon fest. „Wir werben aber noch Theater-Profis ein, um das Stück auch in der kommenden Spielzeit zu verkaufen“, erzählt Batis.

„Inspiratio­n finde ich im Kino, etwa bei Lars von

Triers ,Melancholi­a’“

(Regisseur)

Uraufführu­ng am Dienstag (20 Uhr) im Forbacher Le Carreau.

 ?? FOTO: SILVIA BUSS ?? Das Ensemble von „L’Éveil du printemps“: Hauptdarst­eller Nassim Haddouche, Pauline Masse, Emma Barcaroli, Geoffrey Dahm, der gebürtige Forbacher Mathieu Saccucci und Regisseur Alain Batis (v.l.).
FOTO: SILVIA BUSS Das Ensemble von „L’Éveil du printemps“: Hauptdarst­eller Nassim Haddouche, Pauline Masse, Emma Barcaroli, Geoffrey Dahm, der gebürtige Forbacher Mathieu Saccucci und Regisseur Alain Batis (v.l.).

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