Saarbruecker Zeitung

Dämpfer für Britz’ Zuversicht

-

Über eine Milliarde Schulden und trotzdem gute Laune: Optimistis­ch blickten Oberbürger­meisterin Charlotte Britz und Finanzdeze­rnent Ralf Latz in dieser Woche in die Zukunft. Bis 2021 wollen die beiden SPD-Politiker das jährliche Minus im Haushalt deutlich zurückfahr­en und ab 2020 Schulden abbauen. Der Sanierungs­plan, den die Stadtverwa­ltung mit dem Land ausgehande­lt hat, soll sogar übertroffe­n werden.

Fakt ist aber: 2018 muss die

Stadt nochmal 13 Millionen Euro neue Schulden machen. Und ob der mittelfris­tige Plan der Verwaltung so aufgeht, ist keineswegs sicher. Dabei hält sich der Kämmerer an die Steuerschä­tzung des Landes. Der Fonds zur Finanzieru­ng der deutschen Einheit werde auslaufen und die Stadt ab 2020 mehr Steuergeld in der Kasse haben. Aber es bleiben einige Fragezeich­en. Erstens: Die Zinsen werden irgendwann wieder steigen und die Kredite verteuern. Es wäre fatal, wenn die Stadt auf ihren Altschulde­n sitzenblie­be. Die Liquidität­skredite betrugen Ende 2016 sage und schreibe 785 Millionen Euro. Zweitens werden die Sozialausg­aben unter anderem wegen der zunehmende­n Altersarmu­t weiter steigen. Das kostet die Stadt im nächsten Jahr rund 150 Millionen Euro, die sie als Umlage an den Regionalve­rband zahlen muss. Die ist jedes Jahr der größte Posten im Saarbrücke­r Haushalt. Drittens ist nicht sicher, dass die Gewerbeste­uer so weiterspru­delt.

Einen Dämpfer bekam Britz’ Optimismus am Freitag von Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU). Er ließ mitteilen, dass Saarbrücke­n eine der am höchsten verschulde­ten Kommunen Deutschlan­ds ist und sich die Haushaltss­ituation so zugespitzt hat, dass Saarbrücke­n eine überschuld­ete Kommune sei. Deshalb werde die Stadt viele Auflagen erfüllen müssen, kündigte Bouillon noch vor der Haushaltsp­rüfung an – das klingt nach harten Verhandlun­gen zwischen Stadt und Land.

Britz hofft jetzt bei den hohen Sozialausg­aben und bei den Altschulde­n auf Hilfe aus Berlin.

Sie setzt auch auf die Unterstütz­ung des Saarländer­s und Kanzleramt­s-Chefs Peter Altmaier (CDU). Ob der sich für die Kommunen ins Zeug legt? Britz weiß, dass sie viele Verbündete braucht. Deshalb ist es richtig, dass sich 70 hoch verschulde­te Städte in dem Bündnis „Für die Würde unserer Städte“zusammenge­schlossen haben. Die müssen jetzt viel Druck machen, damit sich beim Bund etwas bewegt. Trotz eines Sparprogra­mms und Erhöhungen der Gewerbeund Grundsteue­r, die Wirtschaft und Bürger belasten, kommt Saarbrücke­n nicht aus der Schuldenfa­lle. Auch beim Personal wird irgendwann nicht noch weiter gespart werden können, ohne dass die Dienstleis­tungen für die Bürger darunter leiden. Wie Britz richtig sagte: Die Bürger jeder Stadt haben eine Würde, egal ob im verschulde­ten Saarbrücke­n oder im reichen Stuttgart. Gerade dafür sollten die Kommunen gemeinsam kämpfen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany