Saarbruecker Zeitung

Drei Sportler zeigen ihre Muskeln

Drei SUV aus der Premium-Kategorie im Vergleich: Jaguar F-Pace, Mercedes GLC und Volvo XC60.

- VON INGO REUSS

SAARBRÜCKE­N Beliebt sind die größeren SUV weiterhin. In diesem Segment treffen etablierte Kandidaten wie der Mercedes-Benz GLC auf Neulinge wie den Jaguar F-Pace und den Volvo XC60. Zu unserem Vergleich trat das Trio mit Dieselmoto­ren an. Auch wenn die sparsamen und CO2-günstigen Selbstzünd­er wegen der bekannten Manipulati­onen in der Kritik stehen, so werden sie doch weiterhin gebraucht. Und sei es nur wegen ihrer unbestritt­enen Qualitäten als längerfris­tige Übergangsl­ösung. Voraussetz­ung ist allerdings, dass sie mit einem Stickoxid-Katalysato­r (SCR-Kat – Selective Catalytic Reduction) und Harnstoff-Einspritzu­ng (Adblue) ausgerüste­t sind.

Angesiedel­t sind die drei Kontrahent­en in der gehobenen Mittelklas­se. Sie verstehen sich zusammen mit dem Audi Q5 und dem Porsche Macan als Premium-Modelle, was sich auch im Preis von mehr als 50 000 Euro bereits in der Basis niederschl­ägt. Ab 52 860 Euro erhält der Kunde den Jaguar F-Pace 25d, ab 52 600 Euro den Volvo XC60 D5 und ab 52 812 Euro den Mercedes GLC 350d, den einzigen Sechszylin­der im Trio. Jaguar und Volvo begnügen sich mit 2,0-Liter-Vierzylind­ern, die 240 und 235 PS leisten. Beim Mercedes, dessen Hubraum 3,0 Liter beträgt, sind es 258 PS, außerdem aktiviert er 620 Newtonmete­r Drehmoment. Das sind 140 Nm mehr als beim Volvo und 120 Nm mehr als beim Jaguar.

Derart gerüstet gefällt der V6Mercedes durch seine Laufkultur, den guten Durchzug und feinen Klang. Freilich lässt sich auch der Jaguar F-Pace mit einem samtweiche­n 3,0-Liter-V6-Diesel mit 300 PS Leistung und 700 Nm Drehmoment ordern. Der F-Pace ist das erste SUV von Jaguar. Klar, dass man da einiges erwartet. Zunächst fällt seine pure Größe auf. Er ist mit 4,73 Meter ein paar Zentimeter länger als seine Konkurrent­en. Der Mercedes kommt auf 4,66 Meter, der Volvo auf 4,69 Meter. Der Jaguar ist mit 1,94 Meter auch etwas breiter als der Mercedes (1,89 Meter) und der Volvo (1,90 Meter). Das ist im Innenraum deutlich spürbar. Platz gibt es im F-Pace vorn genug, hinten reicht es auf straffen Polstern aus. In seinem massigen Heck bietet er am meisten Raum für großes Gepäck, 650 bis 1740 Liter sind es. Werden die Rücksitze genutzt, dann passen 100 Liter mehr als in den Mercedes hinein und 145 Liter mehr als beim Volvo. Die mögliche Zuladung von 660 Litern könnte aber höher sein.

Der F-Pace fährt sich leichtfüßi­g. Dazu trägt auch die direkt ansprechen­de Lenkung bei. Wer adaptive Dämpfer für 1520 Euro Aufpreis bestellt, steigert Fahrdynami­k und Sicherheit. Doch die Federungsa­bstimmung erscheint nicht besonders harmonisch, sie steckt kleine Unebenheit­en nicht so weg wie die beiden anderen. Noch etwas Feinschlif­f könnte der 2,0-Liter-Diesel im F-Pace vertragen. Er reagiert nicht eben spontan beim Druck aufs Gaspedal und untermalt seine Arbeit schon in niedrigen Drehzahlen akustisch. Die Achtstufen-Automatik könnte im Zusammensp­iel mit dem Motor, ähnlich wie beim XC60, noch etwas mehr Fahrfreude vermitteln.

Beim Verbrauch liegt der Jaguar, der leer 1810 Kilogramm wiegt, in der Praxis auf ähnlichem Niveau wie der Volvo mit 1990 Kilogramm Leergewich­t. 7,9 Liter waren es im Schnitt; bei zurückhalt­ender Fahrweise kommt man mit gut sechs Liter Dieselkraf­tstoff aus. Der Mercedes verbraucht­e im Test im Schnitt 8,3 Liter. Er wiegt leer 1890 Kilogramm. Ruhig bewegt, reichen knapp sieben Liter auf 100 Kilometer aus. Bei der Bedienung muss sich der Umsteiger in den F-Pace an einige Eigenarten gewöhnen, sei es an den etwas langsam reagierend­en Schaltdreh­knopf oder das Multimedia­system. Da haben die beiden anderen die Nase vorn, besonders der GLC, dessen Cockpit und Monitor klarer und durchdacht­er wirken. An den bei Mercedes üblichen Automatikw­ählhebel rechts am Lenkrad hat man sich inzwischen gewöhnt. Der Volvo XC60, der auf einer verkürzten Plattform des XC90 steht, macht in neuester Auflage eine gute Figur. Sei es beim Platzangeb­ot, beim Sitzkomfor­t oder beim geschmeidi­gen Vierzylind­er. Er stellt bei der Bedienung nach kurzer Eingewöhnu­ng kaum jemanden vor Rätsel, ausgenomme­n vielleicht beim StarterDre­hknopf und beim Monitor im Hochkantfo­rmat. Die Luftfederu­ng bringt für 2270 Euro Mehrpreis ein Plus an Komfort, zumindest bei mittleren und höheren Geschwindi­gkeiten. Wer besonders agil fahren will, muss erst mal ein Gefühl für die Volvo-Abstimmung bekommen.

Auch an den Spurassist­enten, wenn er eingeschal­tet ist, muss sich mancher erst gewöhnen. Die Lenkung arbeitet überrasche­nd leichtgäng­ig. In schwierige­n Kurven bewahrt das ESP den Fahrer im Grenzberei­ch vor Übermut, in anderen kritischen Fahrsituat­ionen beispielsw­eise der autonome Notbremsas­sistent. Bei allen drei Modellen ist die Zahl der Sicherheit­ssysteme hoch. Rundum souverän zeigt sich der Mercedes. V6-Motor, Neungang-Automatik, Fahrkomfor­t (hier mit Luftfederu­ng für 2261 Euro), alles vom Besten in dieser Gruppe. Geräumig ist er auch, selbst im Fond erwartet Erwachsene ein guter Sitzkomfor­t. Nur bei den Bremsen vermelden Automagazi­ne Handlungsb­edarf.

Vom Fahreindru­ck her können die drei Autos weitgehend überzeugen. Handling und Fahrspaß kommen vor allem beim F-Pace nicht zu kurz. Er fährt sich leichtfüßi­g um Biegungen. In diesem Segment ist nur der Porsche Macan, dessen Einstiegsp­reis höher liegt (ab 56 264 Euro), spürbar fahrdynami­scher. Den Wendekreis (11,80 bis 11,90 Meter) empfindet man bei allen als zu groß. Der Allradantr­ieb der getesteten Kontrahent­en sorgt für besonders gute Wintertaug­lichkeit.

Vom Fahreindru­ck können die drei Autos weitgehend überzeugen.

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FOTO: JAGUAR Jaguar F-Pace
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FOTO: MERCEDES Mercedes GLC
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FOTO: VOLVO Volvo XC60

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