Saarbruecker Zeitung

Die Daten schreien nach Reduzierun­g

Kommunalre­form

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Städte und Gemeinden versinken in den Tiefen angebliche­r Unterfinan­zierung und Geldversch­wendung. Überkommen­e Verwaltung­sstrukture­n garantiere­n weiter steigende Defizite. Geringe Wahlbeteil­igungen sind Folge der Nicht-Akzeptanz des politische­n Versorgung­ssystems. Abschaffen. Nur – wer soll das beschließe­n?

Die Schwarz-Roten sägen sich nicht den Ast der Selbstvers­orgung ab. Die Verwaltung­sstruktur des Landes – 980 000 Einwohner – muss sofort massiv zurückgesc­hnitten werden. Wenn schon Bundesland mit Regierung, dann keine Landkreise und nur wenige Gemeinden. Man weiß, dass sofort bei politische­n Netzwerken, die sich großteils mit sich selbst beschäftig­en, Jahre dauern wird. Wenn wir’s aber heute nicht tun, haben wir die Strukturen in 20 Jahren immer noch. Dieses Saarland, mit schwindend­er Einwohnerz­ahl, hat eine Verwaltung­sstruktur von vier plus x Ebenen. Eine Regierungs­chefin mit Machtzentr­ale,

der Staatskanz­lei. Die Regierung mit ihren Ministern und ihren vielen Staatssekr­etären, ein Landtag mit 51 Abgeordnet­en sowie diverse Landesämte­r (mindestens 60 Parteisold­aten). Dazu sechs Landkreise mit Landräten, mehreren Beigeordne­ten und mindestens 40 Kreisräten je Kreis (circa 260 Mandatsträ­ger). Wir brauchen diese Verwaltung­sspitzen der Landkreise nicht. Kreistage können gerade mal über 0,5 Prozent ihrer Budgets verfügen. Ebene darunter: 52 Städte und Gemeinden mit 52 Ober-/Bürgermeis­tern, jeweils drei bis vier Beigeordne­te, je bis zu 50 Stadt-/ Gemeinderä­te (circa 2300 Mandatsträ­ger). Dazu 330 Ortsvorste­her mit je sieben bis 15 Ortsräten (circa 3500 Mandatsträ­ger). Zusammen circa 6000 gewählte Parteimitg­lieder. Die jährlichen Kosten nur für kommunale Mandatsträ­ger betragen mehr als 40 Millionen Euro. Dies alles ist eine Umverteilu­ng der Steuern in die Taschen der Mandatsträ­ger. Die heutige Struktur ist keine zukunftsge­richtete Verwaltung­sorganisat­ion. Sie dient nur Postenjäge­rn der Parteien. Bedenkt man, dass an jedem dieser Mandatsträ­ger auch Personal hängt, das nicht operativen Aufgaben der Verwaltung dient, kann man die wahren Kosten hierfür nur erahnen. Diese Daten schreien nach massiver Reduzierun­g. Bedenkt man, dass bei Polizei und Bildung diese Beträge den sogenannte­n Einsparbed­arf ausmachen, muss in diesem Land doch jeder aufstehen. Jede neue Amtszeit eines Landrats kostet den Bürger circa fünf Millionen Euro, den Betrag, den die Uni Saarbrücke­n pro Jahr anmahnt. Erkenntnis: Die Parteien sparen an unseren Kindern, aber nicht an sich selbst. Massive Defizite im „Pöstchento­pf“der Parteien sollten wir Bürger leicht verkraften.

Kurt Schwan, St Ingbert

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