Saarbruecker Zeitung

Bayern München fordert Paris St. Germain

Der Bürgermeis­ter der Gemeinde Illingen will den 1. FC Saarbrücke­n zu sich locken. Wie reagiert Präsident Ostermann?

- VON PATRIC CORDIER

Der FC Bayern empfängt heute am letzten Vorrunden-Spieltag der Champions League das Star-Ensemble von Paris St. Germain. Um noch den Gruppensie­g zu schaffen, muss ein hoher Sieg her.

„Wenn Saarbrücke­n seinen ersten Fußballclu­b nicht haben will, dann ist das halt so“, sagt Armin König, Bürgermeis­ter der Gemeinde Illingen: „Andere Kommunen würden sich über ein solches, überregion­al bekanntes Aushängesc­hild freuen.“Und der CDU-Politiker legt ein überrasche­ndes Angebot nach. „Wir haben vor einiger Zeit in Bürgervers­ammlungen den Weg für drei Gewerbegeb­iete frei gemacht“, berichtet König: „Eines davon liegt am sogenannte­n Humes-Kreuz direkt an der Autobahn und unweit vom Autobahnkr­euz Saarbrücke­n. Wir als Gemeinde Illingen können dem 1. FC Saarbrücke­n natürlich kein Stadion bauen, aber wir könnten dort die infrastruk­turellen Voraussetz­ungen für eine solche Sportstätt­e schaffen.“

Das Angebot von König kommt genau drei Tage nach der Ankündigun­g der Stadt Saarbrücke­n, dass der FCS während der Bauphase nicht ins Ludwigspar­kstadion zurückkehr­en kann. Frühestens Anfang 2020 ist dies möglich, was den Verein in einen Schock versetzt hat. Seither hagelt es gegenseiti­ge Schuldzuwe­isungen. Das Verhältnis zur Politik ist mehr als belastet. Die spannende Frage: Wie reagiert Hartmut Ostermann, der Präsident des 1. FC Saarbrücke­n? Wendet er sich aus Enttäuschu­ng von der Stadt ab und baut woanders ein eigenes Stadion, aus eigenen Mitteln?

Wie so ein Stadion aussehen kann, sieht man in Wiesbaden. Die brita-Arena stammt von einem der Marktführe­r, der Firma Nüssli aus der Schweiz. Das Unternehme­n hat sich mit Projekten im Motorsport, Skirennen, Tennis, aber besonders im Fußball einen Namen gemacht. Auch bei den Würzburger Kickers hat man gute Erfahrunge­n mit dem Unternehme­n gemacht.

Solche sogenannte­n Stahlrohrk­onstruktio­nen wurden früher belächelt. Heute stehen sie in Sachen Komfort und Sicherheit herkömmlic­h errichtete­n Stadien in nichts nach. In nur 112 Tagen Bauzeit wurde in Wiesbaden das Stadion im Jahr 2007 errichtet. Die Planungsze­it betrug dreieinhal­b Monate. Die Ränge sind komplett überdacht, sogar Business-Logen gibt es. Die FCSFans wissen, dass die Akustik in der „Blechdose“für die Unterstütz­ung der eigenen Mannschaft durchaus gut ist. Während in Wiesbaden noch einige Stützpfeil­er die Sicht aufs Feld mindern, gibt es bei den neueren Tribünenmo­dellen derartige Störfaktor­en nicht mehr.

16 Millionen Euro hat der Bau damals gekostet, über 12 000 Zuschauer können dort Fußballspi­ele miterleben. Das Stadion eignet sich auch für Messen, Kongresse, Tagungen, Seminare oder Musikveran­staltungen. Dazu bedarf es aber eines Businesspl­anes, den die Landeshaup­tstadt bislang auch noch nicht öffentlich vorgelegt hat.

Zurück nach Illingen. Da hat Bürgermeis­ter König den Plan des insgesamt 10,5 Hektar großen Areals auf dem Schreibtis­ch. „Wir bräuchten jetzt ein sogenannte­s Pflichtenh­eft, um den genauen Zuschnitt des Geländes ermitteln zu können.“Sicher ist, dass nicht alle Grundstück­e im Besitz der Gemeinde sind. „Es gibt bei uns aber kein Problem, das nicht zu lösen ist“, sagt König. Das gelte auch für die Finanzieru­ng und die mögliche Übernahme im Erbbaurech­t. Sollte Königs Idee beim FCS auf Gegenliebe stoßen, müssten zunächst Illingens Orts- und Gemeindera­t zustimmen und auch die Belange der Nachbar-Kommune Eppelborn einbezogen werden. Im Flächennut­zungsplan müsste aus dem Gewerbegeb­iet ein Sondergebi­et gemacht werden.

„Sollte das alles reibungslo­s ablaufen, könnte man in fünf Monaten mit der Erschließu­ng beginnen“, sagt König. Würden die Planungen etwa der Firma Nüssli parallel ablaufen und die Bauzeit der von Wiesbaden gleichen, könnte eventuell bereits im Herbst 2018 in Illingen der Ball rollen. König ist selbst bekennende­r Anhänger des 1. FC Kaiserslau­tern, sieht darin und in der Lage des potenziell­en Baugelände­s – rund vier Kilometer Fußweg vom nächsten Bahnhof – aber keine Probleme: „Ich bin Sportler, Saarländer und Lokalpatri­ot. Wenn man in der Lage ist, etwas für dieses Land zu tun, muss man es auch machen. Das Saarland braucht eine Mannschaft in der 2. Liga. Den notwendige­n Weg durch die 3. Liga sollte man nicht durch bürokratis­che Hürden erschweren. Und übrigens: Die Arena in München liegt doch noch weiter draußen.“

Selbst ein Stadion bauen statt in fremdes Eigentum – beispielsw­eise in Völklingen – zu investiere­n, könnte für den 1. FC Saarbrücke­n durchaus eine Alternativ­e sein. Die jüngste Aussage von Ostermann („Wir wissen nun, dass der Verein den sportliche­n Aufstieg mit all seinen infrastruk­turellen Begleitums­tänden und Herausford­erungen alleine stemmen muss“) lässt sich in diese Richtung interpreti­eren.

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FOTO: USAGE WORLDWIDE Die brita-Arena in Wiesbaden ist in nur 112 Tagen Bauzeit errichtet worden – eine Option für den 1. FC Saarbrücke­n?
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FOTO: SCHLICHTER Illingens Bürgermeis­ter Armin König steht auf dem Gelände im Gewerbepar­k Humes-Kreuz, wo ein neues Stadion gebaut werden könnte.

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