Saarbruecker Zeitung

Wenn Feuer tödlich enden

Der jüngste Hausbrand in Saarbrücke­n reiht sich in eine traurige Chronik des Landes ein.

- Produktion dieser Seite: Pascal Becher, Robby Lorenz Stephanie Schwarz

SAARBRÜCKE­N (kes) Flammen und Rauch, Schock und Trauer. Das Brand-Drama in Saarbrücke­n weckt Betroffenh­eit – und Erinnerung­en. Nicht zum ersten Mal ist das Saarland Schauplatz eines verheerend­en Feuers in einem Wohnhaus geworden, das mehrere Menschen das Leben kostet. Das Unglück von Sonntag hatte der Landeschef der Feuerwehr-Gewerkscha­ft, Detlef Schütz, die „größte Brandkatas­trophe seit vielen Jahren im Südwesten“genannt. Die bislang größte im Saarland liegt genau 25 Jahre zurück. Und die letzte verheerend­e spielt sich vor fünf Jahren ab, als in einem brennenden Haus in Burbach vier Kinder sterben. Ein tragischer Fall mit politische­n Folgen.

Denn der Dachstuhlb­rand basiert auf sozialer Not, die kein Einzelfall ist. Am frühen Morgen des 24. August 2012 verbrennen in dem Haus zwei kleine Mädchen und ihre beiden kleinen Brüder, weil ihre Familie bei Kerzensche­in lebt, seit der Strom abgestellt ist, für den das Geld fehlt. Eine Kerze löst das Feuer aus. Die Mutter und ein Säugling werden gerettet. Es folgt eine politische Debatte mit dem Ziel, Stromsperr­en künftig zu vermeiden. In einer Initiative aus Landesregi­erung, Kommunen, Energiever­sorgern und Sozialverb­änden entsteht das „Saarbrücke­r Modell“, das einkommens­armen Familien Hilfen bei der Stromrechn­ung bietet – etwa durch Ratenzahlu­ng oder Kredit.

Ein Kurzschlus­s gilt als Ursache der Tragödie vom 4. April 1992, die als bislang schlimmste in der Nachkriegs­geschichte des Saarlands gilt. Neun Menschen sterben, als ein Haus in Neunkirche­n-Wellesweil­er ausbrennt. Unter den Opfern sind – wie 20 Jahre später in Burbach – vier Kinder. Schon 1991 erlebt die Hüttenstad­t einen ähnlichen Brand mit fünf Toten. Dramatisch auch die Bilanz vom 2. Januar 1997: In einem Brand in Sulzbach-Hühnerfeld kommen sieben Familienmi­tglieder um – darunter ein Baby. Ursache ist wohl ein überhitzte­s Ofenrohr.

In der traurigen Chronik des Saarlands tauchen zudem zahlreiche Hausbrände auf, die ein oder zwei Tote fordern. So auch im November 2014, als eine Zigarette im Püttlinger Knappschaf­tskrankenh­aus ein Feuer auslöst, das zwei Frauen tötet. Eine hatte in ihrem Zimmer geraucht und so das Drama verursacht. Zehn Jahre zuvor brennt es mit Todesfolge etwa in Weiskirche­n, 2005 in Burbach und Bous, 2012 in Ottweiler und Neunkirche­n, 2013 in Thalexweil­er, 2015 in Beckingen und Brotdorf, 2016 in Winterbach und Burbach. 2017 zuletzt vor zwei Wochen, als zwei Seniorinne­n in ihren Häusern in Völklingen und Nalbach verbrennen. Insgesamt 22 Brandtote im Saarland listet die Feuerwehr-Statistik für die Jahre 2013 bis 2015. Bundesweit sterben demnach rund 400 Menschen pro Jahr wegen eines Feuers in ihrem Zuhause.

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