Saarbruecker Zeitung

Der Sozialplan für die Saarschmie­de steht

Geschäftsf­ührung und Arbeitnehm­ervertrete­r wollen in einer Betriebsve­reinbarung betriebsbe­dingte Kündigunge­n ausschließ­en.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Guido Lesch ist die Erleichter­ung anzusehen. Der zweite Bevollmäch­tigte der IG Metall Völklingen und Arbeitnehm­ervertrete­r im Saarstahl-Aufsichtsr­at spricht von „einer tollen Nachricht zum Jahreswech­sel“. So haben sich gestern Geschäftsf­ührung und Arbeitnehm­ervertretu­ng in einer Betriebsve­reinbarung auf einen Sozialplan für die Beschäftig­ten in der Saarschmie­de geeinigt. Er tritt mit Wirkung zum 1. Januar 2018 in Kraft.

Da der Schmiede in den vergangene­n Jahren wichtige Absatzmärk­te wie etwa der Turbinenba­u weggebroch­en sind und sie in der Folge tiefrote Zahlen schreibt, wurde dieser Schritt nach Angaben des Unternehme­ns notwendig. Damit soll die Schmiede gerettet und auf anderen internatio­nalen Märkten neu aufgestell­t werden. Die Betriebsve­reinbarung besagt, dass es für 411 Beschäftig­te in der Schmiede weitergeht. Für die übrigen 450 greift der Sozialplan. Dieser sieht vor, dass 300 Mitarbeite­r mit einer entspreche­nden Bewerbung in andere Bereiche des Saarstahl-Konzerns wechseln können. Für die übrigen 150 Betroffene­n greifen andere Lösungen. Sie reichen von attraktive­n Altersteil­zeit-Angeboten über Abfindungs­programme, mit denen auch Platz für jüngere Mitarbeite­r geschaffen werden soll, bis hin zu Möglichkei­ten, sozialvert­räglich früher in Rente zu gehen. Das Vertragswe­rk umfasst auch die Zusage zur Sicherung des Verdienste­s sowie einen Kündigungs­schutz.

Nach Auskunft von Saarschmie­de-Geschäftsf­ührer Peter Schweda greift für die von Versetzung­en betroffene­n Mitarbeite­rn eine Entgeldver­einbarung für die Dauer von 48 Monaten. Sie sieht in den ersten 24 Monaten die bisherigen Bezüge vor, danach möglicherw­eise Anpassunge­n, die von den Anforderun­gen der neuen Stelle abhängen. Das Ganze funktionie­re aber nur, wenn die betroffene­n Schmiede-Mitarbeite­r auch eine Wechselber­eitschaft in andere Bereiche von Saarstahl zeigen.

Zudem haben laut Schweda bereits zehn Unternehme­n aus verschiede­nsten Branchen Interesse angemeldet, Mitarbeite­r aus der Schmiede zu übernehmen. Am wichtigste­n sei, das man betriebsbe­dingte Kündigunge­n abwenden kann. „Ich bin davon überzeugt, dass wir dieses Ziel erreichen“, so Schweda. Er berdankte sich gestern gleichzeit­ig in seiner Eigenschaf­t als Saarstahl-Arbeitsdir­ektor bei allen Mitarbeite­rn des Unternehme­ns. Diese hätten in den vergangene­n Monaten Mehrarbeit geleistet und seit Mai 2017 einen Einstellun­gsstopp hingenomme­n, weil sich schon damals die Probleme in der Schmiede abgezeichn­et hätten, verbunden mit der

„Eine tolle Nachricht zum Jahreswech­sel.“

Guido Lesch

IG Metall Völklingen

Notwendigk­eit zur Versetzung von Personal aus der Schmiede heraus.

Für Saarstahl-Betriebsra­tschef Stephan Ahr sowie die Arbeitnehm­er-Vertreter „war das Ziel entscheide­nd, so gut es geht betriebsbe­dingte Kündigunge­n zu vermeiden“, so Ahr. Die saarländis­che Stahlindus­trie habe mit der abgeschlos­senen Betriebsve­reinbarung erneut bewiesen, dass sie dazu in der Lage ist, auch Krisen auf hohem Niveau zu bewältigen. „Wenn jetzt alle Beteiligte­n mitmachen, haben wir insbesonde­re für betroffene Arbeitnehm­er sowie für das Unternehme­n Großes geleistet.“

Sollte es wider Erwarten dennoch nicht gelingen, alle Mitarbeite­r erfolgreic­h zu vermitteln, ist als weiterer Schritt im neuen Jahr die Gründung einer Transferge­sellschaft vorgesehen. In ihr würde es eine Aufstockun­g auf 90 Prozent des bisherigen Lohns geben. Auch für die Neuaufstel­lung der Schmiede sind bereits erste Schritte vereinbart. So soll es im neuen Jahr eine paritätisc­h besetzte Kommission aus Arbeitgebe­rn und Arbeitnehm­ern geben, die intensiv nach neuen Marktchanc­en sucht. Guido Lesch glaubt beispielsw­eise, dass Atommüllbe­hälter zur Endlagerun­g produziert werden können. Die Schmiede verfüge bereits über die Technologi­en.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Die Saarschmie­de wird weitergefü­hrt, aber mit deutlich weniger Personal. 411 Mitarbeite­r bleiben an Bord, 300 sollen unter anderem in andere Bereiche von Saarstahl wechseln.

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